PR Tefroder 02 - Segler im Sternenwind
von hier, weg aus diesem immer enger werdenden Kreis ihn umfassender Taststrahlen.
Zehn Sekunden. Dann würden sie aufprallen. Parizhoon stieß sich unter Ausnutzung seiner Schubdüsen ab und schwebte hinab in Richtung der Spielwelt. Er konnte das zusätzliche Gewicht seines Partners nur mangelhaft abfangen. Seine - menschlichen - Beine knickten bei der Landung ein. Irgendetwas brach. Er ignorierte den Schmerz und bewegte sich vorwärts, durch eine Steinwüste, die soeben von einer surreal anmutenden Wohn-welt durchdrungen wurde.
Die Tribüne krachte hinter ihnen auf der Diskusscheibe auf und vergrößerte das durch Fehlschaltungen herbeigeführte Chaos noch mehr. Gebäude falteten sich in diesen Momenten hoch, durchstießen Sand und Fels, wuchsen sich zu abstrakten Gebilden aus, deren zu Facetten geschliffenen Ecken und Kanten das scheinbare Licht einer roten Sonne reflektierten. Die Ebenen der Spielwelt durchbrachen und durchdrangen einander. Bewusst von Adlai Kefauver herbeigeführte Fehlschaltungen schufen ein Amalgam, das von seinen künstlichen Sinnen kaum mehr erfasst, geschweige denn verarbeitet werden konnte.
Das Resultat ähnelte dem Bild einer nicht überlebensfähigen Spontanmutation. Einem riesenhaften Brocken, der alles oder nichts sein konnte. Lavabrocken durchpflügten Wiesenflächen, Sturzbäche vermengten sich mit Sand zu Klumpen, felsiges Gelände verwuchs mit metergroßen Albtraumgeschöpfen.
Parizhoon feuerte blindlings. Egal wohin, egal, in welcher Intensität. Adlai Kefauver tat es ihm gleich. Sie riefen all das Potenzial ab, das in ihren Cybero-iden-Körpern steckten. Die beiden Kampfgefährten setzten all die Schrecknisse, die ihnen die Gui Col angetan hatten, gegen ihre »Erbauer« ein.
Zwei Minuten vergingen, dann fünf, und immer noch konnten sie sich gegen die Piraten behaupten. Sie fanden Schlupflöcher und gesicherte Bereiche, die sie vor ihren Verfolgern schützten, und aus einem Hinterhalt hielten sie ihre Gegner auf Trab. Ihrer beider Aufgabe war längst erledigt. Sie hatten ausreichend Verwirrung gestiftet, den Stolz der Gui Col gehörig verletzt und vor allem Perry Rhodan und den anderen Kameraden wertvolle Zeit erkauft. Alles, was jetzt noch kam, war eine Zugabe. Ein Dacapo, in dem sie sich für jene Schrecknisse, die man ihnen auf Hort Nooring angetan hatte, revanchieren konnten.
»Endstation«, keuchte Adlai Kefauver. »hier geht's nicht mehr weiter.«
Sie waren in ein natürlich entstandenes Labyrinth aus umgestürzten und ineinander verbackenen Felsen geflüchtet. Nirgendwo war ein noch so kleines Schlupfloch zu entdecken, durch das sie entkommen konnten. Hinter ihnen stand der Feind und nahm den einzigen Zugang zur Höhle unter Beschuss, vor ihnen türmten sich tonnenschwere Brocken hoch, denen angesichts der Enge des Raumes auch mit ihren Strahlwaffen nicht beizukommen war.
»Wir müssen zurück«, sagte Parizhoon.
»Du weißt, was das bedeutet?« Der Anführer der Sternenwacht betrachtete kritisch die Energieanzeige seiner Waffe.
»Ja. Nichts geht mehr.«
Sie standen still und blickten sich an. Zwei so unterschiedliche Wesen, die zugleich so viel gemeinsam hatten.
Adlai Kefauver berührte ihn an der Seite und ließ seine Hand weiter nach unten gleiten, hin zu den Beinen, die einmal ihm gehört hatten. Parizhoon versuchte, die Geste zu verstehen. Er hatte so viel über Terraner, Tefroder und andere Intelligenzwesen gelernt, und so gern hätte er seine Studien fortgesetzt. Es machte ihn traurig, dass jetzt alles zu Ende sein würde.
»Ich wollte, ich könnte weinen«, sagte er.
»Und ich wünschte mir, ich könnte den Tod so gelassen wie du hinnehmen.«
Für einen Moment ruhten die Waffen ihrer Gegner. Eine unheimliche Stille entstand, die noch bedrohlicher wirkte als all der Lärm, der sie bislang umfangen hatte. Dann begannen der Beschuss von Neuem. Es gab keine Hoffnung, keine Umkehr, keinen Retter in der Not. Sie standen einen
Schritt vor der Endgültigkeit.
»Also los dann!« Adlai Kefauver zog seine Hand zurück und legte sie ihm in einer ungewohnt persönlichen Geste auf den Kegelansatz seines Körpers. »Es ist ein schöner Tag zum Sterben.«
Parizhoon fielen keine Worte ein, die er darauf erwidern konnte. Als nickte er nur und folgte seinem Kampfgefährten. Gemeinsam machten sie sich auf den Weg zum einzigen Ausgang. Immer schneller liefen sie, während draußen die Unruhe größer wurde. Die Gui Col maßen ihr Kommen an, und sie empfanden
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