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Pretty Little Liars - Herzlos: Band 7

Pretty Little Liars - Herzlos: Band 7

Titel: Pretty Little Liars - Herzlos: Band 7 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sara Shepard
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Ein Einspänner parkte in der gekiesten
Auffahrt und vor der Veranda standen eine altmodische Wippe und eine Reifenschaukel, beides von Reif überzogen. Bevor sie die Stufen der Veranda hinaufgingen, schaute Lucy Emily von der Seite an. »Vielen Dank für alles, übrigens. Du warst uns eine große Hilfe.«
    »Keine Ursache«, sagte Emily.
    Lucy lehnte sich gegen das Verandageländer. Es sah aus, als sei sie noch nicht fertig. Ihre Kehle zitterte, als sie schluckte, und in den letzten, flach einfallenden Sonnenstrahlen des Tages leuchteten ihre Augen noch grüner.
    »Warum bist du wirklich hier?«
    Emily schoss das Herz in die Kehle. Im Haus klapperte etwas. »W-wie meinst du das?« War Lucy ihr auf die Schliche gekommen?
    »Ich überlege schon die ganze Zeit. Was hast du angestellt? «
    »Angestellt?«
    »Du wurdest offenbar zu uns geschickt, weil es hier traditioneller zugeht.« Lucy zog ihren langen Wollmantel nach unten und setzte sich auf die Holzstufen. »Die Reise sollte dich wieder auf den Pfad der Tugend führen, stimmt’s? Ich vermute, dir ist irgendetwas zugestoßen. Wenn du darüber reden möchtest, kannst du das gerne tun. Ich erzähle es nicht weiter.«
    Obwohl die Luft beißend kalt war, begannen Emilys Handflächen zu schwitzen. Vor ihrem inneren Auge sah sie Isaacs Schlafzimmer. Sie verzog das Gesicht, als sie daran dachte, wie sie nackt unter Isaacs Decke gelegen und
gekichert hatten. Sie hatte sich immer vorgestellt, ihr erstes Mal Sex werde wundervoll und etwas ganz Besonderes sein. Stattdessen war es ein furchtbarer Fehler gewesen.
    »Es war eine Sache mit einem Jungen«, gab sie zu.
    »Das habe ich mir schon halb gedacht.« Lucy bohrte in einem zersplitterten Holzbrett herum. »Willst du darüber reden?«
    Emily betrachtete Lucy. Ihr Gesicht wirkte aufrichtig interessiert, nicht neugierig oder verurteilend. Sie ließ sich ebenfalls auf die Stufe sinken. »Ich habe geglaubt, wir würden uns lieben. Anfangs war es so toll. Aber dann …«
    »Was ist passiert?«, fragte Lucy.
    »Es hat einfach nicht funktioniert«, sagte Emily mit Tränen in den Augen. »Er kannte mich überhaupt nicht und ich ihn wohl eigentlich auch nicht.«
    »Hatten deine Eltern etwas gegen die Verbindung?«, bohrte Lucy nach und schlug ihre langen Wimpern nieder.
    Emily schniefte sarkastisch. »Nein, aber seine Eltern.« Dieser Teil entsprach voll und ganz der Wahrheit.
    Lucy knabberte an dem rund geschnittenen Nagel ihres kleinen Fingers. Die Tür zum Haus öffnete sich und eine ältere Frau mit strenger Miene streckte den Kopf heraus, starrte sie mürrisch an und verschwand dann wieder im Haus. Der Geruch von Zitronenreiniger schwebte nach draußen. Drinnen redeten die Frauen auf Pennsylvaniadeutsch miteinander.
    »Ich bin in einer ganz ähnlichen Situation«, flüsterte Lucy.

    Emily legte interessiert den Kopf schief. Sie erinnerte sich an etwas. »Ist es der Typ, der gestern von eurem Haus weggerannt ist?«
    Lucy schaute prüfend nach rechts. Zwei ältere Amisch-Frauen gingen an ihnen vorbei die Stufen hinauf, lächelten ihnen höflich zu und gingen ins Haus. Als sie weg waren, berührte Emily Lucys Arm. »Ich verrate es niemandem, keine Angst.«
    »Er lebt in Hershey«, sagte Lucy mit flüsterleiser Stimme. »Ich habe ihn kennengelernt, als ich Stoff für meine Mom kaufen musste. Meine Eltern würden mich umbringen, wenn sie wüssten, dass ich mich mit ihm treffe.«
    »Warum?«
    »Weil er ein Englischer ist«, sagte Lucy, als sei das offensichtlich. Englische nannten die Amischen normale, modern lebende Menschen. »Außerdem haben sie schon eine Tochter verloren. Ich kann sie nicht auch noch verlassen.«
    Emily musterte Lucy und versuchte zu begreifen, was diese damit meinte. Lucys Augen blickten starr auf den vereisten Teich auf der anderen Straßenseite. Ein paar Enten saßen am Ufer und quakten verärgert. Als sie sich wieder Emily zuwandte, zitterten ihre Lippen. »Du hast mich gestern gefragt, wo meine Schwester Leah sei. Sie ist während ihres Rumspringa verschwunden.«
    Emily nickte. Den Wikipedia-Artikeln über die Amischen zufolge, die sie gelesen hatte, war Rumspringa eine Zeit, in der amische Teenager ihre Gemeinden verlassen und Erfahrungen sammeln durften, die Emily als selbstverständlich
betrachtete: zum Beispiel normale Kleider zu tragen, zu arbeiten und Auto zu fahren. Nach einer Weile konnten sie dann selbst entscheiden, ob sie zu den Amischen zurückkehren oder die Gemeinschaft für immer verlassen

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