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Prada Party und Prosecco - Roman

Prada Party und Prosecco - Roman

Titel: Prada Party und Prosecco - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jenny Colgan
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Kellner eilte herbei. Ich war so durch den Wind, dass ich dachte, er wollte mir dazu gratulieren, dass ich den beiden Hexen mal den Marsch geblasen hatte.
    »Möchten Sie«, fragte er diskret, »dass ich etwas davon für Sie zum Mitnehmen einpacke?«
    Als ich in den Bus nach Hause stieg, war mir ein wenig schlecht. Inzwischen störte mich der Lärm der Kinder nicht mehr, und das Geplapper der Rentner fand ich sogar ganz angenehm. Es war irgendwie beruhigend, wie sie sich über den Kartoffelpreis Sorgen machten und von ihren Enkeln berichteten. Ich atmete erleichtert auf, als ich zurück in der WG war.
    »Du sollst was?«, hakte Cal nach, als ich ihm von meinem Mittagessen erzählte.
    »Ich bin mir auch nicht so ganz sicher. Interviews geben. Auf Fotos traurig gucken. Ist sowieso egal.«
    »Wieso?«
    Cal hatte, was für ihn ungewöhnlich war, allein in der Küche gesessen, als ich zurückkam, und gefragt, warum ich kein Abendessen wollte (es sah nach Pastete und Kartoffelpüree aus). Schließlich erzählte ich ihm alles, und als Eck dazustieß, erzählte ich es noch einmal.
    »Jeder will doch berühmt werden, oder nicht?«
    »Ach ja?«, spottete Cal.
    »Na, sieh dich doch an«, meinte Eck. »Du denkst, du bist ein Rockstar.«
    »Ich bin ein Künstler«, entgegnete er, »das ist was anderes.«
    »Wenn Damien Hirst dich in den Groucho Club einladen würde, damit die Paparazzi dich mal vor die Linse kriegen, dann würdest du also nicht hingehen?«
    »Na ja, das ist doch was anderes.«
    »Inwiefern?«
    »Es ist was anderes, wenn man berühmt ist, weil man umwerfende Bilder malt oder fantastische Skulpturen kreiert oder als Nächster die Turbinenhalle in der Tate Modern gestaltet. Aber nur, weil man … im Leben ein bisschen Pech gehabt hat … das ist doch einfach peinlich.«
    »Es war ja nicht nur ›ein bisschen Pech‹«, grummelte ich. »Mein Leben ist völlig ruiniert. Und nach allem, was ich durchgemacht habe, ist mir inzwischen so ziemlich nichts mehr peinlich. Und ich brauche wirklich, wirklich Geld.«
    »Na, warum legst du dann nicht ein paar Strapse an und stellst dich an den Shepherd’s Market?«
    Verdammt noch mal, Cal musste immer alles runtermachen.
    »Das ist was anderes.«
    »Du würdest dich verkaufen.«
    »Okay, vielleicht will ich einfach keinen Rat mehr von Männern, die mich als Nutte bezeichnen.«
    Cal rollte mit den Augen und widmete sich wieder seinem Abendessen.
    »Ich denke, das ist eine ziemlich gute Idee«, meinte hingegen Eck. »Wenn dein Bild erst mal in der Zeitung ist, kehrst du damit wieder in die Welt zurück, in die du gehörst. Außerdem hast du dann Belege, wenn es dir gelingt, dein Geld einzuklagen.«
    »Wen soll ich denn verklagen? Etwa die Weltwirtschaftskrise?« Dennoch hatte ich immer noch einen winzig, winzig kleinen Funken Hoffnung im Hinterkopf, dass Gail vielleicht das ganze Geld beiseitegeschafft hatte. Nein. Das war unmöglich. Natürlich nicht. Bloßes Wunschdenken.
    »Ich meine, was würden die denn schon von dir verlangen?«, fragte Eck und versuchte wie üblich, die Wogen zu glätten.
    »So wie ich Philly kenne, sind da die allerpeinlichsten Sachen drin«, erklärte ich. »Ist aber sowieso egal, ich habe den beiden gesagt, sie können mich mal.«
    »Ich meine, wie schlimm kann es denn schon werden?«, überlegte Eck. »Ich finde, du solltest es zumindest versuchen.«
    »Nicht in einer Million Jahre«, verkündete ich.
    »Okay«, meinte Eck. »Ach, übrigens, ich hasse es, jetzt damit anzukommen. Aber wir haben die Stromrechnung gekriegt.«
    Ich griff danach. Ich konnte nicht fassen, wie hoch sie war.
    »Meine Güte«, sagte ich. Dann drehte ich mich zu Cal um. »Betreibst du da oben etwa ein Riesenaquarium für all deine exotischen Tierchen?«
    »Klar, das läuft aber mit Sonnenenergie«, gab er träge zurück.
    »Ich kann mir das nicht leisten.« Ich sah Eck flehend an.
    »Wir haben alle nur ein Darlehen«, gab er zu bedenken. »Keiner von uns kann es sich leisten. Jeder muss etwas beisteuern, so läuft das nun mal.«
    »Ich weiß«, sagte ich und spürte einen Kloß im Magen. Ich schleppte mich in Richtung Küchenschrank. »Dann hole ich wohl mal den Mopp.«
    Eck sah unbehaglich drein. »Die Fenster sollten auch mal geputzt werden.«
    Und als ich draußen hockte, in schwindelerregender Höhe und einer steifen Brise, und mit einem Stück Zeitungspapier mit meinem Foto darauf verzweifelt an einem schmierigen Fenster herumwischte, da fragte dann auch ich mich, ob es

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