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Pralinen im Bett: Schuhdiebe, Mutterliebe, Seitenhiebe und weitere Tücken des Alltags (German Edition)

Pralinen im Bett: Schuhdiebe, Mutterliebe, Seitenhiebe und weitere Tücken des Alltags (German Edition)

Titel: Pralinen im Bett: Schuhdiebe, Mutterliebe, Seitenhiebe und weitere Tücken des Alltags (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marian Keyes
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Hut, was mich sehr beeindruckte und mich noch weiter in die Stummheit trieb. »Ich frage mich …«, sagte er. »Ich frage mich, wie es ist, ein Luffa zu sein.«
    »Ja, das frage ich mich auch …« Ich versuchte, meine Stimme nachdenklich klingen zu lassen, obwohl ich bis zu diesem Augenblick nicht das geringste Interesse für die Gemütsbewegungen eines Luffaschwamms verspürt hatte. »Kratzig vermutlich.«
    »Kratzig!« Er tat, als hätte ich etwas Weltbewegendes von mir gegeben, und ich platzte beinahe vor Stolz – und vor Erleichterung.
     
    Von ihm geküsst zu werden, war, als würde einen jemand mit Marshmallows bewerfen, und ich war unendlich dankbar, dass er mit mir schlafen wollte.
    Aber meine Minderwertigkeitsgefühle florierten. Er war zu schön, zu perfekt, zu kultiviert, zu unabhängig für mich. Dann stellte ich fest, dass ich sechs Monate älter war als er. Das reduzierte meinen ohnehin geringen Wert noch weiter. Manchmal kam ich mir vor wie eine fleischige Perverse mit schwieligen Händen, die diesen wundervollen Mann nur ausnutzte.
    Darauf zu warten, bis er herausfand, dass ich seiner unwürdig war, erschien mir nahezu unerträglich, deshalb half ich nach. Ich beobachtete, wie seine Verstimmung über mein unbeholfenes, albernes Schweigen zunahm. Es war, als würde ich einen außer Kontrolle geratenen Truck einen Hügel runtersausen und direkt
auf mich zukommen sehen. Ich konnte ihn nicht aufhalten, ich konnte ihm aber auch nicht ausweichen.
    Jede Nacht, wenn Bryan mich nach Hause brachte, schwor ich mir, dass es das nächste Mal – wenn mir überhaupt das Glück zuteil wurde, ein nächstes Mal zu erleben – anders werden würde. Ich würde reden, ich würde lachen und auch ihn zum Lachen bringen. Aber wenn das nächste Mal dann da war, versteckten sich meine Worte erfolgreich vor mir, und irgendwann stiegen Bryan und ich dann ins Bett, weil wir ja schließlich irgendetwas tun mussten.
    Von Anfang an hatte ich gewusst, dass er nach New York ziehen würde und dass unsere gemeinsame Zeit auf ein paar Monate beschränkt war. Selbst wenn ich mich gerade der Fantasie hingab, er würde meinetwegen bleiben, wusste ich eigentlich, dass er das nie tun würde.
    So ging er schließlich, genau wie erwartet. Seltsam erschien mir nur, dass er bei einer Bank arbeiten würde.
    Ich kam nicht über ihn weg. Manchmal sprach ich es laut aus. Ich mochte den Klang der Worte. »Als ich zwanzig war, habe ich einen Mann kennen gelernt und ich glaube, ich …« – tapfer lächeln, tief Luft holen – »ich bin nie wirklich über ihn weggekommen.«
    Eigentlich war ich erleichtert, als er fort war. Ich litt, aber es war leichter, ohne ihn damit zurechtzukommen.
    Teresa wollte nicht zulassen, dass ich mich meinem gebrochenen Herzen hingab. »Ich mag ihn«, sagte sie, »er ist mein Freund, aber findest du ihn nicht manchmal auch ein bisschen gekünstelt?«
    Lange, lange Zeit glaubte ich, es wäre ein Kompliment und deute auf einen Hang zu Künstlerischen hin, wenn man jemanden »gekünstelt« nannte.
    Ungefähr sechs Monate, nachdem Bryan Irland verlassen hatte, sickerte aus New York die Nachricht durch, dass er mit einer Malerin
ausging. Als ich mich von dem Schlag in den Magen erholt hatte, dachte ich: Natürlich! Eine Malerin, eine unglückliche Künstlerin. Was denn sonst? Ich konnte sie vor mir sehen: neurotisch und sexy, mit einer schwer fassbaren, quecksilbrigen Qualität, die Bryan in ihren Bann schlug. Sie war zierlich – das musste sie ja sein, um ihn zu verdienen. Mager mit kindlichem Hintern, aber an ihrer Sexualität war garantiert nichts Kindliches. Sie aß nie etwas, sondern ernährte sich von Zigaretten und schwarzem Kaffee. Sie kleidete sich ganz in Schwarz und auf ihrem schwarzen Pulli waren immer Farbflecken, auf die sie aber nie achtete. Manchmal schnitt sie sich absichtlich mit dem Messer, das sie beim Malen benutzte. Während der Rest der Welt schlief, tigerte sie in ihrem Loft herum, schleuderte Farbe auf die Leinwand und stieß schlaflose Verzweiflungsschreie aus. Ich hasste meine regelmäßigen sieben Stunden Schlaf – wie normal und peinlich!
    Die Zeit verstrich, ich ging mit anderen Männern aus und tat mein Bestes, mir von ihnen das Herz brechen zu lassen. Manche machten ihre Sache ganz gut, aber nicht gut genug, um die Erinnerung an Bryan auszulöschen.
    »Tut mir Leid«, sagte ich mehr als einmal. »Weißt du, als ich zwanzig war, habe ich einen Mann kennen gelernt und ich glaube,

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