Pralinenherz
vorne, presste erneut Finger und Daumen zusammen und signalisierte so beiden, den Mund zu halten.
Wütend sah sie zwischen beiden hin und her, wusste nicht, wen sie zuerst anschreien sollte.
„ Ich ...“, murmelte Finn, doch Hanna stürmte schon auf ihn zu, hielt dann aber inne und rannte an ihm vorbei, die Treppen hinauf in ihr Zimmer. Dass sie dabei weinte, konnten beide sehr gut hören.
„Du gehst runter und ich sage ihr jetzt die Wahrheit.“ Finn wartete Christians Antwort gar nicht ab, sondern ging gleich die Treppen hinauf und klopfte bei Hanna an die Tür.
„ Hau ab!“, rief sie wütend und warf ein Kissen gegen die Tür.
Doch Finn öffnete sie und bekam gleich ein zweites Kissen am Oberkörper ab, was ihn jedoch nicht davon abhielt, die Tür zu schließen und auf Hanna zuzugehen.
„Hörst du schlecht? Ich habe gesagt, dass du weggehen sollst!“
„ Ich werde nicht weggehen. Ich will dir sagen, warum ich das gemacht habe.“ Er setzte sich zu ihr und betrachtete Hanna, die sich von ihm wegdrehte und ihre Tränen wegwischte.
Finn schluckte, wusste nicht, wie er beginnen sollte, doch dann sagte er es frei heraus: „Ich habe mich in dich verliebt!“
Danach war es ganz still im Zimmer. Hanna schluckte. Was sagte Finn da? Verliebt? Das konnte doch nur ein schlechter Witz sein!
„ Ich würde dir gerne meine Geschichte erzählen. Ehrlich, von Anfang an, ohne Lügen, ohne Schwindeleien.“ Er wollte sie nicht länger unter Druck setzen und drehte sich ein wenig von ihr weg, schloss seine Augen und begann zu erzählen.
„ Als Lena auszog, war ich wie vor den Kopf gestoßen. All ihre Sachen waren weg, der Kleiderschrank leer geräumt. Auf dem Tisch in der Küche lag nur ein Zettel, worauf stand, dass ich nachkommen soll oder es bleiben lasse könne. Ich blieb hier und lernte Christian kennen. Die Bar gehört mir, auch das Haus und er suchte eine Wohnung. Es war so still im Haus, also bat ich ihn, einzuziehen.“
Hanna horchte auf und wischte sich erneut einige Tränen von den Wangen.
„ Naja, dann kam eine erste E-Mail von dir, du hast mich ein paar Sachen gefragt, wir haben mal telefoniert und du hast mir von dem Pralinengeschäft erzählt. Ich war sogar einmal da, du hast mir zuvor so davon vorgeschwärmt, dass ich unbedingt hin musste. In der Zeit war ich recht sprunghaft. Ich hatte keine Lust auf eine feste Beziehung, sondern nur kurze Affären. Aber irgendwann wurde mir das zu viel und ich hörte damit auf. Wochenlang ließ ich jede abblitzen, freute mich aber darauf, dich mal wieder am Telefon zu haben. Auch wenn Berlin weit weg war, aber deine Nachrichten waren die Highlights meiner Woche oder des Monats, wenn es nicht so viel zu tun gab.“ Finn atmete tief durch, sah aber aus den Augenwinkeln, dass Hanna ihn ansah und so erzählte er weiter.
„ Naja, dann das auf der Messe!“ Finn lachte, als er sich an Hannas Auftritt erinnerte.
„ Da hast du in dieser Kiste gehockt und gezappelt wie ein Käfer auf dem Rücken. Diese Situation war so skurril. Als ich dann erfahren habe, wer du bist, bekam ich richtig Schmetterlinge im Bauch, du aber hast gleich gesagt, dass du einen Freund hast. Naja, aber das war wohl besser so. Berlin ist so weit weg und ich wollte nicht wieder aus Köln wegziehen, also wollte ich das Thema abhaken.“ Er legte sich nun zurück. Seine Arme lagen ruhig neben ihm und seine Augen betrachteten die Zimmerdecke.
„ Beim Abbau des Messestandes aber fiel mir deine Mappe in die Hände, mit den vielen Skizzen. Ich habe versucht, dich anzurufen, dich aber nicht erreicht und so konntest du weiter in meinem Kopf herumspuken. Tja, und dann hocktest du plötzlich ohne Slip in meinem Flur ...“ Finn lachte erneut, da dieser Anblick doch sehr ungewöhnlich gewesen war.
„ Du... du hast das gesehen?“ Hanna sprach zögerlich, drehte sich dann zu Finn herum, um ihn anzusehen.
Finn sah ihr direkt in die Augen und lächelte zaghaft, nickte dann.
„Naja, als ich in der Küche war und ein Poltern hörte, dachte ich zuerst, Christian kommt die Treppe hochgekrochen, aber dann eine halbnackte Frau vorzufinden, das war schon … naja.“ Er lächelte und sah dann zurück an die Zimmerdecke.
„ Dass Christian schwul ist und es somit nicht sein konnte, dass du was mit ihm hattest, das wusste ich ja. Deshalb schlug ich mir den Gedanken gleich aus dem Kopf. Christian klärte mich dann auf und wollte dich eigentlich nur bei mir abliefern, damit wir uns kennenlernen können und dich
Weitere Kostenlose Bücher