Pralinenherz
trug natürlich nichts. Alleine ihre Anwesenheit sollte genügen, um ihren Spross zu beglücken.
Die Gruppe blieb in der Küche stehen, nur Jan schlich Hanna hinterher, die sich zum Schlafzimmer vorwagte, aus dem die Musik ertönte.
Wie ein Tunnel kam ihr der Flur vor. Dunkel und mit Klängen erfüllt, die sie gut kannte. Es war Musik, die Oliver auflegte, wenn sie einen romantischen Abend hatten. Eben dieses Lied, was Hanna so liebte. Sie stützte sich an der Wand ab, da sie weiche Knie bekam. Warum lief dieser Song jetzt? War Oliver wirklich da? Zog er sich nur um? War die Anlage vielleicht von ganz alleine angegangen? Ihre Gedanken waren wirr und ihr Herz raste, obwohl sie sich nur langsam bewegte.
Die Schlafzimmertür war nur angelehnt, so dass Hanna nur ihre Hand gegen sie legen musste, um sie weiter zu öffnen.
Ein erregtes Keuchen schlich sich an Hannas Ohren und drang in ihren Kopf, als sie gleichzeitig die bewegten Bilder vor sich sah. War es ein Film, der sich vor ihr abspielte? Ein Tagtraum? Ein Szenario, das sich in ihrem Kopf befand? Spielten ihre Augen ihr einen Streich?
Olivers Mutter stand nun hinter Jan, da sie nicht länger warten wollte, dieser starrte ebenso schockiert wie Hanna auf das Liebesspiel der beiden, die noch nichts von der Anwesenheit der Partygäste bemerkt hatten.
Die dünne Blondine, die unter Oliver lag, genoss sichtlich seine Aufmerksamkeit. Oliver selbst war viel zu beschäftigt, um zu bemerken, dass sich mittlerweile fast alle Partygäste hinter ihm versammelten.
„Oliver?“, hauchte Hanna schockiert, die viel zu entsetzt war, um überhaupt reagieren zu können. Ihr Albtraum spielte sich vor ihr ab, ihre schlimmste Befürchtung, er könnte sie betrügen, wurde wahr.
Jan versuchte, Hanna von der Tür wegzuziehen, doch dann ging schon ein Raunen durch den Flur, als die anderen mitbekamen, was im Schlafzimmer geschah.
Lachen, Grölen, peinliches Schweigen und ein entsetzter Aufschrei Hannas, deren kleine heile Welt zerbrach.
„Du Scheißkerl!“, schrie sie und wollte sich auf ihn stürzen, doch Jan hielt sie zurück, bis auch Oliver endlich mitbekam, dass er hier nicht alleine mit seiner Eroberung war.
„Hanna? Was?!“ Er rollte sich zur Seite, bedeckte sich und erhaschte flüchtig einen Blick auf die anderen Personen, die durch den Flur ins Schlafzimmer starrten.
Die fremde Frau begann zu kreischen und hielt sich ein Kissen vor ihren nackten Körper. Doch ihr Aufschrei wurde durch Hannas Schreie übertönt.
„Wie kannst du mir so was antun? Du verdammtes Arschlo...“ Jan hatte alle Mühe, sie zurückzuhalten und in den Flur zu ziehen.
„Ruhig! Ruhig!“, rief er und drängte Hanna einige Schritte zurück, die sich kraftlos aufs Sofa bugsieren ließ.
Ein peinliches Schweigen herrschte im Wohnzimmer. Aus dem Schlafzimmer drang noch immer die Musik des Beischlafes, was Hanna die Tränen in die Augen trieb. Sie versteckte ihr Gesicht in beiden Händen.
„Wir gehen dann besser mal...“, murmelte Ben, der seine Freundin mit sich zog und den anderen gestikulierte, ihm zu folgen. Schweigend verließen sie den Raum, bis nur noch Jan, Olivers Eltern und Hanna selbst im Wohnzimmer saßen.
Plötzlich schlich sich die blonde Frau, die noch keine zwanzig Jahre alt war, durch den Flur und versuchte, sich zur Haustür zu bewegen. Hanna sah sie nur fassungslos an, konnte nichts sagen, da ihre Stimme versagte. Am liebsten hätte sie ihr hinterher gebrüllt, sie beleidigt, auf sie eingeprügelt und all ihre Wut an der Frau ausgelassen. Doch der eigentliche Schuldige kam erst jetzt aus dem Schlafzimmer heraus und versuchte, sich zu erklären. Hanna starrte zu Boden. Warum fühlte sie sich nur so schlecht und brachte kein Wort hervor? Sie wollte weinen und schreien! Doch ihre Knie zitterten und ihr Herz schmerzte so sehr, dass sie nur stumme Tränen weinte.
„Ich lasse euch dann allein“. Jan warf Oliver einen entschuldigenden Blick zu und verließ die Wohnung.
Frau von Birkenhausen lief währenddessen auf und ab, ihr Mann saß auf der Couch und beobachtete seine Frau.
„Würden Sie bitte auch gehen? Das geht nur Oliver und mich etwas an!“ Dabei betonte Hanna jedes Wort mit einer aggressiven Note, doch Frau von Birkenhausen dachte nicht daran, jetzt die Wohnung zu verlassen.
„Sie haben hier gar nichts zu melden! Sie sind doch selbst schuld, wenn Sie glauben, dass solch ein Mann wie mein Oliver ...“
„Raus jetzt! Sofort!“ Hanna sprang auf und warf ihr einen
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