PR2618-Flucht von der Brückenwelt
Zielerfassung, aber Kurs auf die BOMBAY beibehalten. Lanz, alle Energie auf den Schutzschirm. Cyrus, Notruf an die BOMBAY.«
Mit einer losgelösten Faszination beobachtete Jenke, wie die vier Waffentürme des am dichtesten hinter ihnen fliegenden Schiffes darum kämpften, sich erneut auf sie auszurichten. Nochmals blitzte es auf. Der SKARABÄUS wurde heftig durchgeschüttelt. Ein Alarm klang auf.
»Beschuss erfolgt aus Desintegrator- und Impulsgeschützen«, meldete Lanczkowski. »Kurzzeitiger Schirmeinbruch.«
»Hüllenschaden an Backbord«, ergänzte Pia Clonfert die Meldung. »Beschädigungen und Teilabschaltung im Reaktorsektor. Sphärotraf-Speicher halten Energieversorgung vorerst aufrecht. Schotten sind dicht, automatische Leckabdichtung arbeitet.«
Jenkes Blick glitt in der Zentrale umher. Jeder hatte eine Aufgabe, jeder besetzte eine Station, außer ihr und Marcia Widengren. Die Offizierin saß ebenso wie Jenke in einem der Sessel im hinteren Teil der Zentrale.
Sie hat wenigstens noch die medizinische Versorgung als Verantwortung. Ich ...
Aus dem Augenwinkel sah sie eine Bewegung. Sie wandte den Kopf, doch da war nichts.
Nein. Nicht jetzt. Ich kann das jetzt nicht brauchen. Ich dachte, es wäre vorbei ...
Sie schüttelte den Kopf, atmete tief durch und sah wieder zur Holoanzeige.
Wieder das Zucken.
Dieses Mal war sie sicher, dass es nicht nur eine Täuschung gewesen war. Etwas hatte sich bewegt, wo nichts Bewegliches sein sollte.
Ein erneutes Rumpeln ging durch das Schiff. Cyrus Smith, noch nicht ganz erholt von seinem Kampf mit dem Fagesy, stöhnte auf und griff sich an die Seite.
Marcia orderte einen Medobot und schickte ihn zu dem Versorgungsoffizier.
Jenke Schousboe löste ihre Gurte und stand auf. Niemand schenkte ihr Beachtung, als sie vorsichtig, immer auf die nächste Erschütterung gefasst, durch die Zentrale auf eine Ausweichkonsole zuging. Dort hatte sie die Bewegung gesehen.
Sie fiel fast in den Sessel vor der Konsole, als Zosimo ein schnelles Ausweichmanöver flog. Zugleich sah sie etwas, das sie noch nie zuvor gesehen hatte.
In einer Vertiefung der Konsole lag ein etwa handflächengroßes schwarzes Ei. Jenke griff danach. Das Gewicht überraschte sie. Die Dichte des Gegenstands musste an die von Gold herankommen.
Die Oberfläche des Eis war seidig weich und angenehm zu spüren. Allerdings war die Wärme, die davon ausging, fast schon unangenehm.
»Was ist das?«, fragte sie laut, für den Moment völlig gefangen genommen von dem Gegenstand ihrer Aufmerksamkeit.
Ohne dass Jenke sich bewegt hatte, rollte das Ei plötzlich von ihrer Hand und fiel zu Boden. Anstatt wie ein bleischweres Ei zu stürzen, schwebte es, als böte die Luft ihm mehr Widerstand, als die glatte Oberfläche erlaubt hätte. Jenke fühlte sich in eine Traumwelt versetzt, eine Vision, die nur in etwas Schreckliches umschlagen konnte.
Das Ei traf sanft am Boden auf, rollte zur Seite weg und gegen die Konsole. Dann platzte es auf und verlief zu einer schwarzen Lache.
»Das ist doch das Fagesy-Blut«, rief Apatou Bousset vom Kommandantensessel her. Völlig entgeistert starrte er auf die schwarze Lache, die irgendwohin zu versickern begann. »Wie kommt das hierher?«
»Fagesy-Blut?«
»Ein Fagesy, der in die VAHANA eingedrungen war ... Er blutete schwarz. Es sah aus wie das da.« Er deutete und stutzte. Die Lache war verschwunden.
Jenkes Gedanken kreisten um Boussets Worte. Unvermittelt durchfuhr es sie wie ein Blitz.
»Apatou – die VAHANA ist kontaminiert! Gib Alarm und lass stoppen! Die BOMBAY muss uns die Feinde vom Hals halten, aber sie darf uns auf keinen Fall, auf gar keinen Fall, an Bord nehmen!«
»Jonas – voller Stopp! Cyrus ...«
»Ich kann keine Verbindung öffnen. Ich bekomme nur noch Rauschen.« Mit aschfahlem Gesicht sah der Ortungsoffizier zu Bousset, während von Zosimo ein Fluch kam.
»Die Steuerung reagiert nicht. Ich kann die VAHANA nicht stoppen. Versuche einen Neustart des Systems ... bekomme keinen Zugriff. Ich bin von den Kontrollen abgeschnitten.«
Hilflos starrten sie auf die viel zu schnell zu unübersehbarer Größe heranwachsende Kugel ihres Mutterschiffes.
*
»Wie weit sind die Jagdkreuzer?«
»Noch etwa zehn Minuten, bis mit der Ausschleusung begonnen werden kann.«
»So viel Zeit haben wir nicht. Andere Vorschläge?«
Nuruzzaman starrte auf die Holoanzeige, die den SKARABÄUS zeigte. Seit dem letzten Treffer war die Funkverbindung abgebrochen. Doch der Oberst
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