PR Tefroder 01 - Das genetische Siegel
fällen. Ich benötige keine Programmierung für diese spezielle Situation.«
Die beiden Kommandanten der Myrmidonen-Trupps wechselten einen raschen Blick. »Damit ist die Entscheidung gefallen«, sagte Leire.
»Parizhoon und ich werden gehen. Wir werden möglichst schnell zurückkehren.«
Oder wird eine Menge Zeit vergehen?, fragte sich Rhodan. In ihm stieg, ausgelöst durch die Bezeichnung, die der Gui Col genannt hatte, die Assoziation einer Planke aus der antiken Schifffahrt auf, die in ganz realem Sinn zwischen zwei Meeresschiffen angelegt wurde. Eine solche Planke musste aus eigener Kraft überquert werden. War es in diesem Fall ähnlich? Waberte vor ihnen in der Wand der Eingang eines stabilen Tunnels durch den Hyperraum?
»Wir versuchen, Funkkontakt zu halten«, sagte julen Outarra. »Du wirst kontinuierlich berichten.«
Die kleine Gruppe passierte die Reihe der Söldner, die nach wie vor ihre Waffen auf den Eingang in die Hyperplanke richteten.
Rhodan und Julen Outarra blieben stehen, doch Parizhoon und Leire von Denno näherten sich mit aktivierten Schutzschirmen dem Phänomen.
»Ich gehe zuerst!« Der Mentadride schwebte auf das Wabern zu...
... und tauchte hinein.
Er verschwand wie in dichtem Nebel. Keine Sekunde später ragte erst einer seiner biegsamen Tentakelarme zurück in die CANNAE, dann sein halber Körper. »Du kannst mir folgen. Es ist eine stabile Umgebung.«
Leire von Denno trat auf die verschwommene Stelle der Schiffswand zu und passierte sie. »Ich werde ...«, drang ihre Stimme noch aus dem Funkempfänger, dann brach die Verbindung ab.
»Leire«, rief Outarra. »Leire, melde dich!«
Stille.
»Parizhoon!«
Keine Antwort.
»Nun heißt es also abwarten.« Die Anspannung stand Julen Outarra ins Gesicht geschrieben.
Auch Rhodan fühlte innere Unruhe. Es gefiel ihm nicht, dass sie sich einer unbekannten Technologie auslieferten. Hätte er dieses Kommandounternehmen verhindern müssen?
Die Frage ging ihm nicht aus dem Kopf, obwohl sie keinerlei Grundlage besaß. Er verfügte an Bord der CANNAE nicht über die Befehlsgewalt. Er war Gast an Bord, nicht mehr. Außerdem wusste er genau wie die anderen, dass diese Erkundungsmission von zentraler Bedeutung war.
Unerbittlich verstrichen die Sekunden, ohne dass Leire oder der Mentadride zurückkehrten oder sich per Funk meldeten. Waren sie bereits tot? Und wenn ja, hatte die Hyperplanke sie in einem unfassbaren höherdimensionalen Raum verwehen lassen? Oder waren sie an Bord des Schiffes ihrer Feinde im Waffenfeuer gefallen, weil die Gui Col dort ebenso bereitstanden wie die Söldner der Sternenwacht auf der CANNAE?
Jeder in der Zentrale schwieg.
Minuten vergingen quälend langsam.
»Sie werden nicht zurückkommen«, sagte Julen Outarra schließlich. »Wir benötigen eine neue Option.«
Als wären seine Worte der Auslöser gewesen, stürzte eine kleine Gestalt aus dem Flackern.
Leire von Denno.
Die Kommandantin schlug auf den Boden, mit dem Gesicht nach unten. Der erste Eindruck war der von Blut. Ihre rechte Schulter glänzte rot.
Im selben Moment knackte es im Funkempfänger, und Leires Stimme drang aus dem Akustikfeld. Dieselbe Leire von Denno, die verletzt oder tot vor ihnen lag. Während Rhodan sich über den reglosen Körper beugte, hörte er, wie sie sagte: »Ich betrete nun die Hyperplanke. Es ist... ein verwirrender Anblick. Eine unwirkliche Umgebung.«
Eine Blutlache breitete sich unter ihrem Schädel aus, frisches Rot rann über Rhodans Hand.
»Der Anblick fasziniert mich. Ich trete durch eine schwarze Wand. Sie ist wie zäher Sirup, durch den ich treibe. Der Widerstand ist ungleich größer als der von Wasser, und doch kann ich mich leicht bewegen, als würde ich von etwas angezogen werden. Um mich wehen nun weiße Schlieren im Schwarz. Die Messgeräte meines Anzugs zeigen extrem erhöhte hyperenergetische Werte.«
Rhodan fühlte Leires Puls. Es gab keinen Herzschlag mehr.
»Es ist wundervoll«, sagte die Frau, die tot vor ihm lag. Ihre Stimme vibrierte. »Das Schwarz ist vergangen, die Schlieren werden breiter und breiter, füllen alles aus. Ich fühle mich leicht und schaue in eine Ewigkeit, wie ich sie nie zuvor gesehen habe. Ich bin seit exakt dreißig Sekunden unterwegs.«
Seit dreißig Sekunden ... Rhodans Blick huschte auf seinen Chronometer. Leire war vor mehr als zehn Minuten durch die Wand
getreten.
Ein Medoroboter blieb neben Leire stehen und legte eine Messsonde auf ihren Hals. Das Ergebnis kam
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