Pralinenherz
mir noch andere hat. Es ist vorbei. Es ist so was von vorbei!“
„Und was willst du jetzt machen? Willst du dir hier eine eigene Wohnung nehmen? Wo willst du denn hin?“, fragte er sie und lief Hanna in den Flur nach, wo sie sich ein letztes Mal zu ihm umdrehte.
„Du hast mir drei Jahre gestohlen. Die werde ich nicht zurückbekommen. Aber … du wirst irgendwann weinend dasitzen und dir wünschen, dass du das nicht getan hättest. Wenn du neben einer dümmlichen Frau sitzt, die dich nur des Geldes wegen will. Dann wirst du dir wünschen, dass ich noch hier wäre. Aber dann wird es zu spät sein. Es ist jetzt schon zu spät, aber du hast es noch nicht begriffen.“ Sie schüttelte ihren Kopf, griff sich einen Aktenordner, der im Regal stand und stopfte ihn in ihre Tasche.
„Du wirst es sicher nie begreifen ...“ Sie riss die Haustür auf und lief zum Treppenhaus, sah sich nicht um. Mit jedem Schritt, den sie ging, fühlte sie sich freier. Glücklicher.
Ein zartes Lächeln umspielte ihre Lippen, die von einigen Tränen benetzt waren.
Nie wieder einen Mann, der sie betrügt.
Nie wieder Frau von Birkenhausen und die ständigen Demütigungen.
Nie wieder Frau Behlitz, die ihre Arbeit doch nicht schätzte.
Sie war frei! Und doch hatte sie alles verloren. Ihre Liebe. Ihre Arbeit. Ihre Wohnung …
Hanna war nun ganz alleine. Obdachlos. Mittellos.
In einer fremden Stadt, die sie nie ihre Heimat nennen konnte.
Als sie die Treppen hinunterlief und das Foyer erreichte, sah sie ihren kleinen grünen Flitzer, der sie zum Lächeln brachte.
Nein. Sie war nicht allein. Sie hatte Freunde und eine Familie, die auf sie warten!
Kapitel 4
Mein Leben? Mein Neuanfang!
Hanna fuhr in ein Hotel, wo sie die kommende Nacht verbringen konnte.
Frau Behlitz wollte sie nicht wiedersehen und da am Dienstag ohnehin ihr letzter Arbeitstag werden sollte, stellte sie sich krank und erschlich sich so eine Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung , die sie noch am selben Tag per Einschreiben in die Galerie schickte.
Hanna schloss die Tür hinter sich und starrte in den leeren Raum. Die Tüten und Koffer waren noch in ihrem Auto. Nur ein paar Sachen, die sie morgen anziehen wollte, lagen auf dem Bett. Es war still hier und beängstigend. Plötzlich lag alles hinter ihr und doch war sie noch immer in Berlin. Es sollte ihre letzte Nacht werden, da war Hanna sich sicher. Sie atmete tief ein und streichelte andächtig über den Schrank, betrachtete sich im Spiegel, bevor sie sich auf das Bett setzte und ihr Smartphone nahm. Eine SMS an Greta folgte und ein kurzes Telefonat mit ihr.
„Natürlich. Ich werde mich bei dir melden!“, versprach Hanna und entschuldigte sich dann, da Tränen in ihren Augen aufstiegen. Es ärgerte sie, dass sie den Kuchen und all die Leckereien in Olivers Wohnung zurücklassen musste, die könnte sie jetzt gut gebrauchen. Aber wozu gab es eine Minibar? Und einen Zimmerservice?
Dieser tischte alles auf, was er zu bieten hatte. Schluchzend schaute sie einen Film im Fernsehen an, aß dabei Eis, Pizza, einen Nudelauflauf und einen großen Salat mit Scampis. Sie war umringt von Essen, benutzten Taschentüchern und der Fernbedienung, ein schönes Gefühl. Oliver bestimmte sonst immer das Programm. Rückblickend hatte sie ihm nie widersprochen und seine Sendungen ertragen, immer zurückgesteckt, nur um ihn glücklich zu machen. Jetzt selbst bestimmen zu können, war ungewohnt, aber auch sehr entspannend. Sicher, wenn es um Sex ging, war der Fernseher schnell vergessen, aber sonst? Warum war sie nicht viel früher aus diesem Käfig ausgebrochen? Wie sollte das überhaupt weitergehen? Ohne beste Freundin? Mit einem Mann, der sie betrog?
Fluchend stopfte sie noch mehr Essen in sich hinein und hasste sich dafür, nicht eher reagiert zu haben.
Kurz vor 22 Uhr wählte sie die Nummer von ihren besten Freundinnen, die in Köln lebten. Lea, die mit Anne zusammen lebte, ging ans Telefon.
„Hey Süße!“ Lea saß auf der Couch und leckte sich die Fingerkuppen, die ganz salzig von den Chips waren.
„Hey ...“, schluchzte Hanna, die erneut in ein Taschentuch rotzte.
„Alles okay?“ Lea nickte Anne zu, die den Fernseher auf stumm schaltete und näher rückte. Dass Hanna weinend anrief, kam nicht oft vor, so war sie gleich besorgt.
„Vielleicht. Ich komme zurück. Gleich morgen. Ich habe schon gepackt … dann
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