Pretty - Erkenne dein Gesicht
Letzte hörte sich falsch an, Tallys Stimme wurde rau. Sie hüstelte, und sofort vertiefte sich Dr. Anders’ mitfühlendes Lächeln. "Das freut mich zu hören, Tally. Und dir geht es auch gut, ja?"
"Prickelnd", sagte sie. "Nur ein bisschen hungrig."
"Ja, ja. Du und Zane, ihr müsst wirklich mehr essen. Ihr seht ein bisschen dünn aus und ich habe gehört, dass sein Blutzucker schrecklich niedrig war, als er hier angekommen ist."
"Ich werde dafür sorgen, dass er ein paar von diesen Schokokeksen im Wartezimmer isst. Die sind große Klasse."
"Eine hervorragende Idee. Du bist eine gute Freundin, Tally." Er erhob sich und hielt ihr die Hand hin. "Na, ich sehe gerade, dass Zane zusammengeflickt ist. Ich will dich also nicht länger aufhalten. Danke für deine Zeit und sag mir auf jeden Fall Bescheid, wenn du oder jemand von deinen Freunden Bedarf an einem Gespräch habt."
"Aber sicher", sagte sie und bedachte den Arzt mit ihrem hübschesten Lächeln. "Das war wirklich toll mit Ihnen.“
***
Draußen umfing die Kälte Tally wie eine alte Freundin, der man nicht entkommen kann, aber das Unbehagen bedeutete nach Dr. Anders’ strahlendem Lächeln fast eine Erlösung. Sie erzählte Zane auf dem Heimweg von ihm. Obwohl sie die Manschette wieder umwickelt hatte, sprach sie so leise, dass der Wind ihre Wörter wegreißen konnte, als sie sich in den grauen Himmel erhoben.
Er seufzte, als sie fertig war. "Die scheinen sich ebenso große Sorgen um sie zu machen wie wir."
"Ja, Sicher haben sie unseren Streit neulich abends gehört. Sie hat mich auf reichlich unprettyhafte Weise angepöbelt."
"Perfekt." Er bleckte in der Kälte die Zähne. Es sah nicht so aus, als ob die Schmerzmittel, die sie ihm für seine Hand gegeben hatten, viel gegen seine Kopfschmerzen ausrichten konnten. Seine Füße rutschten auf dem Brett hin und her und fanden nur mühsam Halt.
"Ich hab nicht viel gesagt. Nur, dass sie betrunken war und ausgetickt ist." Tally gestattete sich ein dünnes Lächeln der Zufriedenheit. Diesmal zumindest hatte sie Shay nicht verraten. Hoffte sie.
"Natürlich nicht, Tally. Shay braucht vielleicht Hilfe, aber nicht von einem Mittel-Pretty-Gehirnklempner. Wir müssen sie aus der Stadt schaffen und ihr das richtige Heilmittel geben. So bald wie möglich."
"Ja. Die Pillen sind viel besser als diese Schlitzerei." Falls sie einem keinen Gehirnschaden verpassen, fügte sie in Gedanken hinzu. Tally hatte beschlossen, Zane nichts von ihrem Entschluss zu erzählen, ihn beim nächsten Anfall ins Krankenhaus zu bringen. So weit würde es ja hoffentlich nicht kommen. "Und wie waren deine Ärzte?"
"Wie immer. Erst haben sie mir stundenlang einen Vortrag darüber gehalten, dass ich mehr essen muss. Als sie dann endlich meine Knochen zusammengeschustert haben, war ich nur zehn Minuten lang ohne Bewusstsein. Aber abgesehen davon, dass ich mager bin, ist ihnen an mir offenbar nichts Komisches aufgefallen."
"Gut."
"Natürlich bedeutet das nicht, dass bei mir alles in Ordnung ist. Sie haben sich ja nur meine Hand angesehen und nicht: meinen Kopf."
Tally holte tief Atem. "Deine Kopfschmerzen werden schlim mer, nicht wahr?"
"Ich glaube, daran waren vor allem Hunger und Kälte schuld."
Sie schüttelte den Kopf. "Ich habe heute auch nichts gegessen, Zane, und ich bin nicht..."
"Vergiss jetzt meinen Kopf, Tally! Es geht mir weder besser noch schlechter. Ich mache mir Sorgen um Shays Arme." Er schob sein Brett dichter an ihres heran und senkte seine Stimme. "Sie werden auch sie von jetzt an im Auge behalten. Wenn dein Dr. Remmy erst mal gesehen hat, was sie sich antut, dann bricht die Hölle los."
"Ja. Da kann ich dir nicht widersprechen." Tally rief sich die Reihe von Narben auf Shays Armen ins Gedächtnis. Aus der Ferne hatte sie sie für Tätowierungen gehalten, aber aus der Nähe wären sie sicher unverkennbar. Falls Dr. Anders sie sah, hätte er wohl kaum ein für die Gelegenheit passendes Lächeln auf Lager. Überall in der Stadt würde Alarm geschlagen werden und das Interesse der Wächter an allen, die mit dem Stadionunglück zu tun gehabt hatten, würde jede Grenze überschreiten.
Tally streckte die Hand aus und ließ sie anhalten, dann senkte sie ihre Stimme zu einem Flüstern: "Dann bleibt uns nicht viel Zeit. Er könnte jeden Tag beschließen, mit Shay zu reden."
Zane holte tief Atem. "Du musst ihm zuvorkommen. Und ihr sagen, sie soll das Schlitzen lassen."
"Ach. Super. Und was ist, wenn sie das nicht will?"
"Sag ihr,
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