PR Tefroder 02 - Segler im Sternenwind
heranlässt.«
»Warum sagtest du, dass die FARYDOON verwahrt wird?«, fragte Rhodan erstaunt. »Stimmt diese Übersetzung denn?«
»Ja. Unser Schiff wird als Ware tituliert. Als Beute. Die Begriffswelt der Gui Col ist ein wenig anders, als wir sie aus der Milchstraße kennen.«
»Na schön. Suchen wir uns ein Versteck und warten wir. In ungefähr zwanzig Stunden wird Thry Aswe aktiv werden. Bis dahin müssen wir alles wissen, das uns bei der Rückeroberung der FARYDOON hilft.«
Es war Wahnsinn. Zu viert wollten sie ein Schiff zurückerobern, das im Normalfall eine Besatzungsstärke von hundert Personen aufwies. Doch der hohe Grad technologischer Automatisierung und Caadil Kulées Fähigkeiten als Pilotin erlaubten es - hoffentlich! -, die FARYDOON für eine Weile mit nicht mehr als drei Personen zu steuern und zu handhaben.
Parizhoon erwies sich einmal mehr als unverzichtbarer Bestandteil des Teams. Er knackte einige Sicherheitskodes und half ihnen, sich im Gartenhaus eines eingewinterten Prunkbaus einzunisten. Unweit von ihnen blubberte schlammige Flüssigkeit in einer breiten Wanne mit scharfgratigen Längsrillen, der wohl das Gui-Col-Pendant zu einem terranischen Jacuzzi darstellte. Leise, schwermütige Musik erklang, und an den Wänden ringsum zeigten sich bewegte Bilder in einer Endlosschleife, die wohl den hiesigen Vorstellungen von pornografischen Filmchen entsprachen.
»In der Karboo-Senke befinden sich neben der FARYDOON lediglich drei Dutzend Luxusraumer«, sagte Rhodan. »Die Wachmannschaften wirken nicht so, als rechneten sie mit einem Angriff. Dies hier ist derzeit eine schläfrige Gegend. Wäre unser Schiff in offizieller Verwahrung, müssten wir mit weitaus ausgeprägteren Sicherheitsmaßnahmen rechnen.«
Er deutete in ein von Parizhoon projiziertes Holobild. »Hier, hier und hier befinden sich die Schwachstellen in der automatisierten Überwachung der Gui Col. Wir können ähnlich wie beim Durchdringen der Sicherheitszone drei vorgehen, müssen allerdings zugleich in Aktion treten. Der Zeitplan ist so eng wie möglich gehalten. Sobald Caadil die Vortex-Gondel herruft, haben wir sechs Minuten Zeit, um das Schiff für das Startmanöver bereit zu machen. Die Wächter im Außenbereich müssen wir mindestens zehn Minuten zuvor neutralisieren, für die Wissenschaftler in der FARYDOON und die schwache Wachmannschaft nahe der Zentrale stehen uns drei Minuten zur Verfügung. Am einfachsten wäre das Manöver kurz vor Schichtwechsel. Leider können wir uns nicht darauf verlassen, dass
Thry Aswe ausgerechnet dann sein Ablenkungsmanöver startet. Wir werden ihn auch nicht kontaktieren. Er und die Mitglieder seiner Delegation stehen rund um die Uhr unter Bewachung.«
»Das bedeutet?«, fragte Caadil.
»Wir müssen auf alle Eventualitäten gefasst sein und, sobald der Kauffahrer aktiv wird, Gewehr bei Fuß stehen. Ich schlage vor, dass wir nun unser Vorgehen anhand einiger Simulationen durchexerzieren ...«
Zusätzliche Bilder, ebenfalls von Parizhoon projiziert, erschienen im Raum. Sie zeigten das Innere der FARYDOON. Caadil kannte das Schiff aus dem Effeff, Kefauver und Rhodan nur leidlich gut. Die Pilotin gab ihnen Hinweise auf Dinge, die sich aus Parizhoons Bildern nicht erschlossen. Es waren Kleinigkeiten, wie die Griffhöhen bestimmter Gerätschaften, irritierende Gerüche oder gefühlte Bedienungsmängel, die man nur dann registrierte - und sich darüber ärgerte -, wenn man sich so wie die Pilotin intensiv mit der Schiffssteuerung auseinandersetzte.
Sie prägten sich Gefahrenpunkte ein, simulierten Varianten, Abweichungen und Wendungen, die sich während ihres Manövers ergeben mochten. Sie arbeiteten und übten, sie übten und arbeiteten, bis selbst Kefauver zu murren begann. »Ich könnte dir unseren Plan selbst im Schlaf runterbeten«, sagte er.
»Das wird auch nötig sein«, meinte Rhodan unerbittlich. »Jeder Handgriff muss sitzen. Der enge Zeitplan gibt uns kaum Freiheiten zum Improvisieren. - Also schön, Herrschaften: Wir gehen alles nochmals von vorn durch. Vom Beginn des Anflugs weg über das Enterverfahren bis hin zum Fluchtkorridor, der uns aus dem Heimatsystem der Gui Col führt... Los jetzt!«
Caadil Kulée wälzte sich unruhig auf ihrer Liegestatt hin und her. Adlai Kefauver lag regungslos da. Seine Lippen bewegten sich lautlos. Sein Unterbewusstsein schien tatsächlich Teile ihres Manövers durchzuarbeiten. Parizhoon stand im Halbschatten; ein Tentakelarm dirigierte
Weitere Kostenlose Bücher