Pralinenherz
mit dem Auto herum, besetzt das Badezimmer und räumt ständig um.“ Er rollte mit den Augen und seufzte.
„In der Firma verdient er ganz gut, daher kann er sich auch das Auto leisten. Meins ist in der Werkstatt, deshalb hatte ich gestern seins genommen. Noch Fragen?“
Hanna verengte ihre Augen. Das klang so auswendig gelernt.
„Nein, alles super. Hanna wird sich das Zimmer morgen ansehen!“ Lea ging dazwischen und klopfte Hanna auf die Schulter.
„Ähm, aber ich hab noch eine Frage. Schließlich geben wir Hanna in eure Hände ...“, meinte Anne.
Hanna schaute verdutzt zwischen beiden hin und her. War sie denn eine Kuh, die gerade dem Schlachter ausgeliefert wurde? Verschachert wie Vieh auf dem Markt? Sahen sie denn nicht, dass Christian bereits seine Klinge wetzte und danach lechzte, sie zu verarbeiten? Hanna erstarrte und schüttelte sich, wollte sich auf ihre Freundinnen stürzen, um sie aus dem Collateral zu zerren.
„Und dieser Finn ...“, begann Anne, räusperte sich und versuchte dabei wie eine knallharte Geschäftsfrau zu wirken.
Christians Herz raste, doch er versuchte sich abzulenken, indem er über die Theke putzte.
„Mh, wie frage ich das nur ...“ Anne überlegte. Denn sie wollte nicht frei heraus fragen, ob Finn nun schwul sei oder nicht.
„Naja, zwei Männer, eine Frau, geht das denn gut?“, fragte sie zögernd.
„Ja. Wir hatten bereits zwei Frauen bei uns wohnen, die studierten und eine günstige Wohnung brauchten. Das war immer sehr lustig.“ Christian ließ sich nichts anmerken, denn eigentlich waren das beides Männer gewesen, die Christian vernascht hatte. Mit Daniel kam er sogar zusammen, nachdem er ausgezogen war und sie beide gemerkt hatten, wie sehr sie sich doch vermissten.
„Und Finn ...“, murmelte Anne, räusperte sich.
„Naja, du und er, seid ihr denn in einer Beziehung? Nicht, dass jemand eifersüchtig sein könnte, wenn jetzt eine ledige, heiße Singlefrau bei euch einzieht?“
Hanna versank im Erdboden. Sie krallte sich die Erdnüsse und begann, sie in sich hineinzustopfen.
Lea stellte sich auch an den Tresen zurück und wollte Christian ebenfalls löchern.
„Also ich habe eine Freundin. Daniela.“ Christian amüsierte sich köstlich. Wenn Daniel das wüsste, dass er ihn als Frau deklarierte. Er behielt jedoch seine freundliche Mimik bei, ohne in schallendes Gelächter auszubrechen.
„Finn ist Single. Seine große Liebe ist vor zwei Jahren nach Amerika abgehauen.“ Natürlich durchschaute er die Fragen von Hannas Freundinnen und wollte sie so vage beantworten, dass Hanna es selbst herausfinden musste.
„Oh, das ist natürlich blöd. Und sonst gibt es niemanden in Finns Leben?“ Anne ärgerte sich, dass Christian das Geschlecht nicht preisgab.
„Ach, es gab da schon jemanden, auch einige mehr, aber das ist ja normal, wenn man sich nicht festlegen möchte. Aktuell ist da aber niemand.“
Lea zerdrückte beinahe ihr Cocktailglas. Machte der Kerl das mit Absicht?
„Und Finn hätte nichts dagegen, wenn Hanna in Dessous herumlaufen würde? Ich meine, sie teilen sich ja ein Bad!“, meinte Lea, die nun von Hanna einen Faustschlag auf den Oberarm bekam.
„Lea!“
Christian lachte und schüttelte mit dem Kopf.
„Nein, warum auch?“, antwortete er ihnen, biss sich dabei auf die Unterlippe, als er sich wegdrehte, um eine neue Flasche Alkohol zu holen.
Die drei Freundinnen starrten sich genervt an. Das war ja nicht auszuhalten!
„Also es würde ihn nicht stören? Sie braucht echt ewig im Bad.“ Lea lachte und hoffte, dass Christian sich endlich verraten würde.
„Zur Not gibt es ja noch eines im Erdgeschoss, das wird schon klappen. Macht euch da mal keine Sorgen.“
„ Das war total peinlich!“ Hanna lief wütend auf und ab, während Lea und Anne auf der Couch saßen.
„Der denkt doch jetzt weiß Gott was von mir! Hättet ihr nicht dezenter fragen können?“ Hannas Gefühle liefen Sturm, sie weinte, schrie, lachte und rannte dabei durch die Zimmer.
„Jetzt beruhig dich doch mal!“, rief Lea, die es sich auf der Couch gemütlich gemacht hatte.
„Er könnte echt beides sein. Schwul oder hetero oder bi, keine Ahnung.“
Anne nickte und surfte dabei im Internet. Es gab nur leider keine Einträge von ihm. Keine Infos, keine Bilder, nur das, was im Firmenprofil stand und aussah wie ein Ausweisbild.
„Ich frage mich, warum er in einem Zimmer wohnt, wenn er Juniorchef dieser Firma ist. Müsste er nicht eigentlich viel Geld
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