Pretty Daemon
vor der Schwelle der Kammer auf dem Boden aufschlug. Hinter ihm lachte die Dämonenhorde, rührte sich aber noch immer nicht von der Stelle. Offenbar durften die üblen Gesellen nicht angreifen – jedenfalls noch nicht.
»O ja«, sagte Cami mit einer ungewöhnlich tiefen und unnatürlich klingenden Stimme. »Dank des Rituals kann ich nun in einem menschlichen Körper die Elemente kontrollieren. In meiner wahren Gestalt werde ich jedoch noch viel mehr Macht besitzen.« Sie zwinkerte mir zu. »Mit anderen Worten, meine Kleine – das war noch gar nichts.«
Verzweifelt kämpfte ich gegen meine Fesseln, während ich meine Augen auf Eric gerichtet hielt. Er sah sich im Raum um. Sein Blick wirkte wild entschlossen. Er wollte nichts lieber, als den Dämon anzugreifen – diesen Mörder, der uns die Freunde geraubt hatte und auch mich töten wollte. Meine Hände waren gefesselt, so dass ich Eric keines unserer üblichen Zeichen geben konnte. Also blinzelte ich wie verrückt und hoffte inbrünstig, dass er verstand, was ich meinte: Halt. Warte. Denk nach.
»Also, ihr beiden«, sagte Cami, diesmal mit ihrer uns so vertrauten Stimme. Sie klang allerdings etwas feuchter als sonst, was vielleicht an dem Blut liegen mochte, das ihr noch immer aus dem Hals rann. Ein Mensch hätte in einem solchen Zustand natürlich nicht mehr sprechen können, und auch die meisten Dämonen in menschlicher Gestalt wären dazu wohl nicht in der Lage gewesen. Diese Kreatur hingegen…
Ich begann allmählich zu begreifen, dass sie anders war als all diejenigen, gegen die ich bisher gekämpft hatte. Und diese Erkenntnis ließ mich vor Angst fast erstarren.
»Willkommen auf unserer kleinen Party«, gurgelte der Dämon. »Freue mich, dass ihr kommen konntet. Ihr seid allerdings etwas spät dran. Die anderen haben schon gefeiert, wir ihr sehen könnt.«
Die Kreatur lächelte mich böse an, während das Blut aus der Wunde lief.
»Schau mich nicht so an, Schätzchen. Ich hatte gehofft, dass wir Freunde werden könnten.«
Angewidert wandte ich mein Gesicht ab, denn Cami leckte mir nun mit ihrer Zunge über die Wange und lachte. Es klang wieder wie ein Gurgeln.
»Das ist nicht Cami«, sagte Eric. Natürlich wusste ich das, und doch war ich froh, dass er mich daran erinnerte. Ich wusste zwar, wie Dämonen funktionieren, aber es ist doch etwas ganz anderes, sich mit ihren Spielchen und Schmähungen so hautnah auseinandersetzen zu müssen.
»Wer bist du?«, fragte ich. Im Grunde wusste ich es, doch ich wollte eine Bestätigung hören.
»Ich?«, erwiderte Cami und zeigte betont unschuldig auf ihren Körper. »Ich bin der, den ihr alle gesucht habt. Der, den ihr besiegen wolltet.« Erneut lächelte sie. Diesmal brach mir der Anblick fast das Herz. Cami war tot. Meine Freundin war für immer von mir gegangen, während dieses Ungeheuer lebte.
Es war ein schreckliches Verbrechen. Es war eine furchtbare Freveltat gegen Cami, doch ich versuchte mir klarzumachen, dass es nur ihr Körper war, der derart misshandelt wurde. Ihre Seele hingegen war geflohen, sobald der Tod eingetreten war. Zur gleichen Zeit war Abaddon in ihre Hülle gefahren und erfüllte nun ihre Glieder mit Leben.
Eine Blutlache sammelte sich um ihre Füße. Ich wusste, dass ihr Körper selbst für einen Dämon bald nutzlos sein würde. Dämonen drangen in Tote ein. Das war ihre übliche Vorgehensweise. Doch wenn der Tod durch eine große Wunde verursacht worden war, konnte sich der Dämon nur so lange im Körper aufhalten, bis dieser in sich zusammenfiel. In Camis Fall gab es nichts, womit der Blutfluss hätte gestoppt werden können. Sobald sie genügend Blut verloren hatte, musste Abaddon wieder in den Äther zurück.
Das zu wissen machte das Ganze allerdings nicht erträglicher.
»Du musst nicht traurig sein, meine Kleine«, spottete Abaddon. »Vielleicht hätte es deiner Cami sogar gefallen, sich ihren Körper mit mir zu teilen – auch wenn es nicht für immer sein wird. Offenbar war ihr Glaube nicht stark genug, um mich davon abzuhalten, in diese langen, geschmeidigen Glieder zu fahren.« Er tat so, als ob Cami sich selbst liebkosen würde. »Bei keinem von euch scheint der Glaube besonders stark zu sein.«
»Du Monster«, zischte ich.
»Camis Glaube war stark«, sagte Eric mit lauter und entschlossener Stimme. Er wollte, dass ich auf ihn hörte. Ein Dämon kann den Körper einer starken Seele normalerweise nicht in Besitz nehmen. Denn wenn die Seele ihre menschliche Hülle
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