Pretty Little Liars - Herzlos: Band 7
was sie gerade gehört hatte. Die Worte ergaben zwar Sinn, das Ganze aber irgendwie nicht. »Olivia hat mich also ausgetragen«, wiederholte sie langsam. Ihr lief ein Schauer den Rücken hinunter, der nichts mit der Kälte zu tun hatte.
»Ja«, sagte Mrs Hastings. »Aber wir sind deine Familie, Spencer. Du bist unsere Tochter.«
»Wir wollten dich unbedingt haben und Olivia war als Leihmutter unsere einzige Möglichkeit«, sagte Mr Hastings und starrte zu den violetten Wolken hinauf. »In letzter Zeit haben wir irgendwie aus den Augen verloren, wie wichtig wir uns gegenseitig sind. Und nach allem, was du mit Ian und Alison und diesem Feuer durchgemacht hast …« Er schüttelte den Kopf und betrachtete die Scheune und den zerstörten Wald dahinter. Eine Krähe flog in Kreisen über ihnen dahin und schrie klagend. »Wir hätten für dich da sein sollen. Wir wollten nie, dass du dir ungeliebt vorkommst.«
Spencers Mutter griff schüchtern nach ihrer Hand und drückte sie. »Sollen wir … noch mal von vorn anfangen? Könnten wir das versuchen? Kannst du uns vergeben?«
Der Wind frischte wieder auf und der Rauchgeruch wurde stärker. Ein paar schwarze Blätter flogen über den Rasen in Alis Garten und sanken bei dem Loch zu Boden,
in dem Alis Leiche gefunden worden war. Spencer drehte das Krankenhausarmband aus Plastik, das sie immer noch trug. Sie schwankte zwischen Schock, Wut und Mitgefühl hin und her. In den vergangenen sechs Monaten hatten Spencers Eltern ihr die Erlaubnis entzogen, in der Scheune zu leben, und stattdessen Melissa dort wohnen lassen. Sie hatten ihre Kreditkarten gesperrt, ihr Auto verkauft und ihr mehr als einmal gesagt, sie sei für sie gestorben.
Ihr habt verdammt recht! Ich habe mich wirklich gefühlt, als wärt ihr nicht meine richtige Familie!, hätte sie am liebsten geschrien. Ihr habt verdammt recht damit, dass ihr nicht für mich da gewesen seid! Und jetzt wollten sie einfach von vorne anfangen? Als wäre nichts gewesen?
Ihre Mutter kaute auf ihrer Lippe herum und drehte einen Zweig, den sie vom Boden aufgehoben hatte, in den Händen. Ihr Vater schien den Atem anzuhalten. Die Entscheidung lag bei Spencer. Sie konnte sich dafür entscheiden, ihnen niemals zu vergeben, mit dem Fuß aufstampfen und wütend bleiben … Aber dann sah sie den Schmerz und die Reue in den Gesichtern ihrer Eltern. Es war ihnen wirklich ernst. Sie wollten nur, dass Spencer ihnen vergab. Und sie boten ihr schließlich das, was sie sich am meisten gewünscht hatte – Eltern, die sie liebten und wollten.
»Ja«, sagte Spencer. »Ich verzeihe euch.«
Ihre Eltern seufzten vor Erleichterung hörbar auf und umarmten sie. Ihr Dad küsste Spencers Haar, seine Haut roch nach seinem Lieblingsaftershave von Kiehl’s.
Spencer fühlte sich, als habe sie ihren Körper verlassen.
Erst gestern hatte sie entdeckt, dass ihre College-Ersparnisse gestohlen worden waren, und geglaubt, ihr Leben sei vorbei. Sie hatte tatsächlich geglaubt, A. stecke hinter alledem und habe Spencer so dafür bestraft, dass sie nicht eifrig genug nach Alis wahrem Mörder gesucht hatte. Und jetzt hatte sich herausgestellt, dass dieses Geld zu verlieren wahrscheinlich das größte Glück war, das Spencer je gehabt hatte.
Als ihre Eltern zurücktraten und ihre jüngere Tochter liebevoll musterten, wagte Spencer ein zittriges Lächeln. Sie wollten sie. Sie wollten sie wirklich. Dann wehte ein Windstoß durch den Garten und ein vertrauter Geruch kitzelte sie in der Nase. Es roch nach … Vanilleseife, wie die Sorte, die Ali immer benutzt hatte. Spencer zuckte zusammen und das schreckliche Bild der mit Ruß verschmierten, vom Rauch würgenden Ali stieg vor ihr auf.
Sie schloss die Augen und drängte die Vision beiseite. Nein. Ali war tot. Sie hatte sie nur halluziniert. Und damit basta.
Kapitel 4
GIBT’S VON PRADA AUCH ZWANGSJACKEN?
Als der Geruch von frisch gebrühtem Starbucks French Roast die Treppe heraufwehte, lag Hanna Marin auf ihrem Bett und genoss die letzten Minuten, bevor sie sich für die Schule fertig machen musste. Im Hintergrund lief MTV2, ihr Dobermannpinscher Dot döste auf seinem Burberry-Hundebettchen und Hanna hatte gerade ihre Fußnägel in Dior-Pink lackiert. Jetzt telefonierte sie mit ihrem neuen Freund Mike Montgomery.
»Danke noch mal für das Aveda-Set.« Sie schaute wieder auf die neuen Pflegeprodukte auf ihrem Nachttisch. Als Hanna gestern aus dem Krankenhaus entlassen worden war, hatte Mike ihr einen
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