Pretty Daemon
mehr gearbeitet, als die Dämonen zum ersten Mal in San Diablo auftauchten. Stimmt doch, oder?«
»Schon. Aber diesmal haben sie dich entführt, Eddie. Das ist mehr als nur eine vage Drohung.«
»Nein, das stimmt so nicht. Momentan ist alles sehr vage«, widersprach er. »Wir sind eindeutig im Vorteil. Zumindest im Augenblick. Es gibt hier gerade keine Dämonen in Menschengestalt mehr, die ihr etwas anhaben könnten. Dazu muss erst jemand sterben.«
»Das könnte aber bereits passiert sein«, gab ich zu bedenken, auch wenn ich es bezweifelte. Für eine Übernahme durch einen Dämon war es nicht nur nötig, dass dieser scharf aufpasste, um zum richtigen Zeitpunkt das Portal zu durchschreiten, sondern der Verstorbene musste zudem eine ziemlich schwache Seele besessen haben. Es gab zwar viele Dämonen, die auf der Suche nach einem neuen Opfer durch die Straßen zogen. Aber trotzdem gelang es tatsächlich den wenigsten, eine Hülle zu ergattern.
»Es ist deine Entscheidung, Mädchen. Aber ich würde der Kleinen etwas mehr Freiheit lassen. Sie ist beinahe fünfzehn. Hattest du nicht in ihrem Alter schon oft ziemlich tief in der Tinte gesessen?«
Wesentlich tiefer als bei allem, was wir bisher in San Diablo erlebt hatten – das stimmte. Doch das wollte ich nicht laut zugeben.
»Wir nehmen eine Armbrust im Rucksack mit und außerdem Weihwasser und Messer. Es wird keinem gelingen, uns etwas anzutun«, versprach mir Eddie.
»So etwas kann man nie völlig ausschließen«, erwiderte ich, merkte aber, dass ich nicht mehr sehr überzeugt klang. Eddie hatte Recht. Wenn sich Allie tatsächlich in Gefahr befand, dann tat sie das überall. Auch zu Hause. Und mit Eddie an ihrer Seite hatte sie zumindest einen Dämonenjäger als Beschützer.
»Mir ist die Kleine sehr ans Herz gewachsen, Kate«, erklärte er. »Ich würde es niemals zulassen, dass ihr etwas zustößt.«
»Ich weiß.« Ich holte tief Luft. »Allie!«, rief ich. »Könntest du mal kurz kommen?«
Sie brauchte weniger als eine Sekunde, um neben uns zu stehen. »Kann ich mit?«
»Ja – mit Eddie. Du darfst ihn allerdings nicht einmal für eine Minute aus den Augen lassen und musst bewaffnet sein. Mir ist egal, welche Regeln die Bücherei in puncto Waffen hat. Du nimmst deinen Rucksack samt Armbrust mit und außerdem eine Flasche Weihwasser. Sollte irgendetwas passieren, rufst du mich sofort an. Verstanden?«
»Wird gemacht!«, antwortete sie. Ihre Miene spiegelte finstere Entschlossenheit wider. Lange hielt sie diesen Ausdruck jedoch nicht durch. Eine Sekunde später warf sie sich mir begeistert in die Arme. »Danke, Mami! Ich verspreche dir, dass wir herausfinden, was los ist. Wir werden Abaddon besiegen, ganz gleich, wie stark er auch sein mag.«
»Braves Mädchen«, lobte ich sie. »Ein guter Jäger braucht eine solche Einstellung. Sonst wird er nicht überleben.«
»Bin ich denn eine Jägerin?«
Ich warf Eddie einen raschen Blick zu und schüttelte dann den Kopf. »Nein«, erwiderte ich wahrheitsgemäß. »Aber auch wenn ich mir für dich ein anderes Leben gewünscht hätte, so muss ich doch zugeben, dass du auf dem besten Weg dorthin bist.«
Auf ihrem Gesicht zeigte sich ein höchst zufriedenes Lächeln. Ich hatte offenbar das Richtige gesagt. Aber hatte ich auch das Richtige getan?
Während die beiden packten und sich auf den Weg zur Bücherei machten, versuchte ich noch ein bisschen das Haus zu putzen und das Dinner vorzubereiten. Ich wollte die Zeit nutzen, während Timmy so angeregt spielte. Aber ehrlich gesagt, war ich innerlich viel zu sehr mit anderen Dingen beschäftigt. Obwohl mich zu dieser Stunde bereits die übliche Panik hätte ergreifen sollen, wie ich sie sonst vor Dinnerpartys empfand, war ich merkwürdig gelassen.
Anscheinend hatte ich immerhin die richtige Entscheidung getroffen, als ich die fertigen Gerichte gewählt hatte. An diesem Tag wäre ich bestimmt nicht in der Lage gewesen, mehr zu schaffen, als das Essen auf Tellern und Platten anzurichten. Und selbst das gelang mir nicht besonders gut.
Mein Handy klingelte. Ich atmete erleichtert auf, als ich auf dem Display Davids und nicht Allies oder Eddies Namen las.
»Was ist los?«, fragte er atemlos. »Geht es Eddie gut? Und Allie?«
»Es geht uns allen gut«, erwiderte ich und erzählte ihm rasch, was Allie ihm noch nicht auf seine Voicemail gesprochen hatte. »Ich habe sie mit Eddie in die Bücherei geschickt, um ein paar Nachforschungen anzustellen. Das ist doch in Ordnung,
Weitere Kostenlose Bücher