Prador-Mond: SF-Thriller (German Edition)
beschleunigte noch bremste. Das war jedoch eine extreme Vereinfachung. Zwischen den Toren, im Subraum, galten die Einsteinschen Regeln nicht mehr, während das Objekt relativ zum realen Raum auf eine Geschwindigkeit von mehr als C beschleunigt wurde, obwohl solche Maße im Subraum nicht galten und sich das Objekt dort weder bewegte noch Zeit verging ... im Grunde gar nicht existierte. Moria wagte sich dorthin nicht vor, war das doch das Gebiet der KIs. Sie konzentrierte sich auf einfachere Rechnungen, denn obwohl der generelle Unterschied zwischen den beiden Toren eine Geschwindigkeit von 70 000 Stundenkilometern war, musste man für die genaue Zahl Winkelimpulse berücksichtigen und ziemlich esoterische Kraftvektoren auflösen. Als weiterer Faktor war die C-Energie einzukalkulieren, die aus der zugeführten Energie der Materieübertragung bestand und jene Energie war, die am Zieltor in die Runciblepuffer umgeleitet wurde. Die erste Materieübertragung hatte man ungepuffert durchgeführt. Man schickte eine Erbse hindurch, aus Ehrerbietung vor Iversus Skaidons Obsession mit dem Gedicht »Der Kauz und das Kätzchen« von Edward Lear - in dem es um ein schönes erbsengrünes Boot ging, obwohl man »erbsengrün« später für ein Teilchen benutzte, das man versuchsweise als Tachyon bezeichnete. Noch weitere Begriffe aus dem Gedicht fanden später Verwendung: Reisende wurden zu Quitten und die Tore zu Runcibles, zu Zinkenlöffeln. Die Erbse tauchte am Zieltor auf, und das Einsteinsche Universum wandte seine Regeln brutal auf sie an. Sie bewegte sich nur um einen Bruchteil langsamer als Licht und löste eine Explosion aus, die den größten Teil des umliegenden Stützpunkts verdampfte und zahlreiche Forscher tötete. Zum Glück, fand Moria, hatte man den Test nicht durch Übertragung einer Eule oder eines Kätzchens durchgeführt ... oder eines Bootes. Sie löste die Vektoren schnell und effizient auf.
»Beeindruckend«, fand George, »obwohl noch immer das Produkt linearen Denkens.«
»Eine Tatsache, der sich jeder menschliche Runcibletechniker bewusst ist«, entgegnete Moria trocken.
Menschen, die an Runcibles arbeiteten, waren von dieser Wissenschaft endlos frustriert, die vollständig tangential zum linearen Denken von Menschen lag. Ja, ein Mensch konnte Teile der Mathematik und komplexen Technik all dessen verstehen, was außerhalb des Skaidonwarps lag, und mit Hilfe eines Verstärkers verstand ein einzelner Mensch vielleicht eines Tages alles davon, aber hinter dem Warp trat man über einen Ereignishorizont hinaus, der nicht unähnlich dem eines Schwarzen Lochs war. Die Regeln versagten, die Dinge ergaben für ein Produkt der biologischen Evolution keinen Sinn mehr. Zu jedem Objekt, das durch ein Runcible geleitet wurde, gehörte ein eigenes Informationspaket, das die Energievektoren enthielt, Vektoren, bei denen auch die Zeit eine Rolle spielte. Im Subraum befinden sich alle Skaidonwarps zum selben Zeitpunkt an derselben Stelle, zu einer Nichtzeit im Nichtraum. Das Objekt hört nicht zu existieren auf, da dafür keine Zeit zur Verfügung steht. Woher wissen die KIs der Empfangsruncibles, wann es Zeit ist, das Objekt hervorzuholen? Indem sie das Informationspaket lesen. Im Grunde genommen existiert im Subraum alles, was jemals übertragen wurde oder noch übertragen werden soll ... wo nichts existiert, es aber doch tut ... Moria bekam Kopfschmerzen, wenn sie nur versuchte, die verdrehte Logik zu verstehen, noch bevor sie sich der Mathematik und Technologie dessen zuwandte, was man »den Löffel« nannte. Diese Kopfschmerzen wurden noch schlimmer, wenn sie über Dinge wie zeit-inkonsistente Runcibles und die Möglichkeit nachdachte, etwas zu empfangen, ehe es überhaupt übertragen wurde.
»Zeigen Sie mal. Sie waren an Entwurf und Bau von Warpjustierungsgeneratoren beteiligt?«
»Ja, aber die Mathematik dabei entglitt mir allmählich.«
»Nun, wie ich schon vermutete, haben Sie die Synergie mit Ihrem Verstärker erreicht - Ihr Interface ist enger geknüpft als jemals bei irgendjemandem zuvor.«
Da sie noch wusste, was mit Iversus Skaidon geschehen war und welche Gefahren mit einer Direktschnittstelle zu einer KI verbunden waren, fragte sie: »Wird mich das umbringen?«
»Ihr Verstärker ist keine künstliche Intelligenz. Er ist ein Computer, ein besseres Modem, eine Verbindungsdose. Ich kann Ihre Furcht verstehen, aber sie ist in diesem Fall unbegründet. Die Synergie, wie sie nach der Direktschnittstelle
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