Pralinenherz
fing er an zu kochen.
„Jetzt hast du zumindest einen weiteren Vorwand, sie zu suchen. Zum Einen ihre Skizzen und dann noch ihr Handy. Vielleicht ruft sie sich ja selbst an und ihr könnt euch verabreden?“ Christian trug immer noch nur seine Boxershorts und hatte nicht vor, sich noch etwas anderes anzuziehen.
„Kannst du dir nicht wenigstens noch eine Hose überziehen? Ein Shirt?“ Finn musterte seinen Mitbewohner und musste sich eingestehen, etwas neidisch auf dessen Füllung unterhalb der Gürtellinie zu sein. Wer konnte schon behaupten, eine Pfeffermühle unterhalb des Bauchnabels mit sich herumzutragen?
„Ach Süßer, keine Sorge, du wirst schon nicht schwul. Du hast doch deine Hanna!“ In dem Moment klingelte es an der Tür. Er zwinkerte Finn zu, der ihn nur schweigend und genervt anstarrte, bevor er sein Ei aufschlug und es mit weiteren Zutaten vermischte.
„ Das ist für mich!“, flötete Christian und öffnete seinem Liebsten die Tür.
„Da bist du ja endlich!“, rief er, zog Daniel gleich in seine Arme und küsste ihn innig.
„Auch einen guten Morgen. Bist du gerade erst aufgestanden?“ Daniel war noch Student, süße 24 und passte mit seinen hellbraunen Haaren absolut in Christians Beuteschema.
„Ja, aber nur, um dir die Tür zu öffnen und dich gleich ins Schlafzimmer zu geleiten.“ Er nahm seine Hand und zog ihn durch den Flur.
„Hey Finn!“, rief Daniel aus dem Flur, bevor Christian ihn in den Keller entführte.
„Hey Daniel!“, rief dieser zurück, schlug sein Omelette in die Pfanne und eilte danach zum Radio, um dieses laut aufzudrehen. Es hatte schon seinen Grund, warum Christian im Keller wohnte und Finn war froh, dass die Radiomusik das laute Getobe der beiden übertönte.
Montag würden die beiden sowieso nach Mallorca fliegen. Zwei Wochen Ruhe, die Finn bereits durchgeplant hatte. Doch als er sein Omelette in der Pfanne wendete, kam ihm Hanna wieder in den Sinn und Christians Vorschlag, den er eigentlich nicht umsetzen wollte. Doch nach dem Telefonat mit Hannas Ex-Freund erschien ihm der Plan doch nicht mehr so abwegig zu sein.
„ Jetzt erzähl schon!“, meckerte Lea, die gar nicht verstand, warum Hanna sich so genierte.
„Ist ja gut! Also. Ich bin mit Christian nach Hause gefahren, aber ich war wirklich, wirklich angeschickert und konnte kaum stehen. Und ich war so müde … Er brachte mich in sein Schlafzimmer und … ich weiß nur noch, dass ich am nächsten Morgen aufgewacht bin. Also Sex hatte ich sicher keinen mit ihm, aber das Schlimmste kommt ja noch! Als ich mich rausschleichen wollte, was glaubst du, wem renne ich da in die Arme?“
Lea schaute ihre Freundin erwartungsvoll an und fuchtelte mit ihren Händen.
„Ja, sag schon!“
„Finn! Eben der Finn, den ich auf der Messe getroffen habe, der für die alte Behlitz die Homepage gemacht hat, der auch hier in Köln lebt und arbeitet! Er hat mir doch einen Job angeboten, falls das mit Berlin nichts wird. Oh man, der sah so süß aus, aber leider ist er schwul.“ Sie zuckte mit den Schultern und erzählte weiter: „Ich kniete gerade am Boden und sammelte meine Sachen auf, als er hinter mir stand. Es war so peinlich! Ich bin nur noch rausgerannt! Oh man, wer konnte auch schon ahnen, dass ausgerechnet er Christians Mitbewohner ist?!“
Lea kicherte und schälte sich einen Apfel, reichte Hanna ein Stück, das sie sofort knabberte.
„Die Guten sind immer schwul“, seufzte Lea, die auch ein Apfelstück aß.
„ Ja, leider. Du glaubst gar nicht, wie süß er aussieht!“ Hanna schwelgte in Erinnerungen und versank wieder in tiefster Scham, als sie sich zurückerinnerte, in welch peinlichen Situationen er sie immer sah.
„Und ich Trampel blamiere mich immer. Erst lande ich in der Kiste, dann knie ich in seinem Flur. Mal sehen, was als nächstes kommt.“ Sie lachte verzweifelt und malte sich schon die verrücktesten Sachen aus.
„Aber ich werde ihn sicher eh nicht wieder sehen, warum auch? Aber ein anderes Thema, wie lief es denn bei euch beiden?“
„Ach, meiner wurde mir zu aufdringlich, also bin ich nach Hause gegangen. Anne hat sich abschleppen lassen, sie schrieb mir heute Morgen schon, dass sie noch frühstücken. Sie wollte gegen Nachmittag zurück sein, weil sie noch bei ihren Eltern vorbeischauen muss. Ihre Mutter ist doch so schwer krank, da hilft sie ihr immer etwas mit dem Haushalt und den Rechnungen.“
Da sagte Lea doch was. Hanna wühlte in ihrer Tasche und suchte ihr Smartphone.
Weitere Kostenlose Bücher