Prador-Mond: SF-Thriller (German Edition)
wissen.
»Ja, ich habe es gehört.«
Moria machte sich daran, das grundlegende Echtzeitmodell der beiden Tore auszuarbeiten, wobei sie die Entfernungen verkürzte, damit sie in ihre Wahrnehmung passten. Dann erzeugte sie die grundlegenden Karten der Schwerkraft und der Vektor/Energie- und Subraumkoordinaten des Systems. Das bildete jedoch nur das Pergament, auf das sie den Rest malte. Sie holte aus dem Memospeicher die Modelle der beiden Runcible-Energiesysteme hervor, die sie bereits geschaffen hatte, und begann mit Funktionsvorhersagen, die durch die tatsächliche Funktion fortlaufend aktualisiert wurden - wobei sich die Verzögerung in Mikrosekunden bemaß. Bald erlebte sie die Initialisierung des Warps. Zwischen den fünf Torpfosten jedes Runcibles bauten sich die Scheitelpunkte auf, von denen jeder der hydrostatischen Oberflächenspannung einer Seifenblase ähnelte. Langsam glitten die fünf hornförmigen Pfosten auseinander, öffneten sich wie eine Irisblende, dehnten den Scheitelpunkt im Weltraum aus. Das Fusionstriebwerk des Frachtschiffs sprang wie ein weißer Stern an, und das Fahrzeug beschleunigte in Richtung des Trajeenportals.
»0,0004532 Abweichung zwischen G2 und 3«, stellte sie fest.
»Bereits bemerkt«, sagte George. »Du hast jetzt Zugang. Führe die nötige Korrektur durch.«
Moria erlebte einen Augenblick puren Entsetzens, als sich die Kanäle zum Bohruncible öffneten, und sie wich in Gedanken ein Stück zurück, als beängstigende Datenmengen sie überwältigten. Sie wandte sich an die Bohserver, und deren Arbeitsspeicher öffneten sich ihr. Sie leitete die Berechnungen ein, die nötig waren, um die Realität mit ihrem Modell zu überlagern, und fand die nötigen Korrekturen. Sie erzeugte in Gedanken, in ihrem Verstärker, Formeln und verwarf sie wieder und fand so rasch einen Weg durch das Problem. Darauf folgte der ekstatische Augenblick, in dem die Lösung ans Runcible übertragen wurde. Ein paar kurze Stöße der Lagekorrekturtriebwerke des Runcibles beseitigten die Abweichung, und wenig später entsprach die Lage ihrem Modell.
Die fünf Hörner waren jetzt völlig voneinander getrennt und dehnten die Oberflächenspannung über einen Kilometer Weltraum hinweg. Zwischen den Hörnern tauchten die verschwommenen Ränder dieser seltsamen Öffnung im Realraum mal auf und verschwanden mal wieder und verschütteten dabei Hawking-Strahlung im Weltraum. Moria bemerkte jedoch einen unerwünschten Energieabfluss aus dem System und brachte zwei weitere Reaktoren des Bohruncibles online. George hatte ihr keine Anweisung dazu erteilt, erhob aber auch keinen Einwand. Sie stellte fest, dass sein größerer Teil über Trajeen das Gleiche tat.
»Ich übertrage dir jetzt die völlige Kontrolle über das äußere Bohportal.«
Scheiße! Mist!
Jetzt erreichte das Schiff das Trajeenportal, durchquerte es und verschwand innerhalb eines Augenblicks. Eine Mikrosekunde von Berechnungen schloss sich an, als die Werte der Pufferrückkopplung eintrafen. Der korrekte Energiebetrag wirkte sich auf die Oberflächenspannung aus. Dahinter brachen alle Berechnungen zusammen. Ein verschwommener, negativer Zustand, Subraumkalkulus, ein Hauch von Begreifen: alles dort und alles hier, Materie nur verschobene Raumzeit und die Zeit selbst nur eine Parenthese ...
Das Frachtschiff kam blitzschnell und rückwärts aus dem Portal hervor, ein verformtes Wrack, das Feuer nach sich zog. Tausend Kilometer hinter dem Tor bremste es unvermittelt ab, obwohl keines seiner Triebwerke arbeitete und das Feuer hätte verursachen können. Dann geriet es einfach aus den Fugen, als hätten sich alle Bestandteile irgendwie in feuchten Ton verwandelt. Metall und Brocken von Asteroidengestein verteilten sich langsam und lösten sich weiter auf, bis Mikroschutt eine Kugel bildete, die sich dann allmählich unter der Schwerkraft Bohs verformte. Moria hatte das Gefühl, als würde ihr Gehirn blitzgefroren und dann mit einem Hammer zertrümmert. Sie stöhnte und sank auf die Knie.
»Was ist schiefgegangen?« George: ruhig und analytisch.
»Ich weiß es nicht!«, schrie sie.
»Das ist eine Schande. Du hast immer noch einen weiten Weg vor dir.«
Sie wusste sofort, dass er nicht nur von ihr sprach.
In den Wochen der Subraumfahrt sichtete Immanenz den aktuellen Status seiner Familie im Königreich und schmiedete Pläne für eine weitere Expansion nach seiner Rückkehr. Er entschied, welche Bündnisse er eingehen oder brechen sollte, welche
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