PR Tefroder 01 - Das genetische Siegel
ging bis zur Abzweigung, um zu beobachten.
Der vogelartige Haneul Bitna stand wenige Meter von den beiden Gui Col entfernt. Einer blutete aus einer Wunde am Brustkorb. Der zweite, mit nach wie vor intaktem Schutzschirm, richtete eine Strahlerwaffe auf Avryl Sheremdocs Hinterkopf. »Ich will den Vortex-Navigator«, sagte er. »Liefert ihn aus, und ich lasse diese Frau leben. Wir werden eure Schiffe ohnehin entern und den Piloten in unsere Gewalt bekommen. Ihr könnt es euch um einiges leichter machen.«
»Warum bist du dann hier, wenn du so siegessicher bist?« Bitnas Schnabelhälften klapperten rhythmisch.
»Du weißt genau, weshalb. Ich bin eine Absicherung, und ich werde meine Mission auf jeden Fall erfüllen. Der Pilot ist wichtig, für euch wie für uns. Ihr werdet ihn zu schützen versuchen. Der Versuch wäre jedoch fatal. Die Botschaft, die ich euch bringe, lautet wie folgt: Liefert ihn aus! Ich bin Fenji Eichach und spreche im Namen unseres Anführers Cha Panggu. Es geht bei dieser Entscheidung nicht etwa nur um das Leben dieser Frau. Wenn ihr ihn nicht ausliefert, werden wir jeden an Bord töten. Das ist jedoch nicht notwendig. Ihr könnt überleben. Wir wollen nur das Schiff und den Navigator.« Er wandte sich an seinen verletzten Begleiter. »Zeig ihm die Sprengkörper, die du bei dir trägst.«
Aus einer amorphen Masse im Bauchraum des Verwundeten schob sich ein biegsamer, gewundener Arm, an dessen Ende sich eine Greifhand entfaltete und aus einer Seitentasche der Rüstung zwei nachtblaue, metallene Stäbe zog.
Kefauver atmete tief ein. Wenn diese Bomben dieselbe Sprengkraft besaßen wie jene, die das Chaos in der Lagerhalle angerichtet hatte, drohte die Situation zu eskalieren. Er musste eingreifen. Langsam, noch immer in Deckung, hob er seinen Strahler. Er würde sich nicht auf Diskussionen mit den Angreifern einlassen. Und schon gar nicht auf Drohungen achten. Wenn es so weit kam, war jede Verteidigung von vornherein zum Scheitern verurteilt.
Er wandte sich um, um Parizhoon aufzuhalten. Doch der Roboter war bereits verschwunden. Ein Schott in der Wand stand offen. Dahinter lag ein weiterer Wartungstunnel. Auf diese Art und Weise wollte er sich also heimlich in die Nähe der Gui Col schleichen. Wahrscheinlich befand sich ein genauer Konstruktionsplan der CANNAE in seinen Speicherbänken.
Aber was immer der Mentadride plante, Kefauver würde nicht abwarten. Die nächsten Momente waren zu wichtig.
Auf den Gui Col zu feuern, ergab keinen Sinn, denn er war nach wie vor durch seinen Schutzschirm isoliert. Ein einzelner Überraschungsschuss würde verpuffen.
Adlai Kefauver trat über die Abzweigung in den anschließenden Korridor, die Waffe in beiden Händen. »Du kannst nicht entkommen. Wir werden uns nicht erpressen lassen. Eine Verhandlung mit dir und deinem Vorgesetzten Cha Panggu jedoch ...«
Weiter kam er nicht.
Der Gui Col, der sich selbst Fenji Eichach genannt hatte, erschoss Avryl Sheremdoc ohne Vorwarnung. Die Agentin sackte mit einem Loch zwischen den Augen zusammen.
Dieser entsetzliche Anblick und die Plötzlichkeit der Tat lähmte sogar Kefauver für eine Sekunde.
Sofort schwenkte der Gui Col seine Waffe und feuerte auf seinen Artgenossen, mitten in die beiden Stab-Bomben, die dieser im Tentakelarm hielt.
Die Welt ging unter.
Untertauchen
Ein erfolgreicher Jäger musste fähig sein, zu erkennen, wann der Moment kam, in dem er untertauchen musste. Für Fenji war der Rückzug die einzige Chance gewesen, dieser verfahrenen Situation unbeschadet zu entkommen.
Zwar erwischte ihn die Druckwelle der Explosion noch und belastete seinen Schutzschirm stark, doch er brach nicht zusammen, obwohl hinter ihm die Stab-Bomben diesen Bereich der CANNAE in ein Trümmerfeld verwandelten.
Fenji raste weiter; er hatte den Moment, in dem er sein Flugaggregat auf Volllast stellen musste, genau abgepasst und war so dem Epizentrum der Explosion entkommen.
In dem Chaos achtete niemand auf ihn. Alle Beteiligten dieser Jagd waren entweder tot oder litten noch unter den Folgen der Explosion. Niemand hatte damit gerechnet, dass Fenji dies tat. Unvorhersehbares Verhalten war während einer Jagd oft der Schlüssel zum Sieg. Dass er seinen letzten Begleiter hatte opfern müssen, spielte keine Rolle; dieser war ohnehin verletzt gewesen. Wie sehr ein wenig Unberechenbarkeit die Feinde doch verwirrt hatte! Fenji hatte den Terraner sehr wohl erkannt, der kurz vor der Eskalation wie aus dem Nichts
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