Pretty Daemon
dich.«
Gut.
Zumindest musste ich mir in dieser Hinsicht keine Sorgen mehr machen. Jetzt galt es nur noch herauszufinden, wohin wir fahren sollten, sobald David in meinem Wagen saß.
Ich musste an einer Ampel warten, ehe ich in die Straße einbiegen konnte, in der er wohnte. Ungeduldig ließ ich den Motor immer wieder aufheulen, bis der Gegenverkehr abnahm und ich endlich abbiegen konnte.
Ohne nachzudenken, stellte ich den Wagen im absoluten Halteverbot ab und sah, wie Allie und David die Stufen vor seinem Apartmentblock herunterkamen. Ein Taxi wartete bereits vor dem Haus. Ich öffnete meine Wagentür, um auszusteigen, meine Tochter noch rasch zu umarmen und dann David Beine zu machen.
David strich meiner Tochter behutsam eine Strähne aus dem Gesicht. In seiner Miene war deutlich die Liebe zu erkennen, die er für sie empfand, gemischt mit einer gewissen Melancholie. Sie nahm die Tasche, die er ihr reichte, und drückte ihm zum Abschied einen Kuss auf die Wange.
In diesem Moment brach die Hölle los. Und damit meine ich nicht Dämonen.
»Was zum Teufel tun Sie da, Sie Schwein?«, brüllte eine mir vertraute Stimme. Plötzlich sprang Stuart, den ich in meiner Verwirrung im ersten Moment kaum erkannte, aus unserem Infiniti und raste auf David und Allie zu. Timmy saß hinten in seinem Kindersitz und beobachtete, wie sich sein Vater auf David stürzte und ihm einen soliden Kinnhaken verpasste.
Ich sprang aus dem Auto, während sich Allie verängstigt zu ihrem Vater herunterbeugte, der durch den Schlag zu Boden gegangen war.
Gerade noch rechtzeitig konnte ich Stuart am Arm packen, ehe er sich erneut auf David stürzte. Dieser rappelte sich gerade mühsam wieder auf. In seinem Gesicht spiegelte sich helle Empörung wider.
»Beruhige dich«, sagte ich und hielt nun David fest, ehe er sich meinen Mann vornehmen konnte. »Denk daran, wie das für Stuart aussehen muss.«
»Kate?« Stuart starrte mich fassungslos an. »Was um Himmels willen ist hier los?«
»Glaub mir. Es ist nicht das, was du denkst.«
»Nicht das, was ich denke? Ich denke, dass ich gerade den Chemielehrer meiner Tochter dabei beobachtet habe, wie er sich ihr gegenüber völlig unpassend verhalten hat. Das denke ich.« Er zog Allie an sich und legte beschützend einen Arm um sie. Dann trat er vor sie, als ob er befürchtete, David könnte sie packen und mit ihr davonlaufen.
Ich hielt währenddessen David weiterhin am Arm fest. Insgeheim befürchtete ich nämlich, dass er sonst Stuart genauso zurichten würde wie zwei Tage zuvor Dukkar. Diese Situation musste so schnell wie möglich geklärt werden. Die Sonne ging bereits unter, und wir hatten keine Zeit mehr zu verlieren. David und ich mussten los, wenn wir noch eine Chance haben wollten, Abaddon oder Goramesh aufzuhalten. Ich wusste zwar nicht, was die Dämonen planten, aber eines war sonnenklar: Es war bestimmt nichts Gutes.
»Bitte. Stuart, hör zu. Ich weiß, dass du eine Erklärung verdienst. Und die wirst du auch bekommen. Das schwöre ich dir.
Aber die Sonne geht jeden Augenblick unter, und wir müssen jetzt wirklich los!«
»Du willst weg? Mit ihm?«
»Bitte, Stuart. Nicht jetzt. Bring Allie nach Hause, und wir sprechen später darüber.«
»Kate…«
»Verdammt, Stuart! Vertraust du mir, oder vertraust du mir nicht?«
Für einen Moment wusste ich nicht, wie er antworten würde. Doch dann führte er Allie am Ellbogen zu seinem Wagen. »Das wird ein Nachspiel haben. Darauf können Sie sich verlassen«, sagte er drohend zu David.
»Ich weiß«, antwortete dieser. »Sie können mir glauben – das weiß ich.«
»Das Schlüsselwort ist ergänzen«, erklärte David, während ich aufs Gas trat und kurz darauf den Pacific Coast Highway hinaufschoss. »Das meinte jedenfalls Allie, kurz bevor du angerufen hast. Der eine wird den anderen ergänzen, so dass sich die Prophezeiung in nichts auflöst«, zitierte er.
»Ich verstehe es leider immer noch nicht«, musste ich zugeben.
»Als wir diese Zeilen das erste Mal gehört haben, wussten wir nur von Abaddon«, erklärte David. »Jetzt wissen wir, dass auch Goramesh seine Finger im Spiel hat. Und nun beginnt das Ganze Sinn zu machen.«
»Ergänzen«, sagte ich nachdenklich. »Soll das heißen, dass sie sich einfach komplementieren?«
»Nein, sondern dass sie ihre Stärken zusammenlegen und sich auf diese Weise ergänzen«, erwiderte er. »Zumindest vermuten wir das.«
Ich warf ihm einen ungläubigen Blick zu und richtete dann wieder
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