PR Tefroder 03 - Die Stadt der tausend Welten
großen Schirmen.
Im Weltraum, verborgen in den Flammen des Gestirns, verborgen im Asteroidengürtel hinter dem zwölften Planeten und in den steinernen Wüsteneien der zirkumsolaren Wolke, überall lagen die Raumschiffe der Tefonen, wachsam und energiegeladen.
Ob die Bestien kämen. Die Schwarzen Sternenbestien.
So lebte es sich wohlbehütet in Tefora, und es war nichts als eine Erinnerung an alte Zeiten, ein nutzloser, aber liebgewonnener Brauch, dass inmitten der Stadt eine Rufersäule in Betrieb gehalten wurde, als wäre ein Rufer nötig in dieser Stadt, umstellt von den granitenen Mauern des Echoschildes, die gekrönt waren von den Forts und den gefürchteten Gegenpolgeschützen.
So kam es, dass seit Langem kein wirklicher Rufer mehr auf der Säule saß, kein Mann, keine Frau, deren Ohren und Gehirnen aufgeholfen worden wäre mit kybernetischen Sensoren, die tief in den Sternenraum hätten horchen und dann, im Zeichen der Gefahr, den Warnruf ausstoßen können, der jeden Schlafenden weckt, jeden Wachenden mahnt, jeden Gemahnten in die Schelfbunker befiehlt.
Oder an die Waffen.
Wenn die Bestien kämen.
Aber die Bestien kamen nicht, und der Krieg gegen die Maahks und die anderen Wasserstoffatmer hatte noch nicht begonnen.
Es war, als läge Andromeda abseits von allem, den Bestien entzogen, ihrem Wissen, ihrem Zorn, ihren schwarzen Kugelschiffen mit den erstaunlichen Triebwerken.
Im tiefsten Frieden.
Was tat der Rufer, da er die Stimme üben wollte, intakt halten nur für den Fall, den unwahrscheinlichsten Fall, die Bestien kämen doch?
Er sang. Saß hoch auf seiner Säule vor dem Blauen Pavillon und sang. Lauthals. Und da das Echoschild seinen Gesang widerhallen und den Widerhall widerhallen ließ, gab es Nächte, da lauschte ganz Tefora diesem Chor von Stimmen, die nur eine war, dem Gesang des Rufers von der Bühne der Nacht.
Eines Tages aber kamen sie.
Nicht die Bestien, nein. Auf die Bestien und auf ihre schwarzen Raumkugeln hätte man sich gestürzt mit allen Schlachtschiffen, die in der Glut der Sonne parkten oder einsatzbereit zwischen den Asteroiden lauerten, in der Schwebe ihrer Wachsamkeit.
Das Maschinenvolk kam mit unsichtbaren Geißelraupen, mit seinem Technogewürm, gepanzert vom Chronoflex-Harnisch, getarnt von undurchdringlichen Deflektorschirmen, unsichtbar für die Augen der Lebenden wie die Lichtsensoren der Raumflotte.
Die Geißelraupen wühlten sich durch die Raumzeit. Waren da, erschienen, zergliederten alles Organische mit ihren chirurgischen Waffen, schälten die Bewusstseine frei, schlossen den Geist ein in die siebendimensionalen Phiolen ihrer Totenlabore, kochten und quälten ihn, um zu sehen was und wie.
Wer hätte gedacht, dass man der Bestien einmal als einer Verwandtschaft gedenken würde, lebendig und angetrieben von Hunger und Hass, Sehnsucht und Liebe und anderen chemomentalen Motoren?
Dem Maschinenvolk war alles dies fremd. Die leeren Banner der Vernichtung wehten schon über allen anderen Städten des Planeten.
Von den Himmeln fielen die brennenden Wracks der Flotte.
Auf den Gipfeln des Echoschildes glühten die mächtigen Forts aus, krachten und zersprangen und kamen in Trümmerlawinen nieder.
Die Geißelraupen walzten ihre Schneisen in die Nebeltrüben Ebenen und rückten vor auf Tefora.
Und der Rufer? Was sollte der Rufer noch rufen, was nicht jedermann wusste und litt? Lass gut sein, wir sind tot.
Der Rufer schwieg hoch auf seiner Säule, saß vor seinem Blauen Pavillon und dachte nach.
Fragte sich: Was kann ich?
Und gab sich zur Antwort: Singen!
Da lachten die Tefonen und sagten: Lass gut sein, wir sind tot.
Der Rufer sagte: So will ich vor einem Publikum von Toten singen.
Und er sang.
Natürlich gibt es keine Tondokumente dieses Auftritts, Caai. Ich habe keine Ahnung, welches Lied er sang. Ob es überhaupt ein Lied war, ein Zusammengehören von Worten und Melodie. Vielleicht war es das, vielleicht war es ein altes Lied, das älteste, der Choral vom Fahrtwind der Sterne, vielleicht war es ein ganz und gar belangloser Gassenhauer, ein obszönes Chanson, eine Arie aus einer Singkonferenz.
Vielleicht summte er nur.
Die Stadt Tefora lag auf der Hochebene von Glast. Mauern hatte sie keine, denn der Anstieg aus den Nebeltrüben Ebenen war steil und nur aus Norden möglich. Im Süden nämlich, im Osten und Westen erhob sich der Echoschild, ein hufeisenförmiges Gebirge.
Der Gesang hallte wider von den Felsen des Echoschildes, und der Widerhall hallte
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