Pralinenherz
so wütenden Blick zu, dass Olivers Mutter zusammenschreckte.
„Mutter, es ist besser, wenn du und Vater jetzt geht. Das geht nur Hanna und mich etwas an ...“ Oliver wirkte gefasst, ganz im Gegensatz zu Hanna, die nicht wusste, wohin mit sich.
„Gut! Gut! Ist ja gut!“ Als wäre sie die Unschuld in Person, hob Frau von Birkenhausen beide Hände, nahm ihre Handtasche an sich und stolzierte den Flur entlang.
„Ruf aber an, wenn du das hier geklärt hast!“ Mit diesen Worten verabschiedete sie sich und war mit ihrem Mann durch die Tür verschwunden.
Für einen kurzen Augenblick war Hanna erleichtert, dass alle weg waren. Doch nun stand sie hier mit Oliver, ganz alleine.
Ein trauriger Blick wanderte zu dem Mann, den sie so sehr liebte und viele Gedanken schwirrten durch ihren Kopf.
„Ich weiß nicht, was ich sagen soll … dass es mir leid tut, hilft jetzt sicher nicht ...“, murmelte Oliver, der sich verlegen durch sein Haar fuhr und dabei auf und ab lief wie ein Tiger im Käfig.
Hanna setzte sich wieder, versuchte ihre Gedanken und Gefühle zu sortieren. Bilder traten vor ihrem geistigen Auge auf, Erinnerungen an Situationen, die erst jetzt Sinn ergaben.
Das Puzzle fügte sich zusammen.
„Das Handy … ich habe es mir also nicht eingebildet. Du hast ein zweites Handy. Rufst du sie damit an? Ist sie jemand, den du öfter siehst? Oder hast du mehrere? War es das erste Mal?“, fragte Hanna und starrte dabei zu Boden. Sie konnte diesem Mann nicht mehr in die Augen sehen.
Doch Oliver schwieg, ging mit zögernden Schritten auf Hanna zu und kniete sich dann vor sie, aber Hanna sah beiseite.
„Fass … mich ja nicht an!“, zischte sie und sprang auf, um wegzugehen. Sie stellte sich ans Fenster und blickte auf den Parkplatz, wo sie seine Freunde sah, die davonfuhren.
„Willst du das wirklich wissen?“, fragte Oliver, der sich nun auf den Sessel setzte und laut seufzte.
„Eigentlich nicht, aber was soll ich sonst machen? So tun, als wäre nichts gewesen?“ Mit verschränkten Armen drehte sie sich zu Oliver herum. Ihre Stimme klang ruhig, auch wenn sie innerlich tobte, zeigte sie ihm das nicht. Noch nicht.
„Ich will die Wahrheit wissen.“ Und das wollte sie wirklich. Sie kam sich so dumm vor, so ungeliebt. So verraten.
„Liebst du mich überhaupt? Wofür war ich denn gut? Deine Freunde mögen mich nicht. Deine Eltern hassen mich. Du schläfst mit einer anderen. Blond. Schlank. Das genaue Gegenteil von mir. Wofür war ich gut?“ Sie fand keinen Sinn mehr in ihrer Beziehung. Da war plötzlich nichts mehr. Nur noch ein Scherbenhaufen, in den sie trat. Doch sie spürte ihre blutigen Füße nicht, ertrug den stillen Schmerz, wollte Antworten.
„Natürlich liebe ich dich! Ich … ich kenne sie schon länger, wir sind Kollegen. Sie arbeitet in meiner Firma. Wir haben nur geredet, ich habe etwas getrunken. Es ist einfach passiert. Und ja, es war nur das eine Mal!“ Oliver faltete seine Hände, wirkte gelassen und Hanna wusste, wenn er sich so benahm, dann log er.
„Was ist mit Veronika?“, fragte sie und beobachtete dabei Olivers Reaktion, der kurz erstarrte, bevor er sich verlegen am Hinterkopf kratzte und Hanna fragend betrachtete.
„Frag mich jetzt ja nicht, wen ich meine! Ich dachte, sie sei nur ein Fehler gewesen. Nur ein Ausrutscher. Wir waren ja noch nicht lange zusammen, sahen uns nur alle zwei Wochen … doch ich wusste von ihr. Auch, dass es irgendwann aufhörte, als ich zu dir zog.“ Warum war sie überhaupt nach Berlin gekommen? Gab Familie und Freunde auf. Wofür?
Sie begriff langsam, dass sie damals nur gehofft hatte, dass Oliver nicht länger fremdgehen würde, wenn sie erst einmal bei ihm war. Doch das war wohl ein Trugschluss gewesen.
Oliver schwieg, schien sich nicht einmal zu schämen.
„Schon gut. Du brauchst nichts weiter zu sagen. Ich verstehe schon.“ Sie lief an ihm vorbei ins Schlafzimmer, stopfte ihr Hab und Gut in einige Taschen.
„Reagierst du nicht etwas übertrieben?“ Er war ihr gefolgt und verstand die ganze Aufregung nicht.
„Ok. Ich habe dich betrogen. Aber ich bin doch bei dir! Ich lebe mit dir zusammen, nicht mit Veronika oder Marina. Mit dir. Mit der Frau, die ich liebe und auch heiraten will. Mit der ich Kinder will!“
Hanna lachte nur abfällig, beachtete ihn gar nicht weiter. Sie räumte die Schubladen aus und verstaute alles Wichtige in den Tüten und Taschen.
„Du kannst ja eine von beiden heiraten. Aber ich will keinen Mann, der neben
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