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PR2603-Die instabile Welt

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Titel: PR2603-Die instabile Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Marcus Thurner
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vorwerfen, nicht alles im Sinne meiner Patienten zu unternehmen?«
    »Ich weiß es nicht«, gestand die junge Frau offenherzig. »Fakt ist – und du liebst ja Fakten, nicht wahr? –, dass du dich um Lor-Eli und andere Kranke kümmern solltest. Vierundzwanzig Stunden am Tag. Awkurow ist für dich tabu.«
    »Du nimmst ihn in Schutzhaft? Ohne ihm zu erlauben, eine eigene Meinung zu äußern?«
    »Ich bewahre ihn davor, etwas zu tun, dessen Konsequenzen er nicht absehen kann.«
    »Na schön, kleines Fräulein.« Pic Lershimon richtete sich wieder zu seiner vollen Größe auf und überragte Neroverde um mehr als einen Kopf. »Ich beuge mich. Vorerst. Aber du kannst davon ausgehen, dass ich eine längere Unterredung mit Bylyi Hüfenyr führen werde. Ich lasse mich keinesfalls von so einem unbedeutenden Geschöpf wie dir abwimmeln.«
    »Das steht dir frei, Mantar-Heiler.«
    »Und nun entschuldigt mich bitte. Die Pflicht ruft.« Lershimon deutete eine Verbeugung an und ging seines Weges.
    Neroverde und der Todringer schwiegen eine Weile. Dann fragte Awkurow: »Worum ist es hier und jetzt eigentlich gegangen?«
    »Dieser aufgeblasene Kerl ist ein ausgezeichneter Arzt, und für einen Ara in seinem Habitus sogar einigermaßen erträglich. Dennoch traue ich ihm nicht über den Weg. Wenn du vernünftig bist, bleibst du auf Distanz zu ihm.«
    »Du fürchtest ihn?«
    »Er ist mir unheimlich«, gestand Heatha.
    »Und deshalb hast du meine Rechte verteidigt? Weil du seine Charakterstärke anzweifelst?«
    »So ist es.«
    »Du hast mir also geholfen. Ich finde das äußerst interessant. Ein derartiges Verhalten ist selten zu finden bei uns Todringern. Einzig die Klanmütter neigen mitunter zu emotional bestimmtem Gebaren.«
    »Weil sie Mütter sind«, sagte Neroverde schlicht.
    »Ich beginne, ein klein wenig zu verstehen.« Wiederum wechselte Awkurow abrupt das Thema. »Meinst du, wir könnten die Sterbende sehen? Die Schwester dieser Frau?«
    »Ich glaube nicht, dass Tres damit einverstanden wäre. Ich kann dir bestenfalls Bilder von ihr zeigen. Und Holos, die hier an Bord der CHISHOLM vorhanden sind.«
    »Gern.«
    Sie verließen die Medo-Abteilung. Awkurow verhielt sich ruhig. Nachdenklich.
    Was arbeitete in ihm? Hatte sich Neroverde während des Streitgesprächs mit Lershimon richtig verhalten, oder hatte sich die Kluft zwischen dem Todringer und ihr vergrößert?
     
    *
     
    Sie sahen die kleine Lor-Eli: Sie tollte unbekümmert umher, flitzte durch die Gänge der CHISHOLM. Mehrere Aufnahmen zeigten sie im Botanischen Garten beim Spiel mit anderen Kindern, die etwas älter als sie waren.
    Ein vielleicht zehnjähriger Blue gehörte ebenso zur Gruppe wie ein zwölfjähriges Akonenmädchen, das traurig in die Welt starrte. Doch sobald der kleine Wirbelwind namens Lor-Eli die beiden gepackt und in ihren Phantasietanz einbezogen hatte, änderte sich das Gehabe der anderen Halbwüchsigen.
    Sie war ansteckend in ihrer Fröhlichkeit. Sie erschuf rings um sich eine buntere, bessere Welt, und sie ließ sich selbst vom griesgrämigen Bordgärtner, der wegen einiger niedergetretenen Gänseblümchen eine Schimpfkanonade losließ, nicht die gute Laune verderben.
    Ein anderer Film: Tres und Lor-Eli spazierten entlang der Arkaden der Einkaufspromenade der CHIS-3 und bewunderten kunstvoll gestaltete Auslagen, die alle paar Minuten ihr Aussehen wechselten. Sündteure Schwebeschuhe, grell leuchtende Shirts, modernste Kommunikationsgeräte, kosmetische Körperfolien, halborganische und selbst wachsende Schmuckkristalle – dies alles wurde hier angeboten. Als das Geschwisterpaar an einem Geschäft vorbeiflanierte, das die Libido beeinflussende Körperchips anbot, hielt die Ältere der Jüngeren die Augen zu – und musste sich daraufhin von Lor-Eli anhören, »dass ich längst Bescheid weiß, alte Truse«.
    Lachend spazierten sie weiter. Beim Eisstand – er war seit der Landung auf Orontes geschlossen – kauften sich die beiden riesige Stanitzel, deren Füllungen von winzigen fliegenden Robotern gekühlt wurden, während die beiden daran schleckten. Letztlich vertrieben sie die kleinen Plagegeister. Zu aufdringlich bewarben sie die Qualität des Eises ...
    Weitere Filme. Alle waren entstanden, während die BASIS im Halo-System auf ihre Mission in Anthuresta vorbereitet wurde – kurz nachdem die meist betuchten Passagiere auf der CHISHOLM eingecheckt und einen ersten Rundgang durchs Schiff unternommen hatten.
    Neroverde hatte die Geschwister das

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