Pralinenherz
gleichzeitig? Du hast einen Ruf, mein lieber Finn, der geht über Köln hinaus … aber bei ihr schaffst du es nicht?“
Finn seufzte laut, vermischte das Obst mit zwei großen Löffeln und stützte sich dann an der Küchenzeile ab.
„Das war ein Fehler. Sie ist jetzt total verunsichert, das kann ich nicht mehr rückgängig machen!“
Frederick klopfte ihm auf die Schulter und ging zur Haustür. Lea und Anne standen bereits davor und klingelten aufgeregt. Sie hatten sich extra etwas Luftiges angezogen, da sie auf den ein oder anderen süßen Kerl hofften. Die beiden Männer aus der Bar hatten sich doch leider als Flops erwiesen und so kosteten sie ihr Singledasein in vollen Zügen aus.
„Zwei schöne Frauen? Dann müsst ihr Lea und Anne sein?“, fragte Frederick charmant und trat beiseite, so dass die beiden hineingehen konnten.
„Ja, die sind wir. Und du bist?“, fragte Lea, die eigentlich Hanna erwartet hatte, von der sie jedoch nichts erblicken konnte.
Alle stellten sich einander vor und auch Christian tauchte mit Daniel auf. Hanna jedoch war noch immer in ihrem Zimmer.
„Sie zieht sich um!“, meinte Finn, der nachsehen wollte, wie lange denn das Umziehen noch dauern würde.
Zögernd klopfte er an ihre Tür, hörte jedoch kein Wort.
„Hanna? Ich bin es, Finn. Mach bitte auf. Deine Freundinnen sind da und alle warten auf dich.“
Immer noch konnte er nichts hören, sodass er die Türklinge herunterdrückte.
„Ich komme jetzt rein!“, sagte er streng und öffnete die Tür. Doch Hanna war nicht in ihrem Zimmer. Finn sah sogar hinter die Tür, doch entdeckte er nur eine offene Balkontür. Er lief hinaus und sah sich auch dort um, schaute hinunter zu Frederick und den anderen, die sich bereits um den Tisch versammelt hatten. Doch dann bemerkte er, dass auch seine Balkontür offen war. Befand sich Hanna etwa in seinem Zimmer?
Er hastete zu seinem Zimmer, wo er Hanna auf dem Bett sitzen sah, ein Fotoalbum in der Hand.
Sie hörte, wie Finn sein Zimmer betrat, das er eigentlich immer abschloss, wohl auch, um sein kleines Geheimnis zu bewahren, das Hanna nicht finden sollte.
„ Hier bist du also“, murmelte er verlegen, wobei er keine Hoffnung mehr hatte, dass Hanna keinen Blick in das Album geworfen hatte.
„Ja, hier bin ich. Mit einem Fotoalbum von dir und einer anderen Frau.“ Sie öffnete das Album und blätterte darin herum.
„Sie ist wunderschön. Das ist sie also? Deine große Liebe?“
Finn war sich nicht sicher, ob Hannas Verhalten nur die Ruhe vor dem Sturm war oder ob sie gleich begann zu weinen.
„Ja, das ist Lena. Wir waren acht Jahre lang zusammen.“ Er schluckte. Endlich brachte er es über seine Lippen, dass er nicht schwul war!
Hanna streichelte über ein Foto, auf dem man Finn und Lena sah, beide strahlten in die Kamera. Im Hintergrund die Berge, beide in Wanderausrüstung, mit Sonnenbrille und Rucksäcken.
„Ihr seht so glücklich aus“, meinte Hanna leise und starrte auf die Fotos.
Finn kam ein paar Schritte näher, bevor er sich neben Hanna setzte und zu erzählen begann.
„Das waren wir auch. Vor fast 12 Jahren lernten wir uns kennen, ich war damals gerade erst 16 geworden und sie kam neu in die Schule. Wir verliebten uns und wurden ein Paar. Acht Jahre lang. Wir zogen sogar zusammen, wollten Kinder haben, heiraten. Den Ring hatte ich damals schnell gekauft, da mir klar war, dass ich sie heiraten möchte. Doch dann sprach sie immer und immer wieder von Amerika. Wir stritten uns nur noch. Nach fünf Jahren Beziehung habe ich geglaubt, sie in- und auswendig zu kennen. Tja, sie flog für ein Wochenende nach New York, später für zwei Wochen. Einige Zeit später war sie sogar für drei Monate in New York, suchte sich dort einen Job. Drei Jahre stritten wir uns deswegen und dann war sie plötzlich weg. Entweder ich komme mit oder ich bleibe hier, allein. Ich bin hier geblieben.“ Er seufzte und beobachtete Hanna, die noch immer auf die Fotos starrte, ohne ein Wort dazu zu sagen.
„Ich habe nie wieder etwas von ihr gehört. Bis ich anfing, sie zu suchen. Sie ist mittlerweile verheiratet und hat zwei kleine Kinder. Wohnt in Manhattan und ist dort angekommen, wo sie schon immer hin wollte. Doch dort wollte ich nicht sein. Mein Herz schlägt für diese Stadt, seit ich vor etwas mehr als drei Jahren hier ankam und das Geschäft meines Vaters übernahm. Ich will hier bleiben. Hier wohnen, jemanden finden, der mit mir zusammen sein will. Heiraten. Kinder bekommen.“
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