Pretty Daemon
fügte sie hastig hinzu.
»Ich weiß«, sagte ich und hoffte, dass sie Recht hatte. »Aber es sind Osterferien. Ich hatte angenommen, dass sie da an den Strand und mit den Cheerleader-Mädchen abhängen will.« Laura sah mich mit einer seltsamen Miene an. »Ich war mir sicher, dass sie mich anflehen würde, auf irgendwelche Partys mit den Jungs vom American Football gehen zu dürfen. Aber nichts dergleichen.«
Laura runzelte die Stirn und schwieg.
»Was ist los?«, wollte ich wissen.
»Hat dir Allie nichts gesagt? Kate, sie hat mit dem Cheerleader-Training aufgehört.«
»Wie bitte?«
»Mindy hat mir das gestern oder vorgestern erzählt. Ich hatte angenommen, du weißt das.«
Ich hatte es nicht gewusst. Die Tatsache, dass Allie etwas derart Wichtiges eigenständig beschloss, ohne mich vorher zu fragen oder es mir auch nur zu erzählen, brachte mich ziemlich aus der Fassung.
Zum Glück hatte ich keine Zeit, mich groß darüber aufzuregen. Der Anlass meiner Sorgen tauchte nämlich neben mir auf. Allie strahlte mich glücklich an, gefolgt von ihrem Vater.
»Hast du das gesehen? Ich habe alle Enten getroffen. Ich habe alle Enten gekillt!«
»Allie!«, tadelte ich sie, auch wenn ich lachen musste.
»Sorry, aber es stimmt. Das habe ich doch, Da… David?«
»Du warst toll«, sagte er und legte ihr stolz den Arm um die Schultern.
»David«, warnte ich ihn und blickte auf seinen Arm. Ich hatte nichts dagegen, wenn er Allie im stillen Kämmerchen umarmte, aber hier auf dem Jahrmarkt waren zahlreiche Schüler der Highschool und Lehrerkollegen von ihm unterwegs. Falls das Gerücht aufkam, dass sich ein Lehrer einer Schülerin unzüchtig näherte, würden wir uns Fragen und Anschuldigungen ausgesetzt sehen, mit denen wir sicher nichts zu tun haben wollten.
»Schon in Ordnung«, sagte David, nahm den Arm von Allies Schultern und trat ein paar Schritte zurück. Er legte die Hände auf den Knauf seines Stocks. »Also – wo ist jetzt der Zombie?«
»In meinem Auto«, sagte ich und zog die Augenbrauen fragend hoch. »Woher weißt du das?«
»Du hattest das Wort schon fast gesagt, ehe dir einfiel, dass Mindy im Zimmer ist.«
Ich runzelte die Stirn. Hoffentlich vermochte Mindy meine halb ausgesprochenen Worte nicht so gut zu interpretieren wie David. »Bist du so weit?«
»Ich muss doch nicht auch mit, oder?«, erkundigte sich Allie.
»Du kannst machen, was du willst«, erwiderte ich. »Solange du hier auf dem Jahrmarkt bleibst.«
»Dort drüben«, sagte sie. »Ich habe Charlie beim Riesenrad gesehen.«
»Hast du Geld?«
»Zehn Dollar«, erwiderte sie.
»Dann benimm dich, und lass dein Handy an.«
Allie salutierte. »Wird gemacht. Falls mich irgendjemand ärgern sollte, halte ich ihn mit einem Roundhouse-Kick in Schach. Einverstanden?«
Ich warf David einen Blick zu und rollte mit den Augen. »Etwas übereifrig, die Kleine.«
»Ja, ein bisschen«, stimmte er zu und lachte glücklich.
»Geht nur«, meinte Laura. »Ich passe währenddessen auf Timmy auf.«
Ich warf ihr einen dankbaren Blick zu. Sie nickte, um mir zu bedeuten, dass sie mich verstanden hatte. Endlich hatte ich die Möglichkeit, in Ruhe mit meinem ersten Mann zu sprechen, ohne dass mein kleiner Sohn dazwischenfunkte. Ich war Laura wirklich etwas schuldig.
»Allie freut sich sehr, endlich mehr Zeit mit dir verbringen zu können«, sagte ich, während David und ich den Pacific Coast Highway überquerten.
»Mir geht es nicht anders.« Er sah mich an. »Hast du schon über das Wochenende nachgedacht?«
»Ehrlich gesagt, bisher noch nicht.« Ich hielt eine Hand hoch, ehe er protestieren konnte. »Und solange ich nicht weiß, wie ich Stuart das Ganze erklären soll, will ich Allie nichts davon erzählen.«
»Kate…«
»Ich will dir keine Steine in den Weg legen, Eric. Ganz im Gegenteil. Auch für mich ist es wichtig, dass du mehr Zeit mit ihr verbringst. Aber wir waren uns doch einig, dass ich entscheide, wann es so weit ist.«
»Von Einigkeit kann wohl kaum die Rede sein.«
Ich sah ihn überrascht an.
Er hielt beide Hände hoch. »Zumindest hatte ich angenommen, dass du dir inzwischen ein paar Gedanken gemacht hast, mehr nicht.«
»Ich weiß«, sagte ich schuldbewusst. »Und das werde ich auch. Aber in letzter Zeit ist einfach ziemlich viel passiert.«
Er blieb auf dem Bürgersteig stehen. In einer Hand hielt er seinen Stock, während er mit der anderen meinen Ellbogen umfasste und mich näher zu sich zog. »Was ist denn alles passiert,
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