Pretty Daemon
warf.
Peng!
»Ein Punkt für die mutige Mutti«, sagte der Schausteller. Laura hielt sich die Hand vor den Mund, um nicht laut loszulachen.
Nun war das Eis gebrochen, und ich schleuderte die restlichen vierzehn Pfeile rasch hintereinander. Dann schenkte ich dem Budenbesitzer mein bezauberndstes Lächeln und zeigte auf einen Clownfisch.
Zu seiner Verteidigung muss gesagt werden, dass er nichts mehr von sich gab, sondern mir nur noch meine Trophäe reichte und zusah, wie ich sie meinem kleinen Jungen in die Hand drückte.
»Danke, Mami.«
»Jederzeit, Schatz«, erwiderte ich und schob den Buggy weiter.
»Angeberin«, sagte Laura neben mir.
»Vielleicht«, meinte ich. »Aber zumindest habe ich bekommen, was ich wollte.«
»Deine Tochter auch«, erklärte Laura. »Schau mal, wer da ist.«
Ich folgte ihrem ausgestreckten Finger mit den Augen und entdeckte Allie auf der anderen Seite der Budenstraße. David stand neben ihr. Die beiden waren gerade damit beschäftigt, sich ein Luftgewehr anzusehen, mit dem man auf kleine Metallenten schießen konnte.
»Sie hat bereits zweimal hintereinander getroffen«, berichtete Laura. »Keine Ahnung, was er ihr da noch erklären muss. Für mich sieht es so aus, als wüsste die Kleine genau, was sie macht.«
Ich sah zu, wie sich Allie wieder hinstellte, das Gewehr anlegte, zielte und dreimal hintereinander rasch schoss. Drei Enten fielen nach hinten, die sie genau in der Mitte getroffen hatte.
Ich lächelte zufrieden. Mütterlicher Stolz schwellte mir die Brust.
»Ich kann Mindy nirgendwo sehen«, meinte Laura.
»Sie ist wahrscheinlich mit Freunden unterwegs. Ich wette mit dir, dass sich Allie sofort auf David gestürzt hat, als sie ihn entdeckte.«
»Glückliche Allie. Ich bin mir sicher, dass sie endlich Zeit mit David verbringen möchte. Aber es kann ihr nicht leichtfallen, das alles vor ihrer besten Freundin geheim zu halten.«
»Bestimmt nicht«, erwiderte ich. Nur zu gut wusste ich, wovon ich sprach. Auch ich hatte eine Zeit lang versucht, Laura nichts von meinem geheimen Leben als Dämonenjägerin zu erzählen, doch es war mir nicht gelungen. Inzwischen war ich heilfroh, dass sie davon wusste. Ich hätte sonst niemals die Dinge bewältigt, mit denen ich mich immer wieder konfrontiert sah. Laura hielt mir den Rücken frei und unterstützte mich, so gut sie konnte, wenn sich mein Beruf als Dämonenjägerin mal wieder allzu sehr in mein Leben als Ehefrau und Mutter drängte.
Ich beobachtete, wie Allie den Kopf zurücklegte und lachte. Dabei sprang sie fröhlich auf und ab, als ob sie noch ein kleines Mädchen wäre, das sich über das, was ihr Vater zu ihr sagte, besonders freute. Ich presste die Lippen zusammen und blinzelte – wild entschlossen, nicht zu weinen. Schließlich gab es nichts, weshalb ich hätte weinen müssen. Meine Tochter war glücklich, und das allein zählte.
»Weißt du, was ich nicht verstehe?«, sagte ich zu Laura. »Ich verstehe nicht, warum Allie nicht wütend wurde, als Stuart sie zu Hausarrest verdonnerte. Wenn nicht dieser Jahrmarkt und die Möglichkeit, David zu treffen, ins Spiel gekommen wären, hätte sie wahrscheinlich gar nichts dagegen gehabt, die ganzen Osterferien über zu Hause zu hocken.«
So etwas war für meine Tochter ganz und gar untypisch. Oder zumindest war es so gewesen, bis sie die Wahrheit über mein Leben als Jägerin erfahren hatte. Dieses Wissen hatte sie auf einmal in eine ausgesprochen eifrige Schülerin verwandelt. Theoretisch gefielen mir ihr Eifer und ihr akademisches Interesse an Dämonen; praktisch jedoch machte ich mir allmählich ein bisschen Sorgen. Allie verwandelte sich entweder in einen Menschen, den ich nicht kannte… oder sie verbarg etwas. Weder die eine noch die andere Möglichkeit gefiel mir.
»Mindy wird den Großteil der Woche bei ihrem Vater verbringen«, meinte Laura. »Vielleicht fand es Allie deshalb nicht so schlimm, zu Hause zu bleiben und sich Musik aus dem Internet herunterzuladen und so. Vielleicht will sie ja sogar lernen.«
»Das Einzige, was dieses Kind in letzter Zeit freiwillig gelernt hat, war die Geschichte der Dämonen. Soweit ich weiß, gibt es an der Highschool bisher noch keinen Unterricht in Dämonologie. Nur wenn dem doch so wäre, würde sie dort mit Eins abschneiden.«
»Sie ist nur so begeistert, weil alles noch neu ist«, beruhigte mich Laura. Sie merkte, dass ich mir Sorgen machte. »Außerdem will sie vermutlich David beeindrucken. Und dich natürlich auch«,
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