Pretty - Erkenne dein Gesicht
Schrei gehört, aber sie starrten sie nur aus großen Augen an, mit tropfendem Blut und pulsierenden Tätowierungen, und sie waren zu weggetreten, um irgendeine Art von Hilfe zu leisten.
Sie griff nach ihrer Manschette und riss den schwarzen Schal herunter, um ein Notping zu senden. Aber Zanes Hand schoss hervor und packte ihre. Er schüttelte gequält den Kopf. "Nein."
"Zane, du brauchst Hilfe!"
"Mir geht’s gut..." Die Wörter lösten sich nur mit Mühe aus seiner Kehle.
Tally hielt kurz inne und stellte sich vor, wie er hier in ihren Armen starb. Aber wenn sie die Wächter rief, würden sie beide wahrscheinlich unter dem Messer der Chirurgen landen und endgültig und unwiderruflich zu Pretties werden - und dann wäre Shays Heilmittel das einzige in der Stadt. "Na gut", sagte sie. "Aber ich bring dich zum Krankenhaus."
"Nein!"
"Nicht hinein. So nah heran, wie das möglich ist. Und dann warten wir ab, was passiert."
Tally rollte Zane auf ihr Hubbrett, schnippte mit den Fingern und sah zu, wie das Brett sich in die Luft hob. Sie legte sich auf ihn und spürte, wie das Brett unter ihrer beider Gewicht mühsam zur Ruhe kam. Die Hubvorrichtungen hielten Stand und sie steuerte vorsichtig vorwärts.
Als das Brett sich in Bewegung setzte, schaute sie zurück auf die Lichtung. Alle zehn Schlitzer starrten jetzt auf Zane und sie. Shay kam auf sie zu, ihr Blick war kalt wie der Regen.
Plötzlich wurde Tally von Angst überwältigt, von derselben Angst, die sie beim Anblick der Specials empfand. Sie stieß sich hart mit den Füßen ab, beugte sich vor und stieg zwischen den Bäumen hoch, während die Lichtung unter ihr zurückblieb.
***
Der Flug hinunter zum Fluss war schrecklich. Zanes Glieder hingen in alle Richtungen, sein Gewicht drohte sie bei jeder Kurve zum Kentern zu bringen. Tally schlang die Arme um ihn und ihre Fingernägel kratzten über das Brett. Sie lenkte mit ihren zappelnden Beinen und flog so weite Kurven wie eine Betrunkene. Der kalte Regen spuckte ihr ins Gesicht und Tally fiel die Schutzbrille in ihrer Jackentasche ein, aber sie konnte sie nicht hervorziehen, ohne anzuhalten.
Und dafür war keine Zeit.
Sie schlingerten zwischen den Bäumen hindurch und das Brett wurde schneller, als sie sich dem Fluss näherten, Fichtenzweige, schwer und glänzend vom Regen, schossen aus dem Nichts hervor, um ihr ins Gesicht zu schlagen. Als sie den Cleopatra Park endlich hinter sich gelassen hatten, flog Tally im Höchsttempo quer über einen Gürtel aus aufgeweichten Sportplätzen und steuerte das hintere Ende der zentralen Insel an.
Auf diese Entfernung war das Krankenhaus im strömenden Regen nicht zu sehen, aber Tally entdeckte die jagenden Lichter eines Hubwagens, der in die entsprechende Richtung flog. Der Wagen war schnell und hoch, vermutlich ein Krankenwagen, der jemanden zur Notaufnahme brachte. Tally kniff die Augen zusammen und schaffte es, durch den eiskalten Regen hindurch den Wagen im Auge zu behalten und seinem Kurs folgen. Als der Hubwagen aus ihrem Blickfeld verschwand, hatten sie den Fluss erreicht und das überladene Brett verlor über dem offenen Wasser an Höhe.
Tally ging zu spät auf, was hier passierte. Das versenkte Metallgitter, von dem die magnetischen Hubvorrichtungen sich abstießen, lag hier tiefer - im Boden, unter zehn Metern Wasser. Als sie sich der Flussmitte näherten, senkte sich das Brett immer tiefer über die kalte, unruhige Oberfläche.
Dann knallte das Brett auf das Wasser, Zanes Hände prallten vom Fluss ab wie von einer festen Fläche. Aber auch das Hubbrett wurde wieder in die Luft gestoßen, und als sich das andere Ufer näherte, fanden die Hubvorrichtungen Metallkon takt und trugen sie weiter nach oben.
"Tally ...", sagte unter ihr eine krächzende Stimme.
Das kommt schon in Ordnung, Zane. Ich halte dich fest."
"Ja. Fühlt sich nach totaler Kontrolle an."
Tally riskierte einen Blick auf ihn. Seine Augen waren offen, sein Gesicht war nicht mehr rot. Sie sah, dass seine Brust sich hob und senkte und dass er normal atmete. "Bleib ganz ruhig, Zane. Ich halte an, wenn wir kurz vor dem Krankenhaus sind."
"Bring mich nicht dahin."
"Ich bring dich nur in die Nähe. Für alle Fälle."
"Für welchen Fall genau?", fragte er erschöpft.
"Für den Fall, dass du wieder mit Atmen aufhörst! Und jetzt sei still!"
Er verstummte gehorsam und schloss wieder die Augen.
Sie schossen über der vom Regen zerrissenen Flussoberfläche dahin, als endlich die Lichter des
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