Pretty Daemon
schon ganz scharf darauf. Wenn man es ihr jetzt verbietet, würde sie für die nächsten hundert Jahre schwer eingeschnappt sein.«
»Es tut mir wirklich leid«, meinte David zerknirscht. Seine Miene sagte mir aber etwas anderes. »Ich habe nicht nachgedacht.«
»Stimmt«, erwiderte ich. »Das hast du wirklich nicht.« Ich holte tief Luft und zwang mich, ruhig zu bleiben. Es war nur normal, dass David mehr Zeit mit Allie verbringen wollte. Und auch Allie konnte ich gut verstehen. Ich wollte ja auch, dass sich Vater und Tochter mehr sahen. Ehrlich.
Was ich jedoch nicht wollte, war, mich in einer Situation wiederzufinden, in der ich nichts mehr tun konnte. Ich war auf Davids Angriff völlig unvorbereitet gewesen und hatte mich nicht wehren können. Jetzt war es zu spät. Aber solange mir eine Erklärung für Stuart einfiel, wenn er nach Hause kam, würde ich das Ganze schon irgendwie überleben.
Schließlich war ich ein wahrer Profi, wenn es ums Überleben ging.
Während Eddie in seinem Sessel schnarchte und Timmy es sich vor dem Fernseher bequem gemacht hatte, um Coco, der neugierige Affe anzusehen, stürzte ich mich auf die Partyvorbereitungen. Die Heftigkeit, mit der ich das tat, rührte größtenteils von meiner Frustration her. Vertrauen.
David hatte genau gewusst, dass ich noch keine Entscheidung getroffen hatte, was Allie und ihn betraf. Trotzdem hatte er das Thema absichtlich vor unserer Tochter angesprochen, um so eine Entscheidung zu erzwingen. Er war mir also schlicht und ergreifend in den Rücken gefallen. Und das nicht zum ersten Mal.
Verärgert zerknüllte ich ein Stück Alufolie und schleuderte die kleine Kugel durch die Küche. Erschrocken schrie ich auf. In diesem Moment öffnete sich nämlich die Tür zur Garage, und Stuarts überraschtes Gesicht zeigte sich. Die Kugel verfehlte ihn nur knapp.
»O mein Gott!« Ich presste mir die Hand auf die Brust, in der mein Herz heftig pochte. »Du hast mich zu Tode erschreckt!« Und das nicht nur, weil ich ihn gerade beinahe mit einem Wurfgeschoss getroffen hatte. Konnte es sein, dass er bereits vor einer halben Stunde hier gewesen war? Hatte er vielleicht sogar David gesehen? Hatte er unsere Unterhaltung mit angehört?
»Was tust du hier? Solltest du nicht noch immer im Flieger sitzen?«
»Anstrengender Tag?«, fragte er, statt mir zu antworten. Er trat zu mir und zog mich an sich.
»Könnte man so sagen«, erwiderte ich und drückte mich an ihn. »Ja, anstrengend trifft es ziemlich genau.« Ich legte den Kopf zurück und sah ihn an. »Aber jetzt mal ehrlich – warum bist du schon hier? Dein Flugzeug sollte doch noch gar nicht gelandet sein.«
»Würdest du mir glauben, wenn ich dir sage, dass ich Himmel und Erde in Bewegung gesetzt habe, um schneller zu dir zurückzukehren?«
Ich legte den Kopf zur Seite, blickte ihm tief in die Augen und überlegte. »Ja«, erwiderte ich schließlich. »Ich würde dir glauben.«
»Dann weißt du ja, weshalb ich schon hier bin«, antwortete er und küsste mich auf die Nasenspitze. Dann blickte er sich in der ziemlich chaotischen Küche um. »Also – wie kann ich helfen?«
Ich dachte einen Moment nach. Auf einmal hatte ich das Gefühl, zur Abwechslung einmal wirklich alles unter Kontrolle zu haben. »Überhaupt nicht«, antwortete ich. »Das Einzige, was ich momentan brauche, bist du.«
Seit sich Stuart für die Politik und ein öffentliches Amt interessierte, war ich bereits auf unzähligen Cocktailpartys bei allen möglichen Gastgebern und öffentlichen Veranstaltungen gewesen. Auch ich selbst hatte ein paar Einladungen gegeben. Meine erste Party war ein Desaster gewesen. Ich hatte nicht nur zu wenige Weingläser gehabt (dank eines ungeladenen Dämons, dem ich noch in letzter Minute mit dem abgebrochenen Stiel eines Glases das Auge hatte ausstechen müssen), sondern ich hatte mich auch ziemlich danebenbenommen. Ich hatte nämlich einem Richter, den Stuart beeindrucken wollte, Weihwasser ins Gesicht geschüttet und außerdem beinahe die Pastasauce anbrennen lassen.
Vor allem jedoch hatte ich kaum gewusst, wo mir vor lauter Aufregung der Kopf stand.
Es wäre zwar geflunkert gewesen (wie wir das als Mütter so hübsch nennen), wenn ich behauptet hätte, mich seitdem sehr verbessert zu haben. Erwachsene ohne Kinder in ihrer Nähe würden eine solche Behauptung sogar schlichtweg als Lüge bezeichnen. Aber ich hatte mich zumindest ein wenig gemausert und diesmal nicht nur Servietten herausgeholt, sondern
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