Pralinenherz
haben? Irgendwie finde ich das alles sehr merkwürdig“, murmelte Anne, die dabei auf einem Strohhalm herumkaute.
Lea faltete ihre Hände und blinzelte theatralisch mit den Augen, jauchzte laut und imitierte dabei ein holdes Fräulein, das ihr güldenes Haar aus dem Fenster warf.
„ Oh, was wäre denn, wenn der holde Prinz Finn sein wahres Ich verbergen möchte, um die holde Prinzessin Hanna dazu zu bringen, sein Inneres zu lieben?“ Lea klimperte noch ein paar Mal mit den Augen, bis Hanna sie mit einem Kissen bewarf, vor dem sie auswich.
„Red keinen Stuss! Ich zieh da doch nicht ein!“ Hanna rannte weiter hin und her und Anne fürchtete um ihren Parkettboden.
„ Wieso Stuss? Ich finde, das ist eine logische Erklärung. Ich meine, wenn er schwul wäre … ich weiß ja nicht. Aber wenn er hetero wäre … naja“, sie seufzte laut und zerbrach sich weiter den Kopf.
„ Was wäre wenn und was, naja?“ Hanna lief zu Lea, hoffte, dass sie vielleicht eine Idee hatte.
„Wenn er hetero wäre … könnte er sich so an dich heran machen. Wenn er schwul wäre, freut er sich vielleicht auf eine nette Bekanntschaft?“
Hanna war nicht besonders begeistert von Leas Theorie und setzte sich zwischen ihre Freundinnen, krallte sich ein Kissen und drückte es fest an sich.
„ Da gibt es nur eine Möglichkeit. Du musst bei ihm einziehen und dann kannst du es herausfinden. Tanz vor ihm in Unterwäsche herum, flirte ihn ein wenig an und schau, wie er reagiert.“ Anne fand die Idee toll, ganz im Gegensatz zu Hanna, die ihr einen wütenden Blick zuwarf.
„ Ich soll mich also entblößen und halbnackt vor einem fremden Mann herumlaufen? Und wenn er wirklich schwul ist? Dann bin ich doch total blamiert!“, entgegnete Hanna stürmisch.
„ Na und? Du bist nicht auf ihn angewiesen. Wenn es zu schlimm wird, kannst du doch immer noch ausziehen. Mensch Hanna, du hast uns doch schon öfter erzählt, dass du Finn süß findest, da wusstest du nur noch nicht, wie er aussieht!“ Lea verschränkte ihre Arme und hob ihre Augenbrauen.
Hanna zog ihre Schultern hoch und druckste herum, wiegte hin und her.
„Mh. Ja, schon. Irgendwie. Wir haben oft miteinander geschrieben oder telefoniert, aber da war ich mit Oliver zusammen, also habe ich nicht im Geringsten daran gedacht, wie süß er wirklich sein könnte.“
„ Na und? Nutz deine Chance, er hat dich doch eingeladen. Abends, nach der Arbeit … ihr könnt doch etwas essen, euch unterhalten und dann wirst du schon sehen. Wer nicht wagt, der nicht gewinnt!“ Anne stand auf und verschwand im Badezimmer, rief Hanna aber noch etwas zu: „So wie bei mir, ich habe jetzt mein Date!“
„Ich sage dir was, Lea. Wenn du dich heute mit Sebastian triffst, dann fahre ich morgen zu Finn und sehe mir das Zimmer an.“
Beide schwiegen sich eine Weile an, warfen sich finstere Blicke zu, bis sie schweigend nickten und sich laut seufzend voneinander abwandten.
„Ich komme mit!“, rief Lea und schlurfte in ihr Zimmer, um sich etwas Bequemeres anzuziehen. Hanna kicherte und freute sich auf einen ruhigen Abend. Nur sie, die Chipstüte, eine Limonade und der Fernseher.
Die Zeit verging und Hanna war bereits auf der Couch eingeschlafen, als sie eine SMS bekam, die sie weckte. Der Fernseher flimmerte noch vor sich hin und die Chipskrümel hatten sich über ihren Körper und die nähere Umgebung verteilt.
„Was?“ Hanna rieb sich ihre Augen, gähnte und griff nach ihrem Smartphone, las die SMS und erstarrte. Ihr Herzschlag beschleunigte sich und so las sie die Nachricht ein weiteres Mal und noch einmal.
„ Deine Sachen sind jetzt alle im Keller. Du hättest mich wenigstens mal zurück rufen können. In vier Wochen schmeiße ich sie weg! Lass dich hier nicht mehr sehen.“
Die Nachricht war von Oliver und versetzte Hanna einen Stich. Keine Entschuldigung. Keine Reue, sondern nur Vorwürfe. War das wirklich der Oliver, in den sie sich einst verliebt hatte? Den sie hatte heiraten wollen? Kopfschüttelnd und schluchzend löschte sie die Nachricht und schrieb Greta noch eine lange Mail. Natürlich, dass es ihr gut ging, sie froh war, wieder hier zu sein und dass sie wohl in den kommenden Wochen noch einmal nach Berlin fahren würde, um ihre restlichen Sachen abzuholen.
Als sie so ihre Liste durchging, bemerkte sie, dass hinter Gretas Namen ein „Finn“ eingetragen war. Skeptisch hob sie eine Augenbraue und schaute sich sein angelegtes Profil an.
Anscheinend hatte er sich dort
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