Pretty Daemon
Straße, um zu meiner Einfahrt zurückzukehren. Dort reichte ich Eddie den Handzettel.
Er las ihn aufmerksam.
»Diese verdammten Dämonen lassen sich immer geschicktere Ausreden und Verkleidungen einfallen«, knurrte er.
»Das war kein Dämon. Ich hatte Weihwasser in der Handfläche. Und sein Atem roch ganz normal.«
Eddie schnaubte. Er sah mich an und schüttelte dann bedächtig den Kopf, als ob er tief enttäuscht von mir wäre. »Du hast zwar Mut gezeigt, aber bei dir fehlt es wohl ein wenig im Oberstübchen, Mädchen.«
»Fahr langsamer! Da ist eine Kurve!«, rief Laura panisch.
Eddie hatte sich breitschlagen lassen, auf die Kinder aufzupassen – in meinen Augen ein wahres Wunder. Obwohl er nicht gerade meine erste Wahl als Babysitter für Timmy war, hatte der Kleine bereits den Vormittag ohne Verletzungen überstanden. Ich konnte also nur hoffen, dass es auch diesmal gutgehen würde.
Laura klammerte sich an den Griff an der Beifahrertür. Sie blickte panisch nach hinten.
»Ich fahre nur vierzig«, sagte ich. »Was ist los mit dir? Normalerweise bist du doch nicht so ängstlich!« Sie hatte mich bereits mehrmals gebeten, nicht zu schnell zu fahren. Dabei war ich teilweise gerade mal mit zehn Kilometern die Stunde dahingekrochen.
»Das ist los mit mir«, erwiderte Laura und zeigte in den hinteren Teil des Minivans, wo die Wanne ein wenig hin und her rutschte. »Denk doch daran, was passiert, wenn plötzlich der Deckel aufgeht oder wir einen Unfall bauen und die Polizei kommt. Was ist dann?«
Ich unterdrückte ein Lächeln. »Ich glaube kaum, dass wir in einen Unfall verwickelt werden. Außerdem habe ich dem Zombie alle Finger abgehackt. Falls es also zum Schlimmsten kommen sollte und die Teile herausfallen, dann müssen wir höchstens mit zehn kleinen Würmern beziehungsweise deren Teilabschnitten zurechtkommen. Das ist zwar eklig, aber nicht bedrohlich.«
Sie schnitt eine Grimasse. »Ich benehme mich etwas hysterisch, nicht wahr?«
»Nein, als hysterisch würde ich das nicht bezeichnen«, entgegnete ich. »Zumindest nicht, was den Zombie betrifft. Wenn man einem Zombie im Garten begegnet, kann man gar nicht hysterisch genug sein. Was allerdings diese winzigen Zombieteile betrifft…«
»…bin ich hysterisch«, beendete sie den Satz. »Schon verstanden.« Sie sah mich fragend an. »Übrigens gibt es da etwas, was ich nicht ganz verstehe. Die Lazarus-Knochen.«
Mir lief es kalt den Rücken hinunter. Meine Schuldgefühle meldeten sich sogleich wieder zu Wort. »Aha«, stammelte ich. Ich hatte Laura bisher nichts davon erzählt, was mit David passiert war. Die einzigen, die davon wussten, waren Allie, Eddie und natürlich David selbst. Eddie stellte zwar ein gewisses Risiko dar, wenn es darum ging, Geheimnisse für sich zu behalten, aber ich nahm nicht an, dass er etwas ausgeplaudert hatte.
Im Grunde wusste ich gar nicht, warum ich Laura die Geschichte mit David verschwiegen hatte. Ich hatte ihr sofort nachdem ich es selbst erfahren hatte, erzählt, dass in David in Wirklichkeit Eric steckte. Aber es fiel mir nicht leicht, ihr zu gestehen, dass ich David von den Toten auferweckt hatte. Ich hatte keine Ahnung, warum das so war. Sie war meine beste Freundin, und ich hatte ihr schon oft genug gebeichtet, wenn ich gegen irgendwelche Regeln verstoßen hatte. Aber in diesem Fall…
Bei dieser Regel war das etwas anderes. Es ließ sich nicht damit vergleichen, wenn ich über eine rote Ampel fuhr, und nicht einmal mit meinem Geheimnis, dass ich für die Forza arbeitete. Nein – indem ich David von den Toten auferweckt hatte, hatte ich eine Lebensregel gebrochen. Ich hatte Gott gespielt. Und ich befürchtete, dass meine egoistische Handlung nicht nur meine eigene, sondern auch Davids Seele in Gefahr gebracht hatte. Es war eine Angst, die ich nicht laut aussprechen wollte und die ich lieber hinter einer Mauer aus Bedauern und Verzweiflung verbarg.
Trotzdem wäre ich wohl unter anderen Umständen gewillt gewesen, Laura doch die Wahrheit zu sagen. Schließlich war sie meine beste Freundin, und ich hielt es kaum aus, Geheimnisse vor ihr zu haben. Es verursachte mir beinahe körperliche Schmerzen. Doch Laura hatte vor kurzem ihren Mann an eine andere Frau verloren. Den Mann, mit dem sie hatte alt werden wollen.
Ich hingegen…
Ich hingegen hatte auf einmal zwei Männer in meinem Leben, die mir beide viel bedeuteten. Das war sowohl ein Fluch als auch ein Segen. Wenn ich Laura erzählt hätte, was ich getan
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