Pralinenherz
dabei gespielt sinnlich über die Lippen leckte.
Kurz erstarrte Finn erschrocken, merkte aber schnell, dass Hanna nur scherzte, sodass er sich wieder auf die Straße konzentrieren konnte.
„Na, das musst du mir aber irgendwann mal erklären ...“
Die ganze Fahrt über erzählten sie sich von früher, sangen Lieder im Radio mit und merkten dabei gar nicht, wie schnell die Zeit doch verging.
„Noch 63 Kilometer bis nach Berlin!“ Hanna atmete tief durch und packte ein Sandwich aus, um es Finn zu reichen.
„Soll ich wieder fahren?“, fragte sie, doch Finn schüttelte den Kopf, während er in das Sandwich biss.
„Du fährst schrecklich. Mein armes Auto!“, tönte er.
Hanna verengte ihre Augen und hob ihre Augenbrauen und verschränkte die Arme, bevor sie sich lautstark räusperte.
„So?“, maulte sie eingeschnappt, doch Finn schaffte es, sie wieder zum Lächeln zu bringen, indem er sie doch ans Steuer ließ.
„Gleich sind wir da ...“ So schnell Hanna auf der Autobahn auch gefahren war, desto langsamer wurde sie, je näher sie Olivers Wohnung kamen. Und dann blieb Hanna stehen, parkte das Auto auf einem Parkplatz und schaltete den Motor aus. Sie atmete einige Male tief ein und aus, als befände sie sich in Trance.
„Wir sind da … hier ist es. Da oben wohnt er. Genau hier!“ Sie biss sich auf die Lippen, starrte stur geradeaus und schaffte es nicht, das Lenkrad loszulassen.
Finn wollte sie nicht drängeln, so blieb er ruhig neben ihr sitzen und wartete eine Weile, bevor er seine Hand auf ihren Oberschenkel legte.
„Wir hatten eine lange Fahrt, der Verkehr war zäh. Es ist bereits nach 18 Uhr. Du bist müde. Ich bin müde. Wir können auch von hier wegfahren, essen etwas und kommen morgen wieder?“
Langsam entspannte Hanna sich und ließ vom Lenkrad ab, legte ihre Hände auf Finns und atmete erneut tief ein und aus. Schweigend schüttelte sie ihren Kopf, schloss die Augen und brauchte noch einige Momente, bevor sie ausstieg und die Tür zuwarf. Finn folgte ihr eilig und lief neben Hanna her, die mutigen Schrittes auf die Haustür zuging.
„Ich habe nichts Falsches getan! Er hat mich betrogen, nicht ich ihn!“ Plötzlich wandelte sich Hannas Gemütszustand, war sie vorher ängstlich und verunsichert, so ließ sie nun all ihrer Wut freien Lauf.
„Ja, richtig so!“, feuerte Finn sie an und stand direkt hinter ihr, als Hanna einen Schlüssel hervorkramte und die Tür aufschloss.
„Du hast noch einen Schlüssel?!“ Finn war begeistert von seiner kleinen Godzillabraut und folgte ihr, als Hanna direkt in den Keller ging. Das Gebäude war riesig und die Eingangshalle mit Marmor gefliest. Selbst der Keller sah gepflegt aus und es gab kaum Spinnweben.
„Oliver meinte, er hat alle Sachen in den Keller getan. Soviel ist das zum Glück nicht. Nur ein paar Leinwände und Persönliches. Ein bisschen Kleidung, ein paar Fotos und so was.“ Hanna huschte durch den Gang, bis sie an das Kellerabteil trat, das Oliver gehörte. Auch hierfür besaß sie noch einen Ersatzschlüssel, mit dem sie das verrostete Vorhängeschloss öffnete.
Finn kam sich vor wie ein Dieb, als er hinter Hanna herschlich und sich immer wieder umsah.
„Ah, sehr gut. Da sind sie ja!“ Das flackernde Licht erhellte den kahlen Raum und offenbarte ihre geliebten Leinwände. Jedes Bild war sorgsam in Papier gewickelt. Sie selbst hatte sie so eingepackt, damit sie nicht beschädigt würden. Nur eines war noch unverhüllt. Ein Bild, das sie Finn aber nicht zeigen wollte. Es war jenes, das sie noch in der Nacht vor ihrer Frankfurtreise gemalt hatte. Eilig bedeckte sie es und klebte das Bild mit Papierstücken ab, tat so, als sei es nur eines von vielen Bildern.
„Wow, du hast nicht untertrieben. Sechs, sieben … dort sind es auch fünf, acht, wow über zwanzig Leinwände? Du warst fleißig!“
Hanna schenkte ihm ein Lächeln und einen sanften Kuss auf seine Lippen.
„Beeilen wir uns. Ich möchte Oliver nicht in die Arme laufen.“ Sie schnappte sich ein paar Leinwände und trug sie hinauf. Die beiden mussten mehrere Male zurück in den Keller, bis auch die letzte Leinwand und die letzte Kiste im Van verstaut waren.
Doch Hanna sah zurück auf die Eingangstür, als Finn bereits einstieg und losfahren wollte.
„Hanna? Komm, wir fahren, dann können wir noch … Hanna?!“, fragte er, doch Hanna schien ihn nicht mehr zu hören, denn sie lief ein weiteres Mal zur Haustür und öffnete sie.
„Hast du noch etwas
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