Pretty Little Liars - Herzlos: Band 7
streckte der Kamera die Zunge heraus und hinter ihr waren die Zeichnungen des Geheimzimmers auf dem Dachboden
zu sehen. Hannas gestreckter Mittelfinger war wegretuschiert worden, genau wie das Mädchen neben ihr. »Oh mein Gott«, flüsterte Hanna.
Sie starrte auf die Zeitung. Übelkeit stieg in ihr auf. In der Gruppensitzung hatte Hanna Tara als Verräterin beschimpft. Aber irgendwas daran stimmte nicht. Sogar wenn Tara irgendwie an Iris’ Wegwerfkamera gekommen war, waren diese Details zu spezifisch. Nur jemand, der den ganzen Tag mit Hanna zusammen war, konnte all diese Einzelheiten wissen.
Gerade als Hanna die Zeitschrift mit einem Schrei gegen die Wand schleudern wollte, entdeckte sie noch etwas auf dem Foto. Hinter ihrem Kopf, direkt neben Iris’ Ziehbrunnenskizze, befand sich eine weitere Zeichnung im exakt gleichen Stil und derselben Tintenfarbe. Sie zeigte ein Mädchen mit einem herzförmigen Gesicht, geschwungenen Lippen und großen blauen Augen. Hanna hielt sich die Seite dicht vor die Augen und starrte darauf, bis sie zu schielen begann. Es war das Gesicht eines Mädchens, das Hanna sehr, sehr gut kannte. Ein Mädchen, das sie vielleicht letzte Woche im Wald gesehen hatte.
Und plötzlich hörte sie wieder Alis Stimme. Sie will dir dasselbe antun wie mir.
Ali hatte überhaupt nicht von Tara geredet.
Sondern von Iris.
Kapitel 25
ARIA NIMMT ABSCHIED
Eine Stunde nach ihrem Treffen mit Esmeralda parkte Aria vor den Toren des St.-Basil-Friedhofs. Die majestätischen Mausoleen und Grabsteine leuchteten im silbernen Mondlicht. Ein paar große, altmodische Laternen beleuchteten den Ziegelpfad. Eine leichte Brise bewegte die herabhängenden Zweige der nackten Weidenbäume. Aria kannte jeden Schritt des Weges zu Alis Grab, aber das machte es ihr auch nicht einfacher.
Ali hat Ali getötet. Das war schockierend … und unglaublich … und erfüllte Aria mit entsetzlichen Schuldgefühlen. Dass jemand Ali umgebracht hatte, war eine Tragödie. Aber dass Ali Selbstmord beging, hätte man doch verhindern können. Warum hatte sie nicht um Hilfe gebeten?
Aria konnte immer noch nicht glauben, dass Ali zu so etwas fähig gewesen wäre. Sie hatte immer so glücklich und sorglos gewirkt. Aber an dem Tag, an dem Mrs DiLaurentis sie fragte, wo Ali sein könnte, war sie nach dem Gespräch die Auffahrt der DiLaurentis hinuntergegangen und hatte bemerkt, dass der Wind den Deckel von einer der Mülltonnen geschoben hatte. Sie hatte sich gebückt, um ihn wieder auf die Tonne zu legen, und dabei hatte sie
eine leere Pillenschachtel, die auf den Müllsäcken lag, gesehen. Das Rezept war auf Ali ausgestellt, aber den Namen des Medikaments konnte Aria nicht mehr erkennen. Damals hatte Aria sich nichts weiter dabei gedacht, aber jetzt grübelte sie noch einmal über diese Erinnerung nach. Waren es vielleicht Medikamente gegen Depressionen oder Angstzustände gewesen? Hatte Ali etwa nach der desaströsen Pyjamaparty eine Handvoll davon geschluckt, weil sie einfach nicht mehr weitermachen konnte? Und war sie dann etwa in das Loch geklettert, hatte die Hände vor der Brust gefaltet und darauf gewartet, dass die Tabletten ihre Wirkung taten? Aber das ließ sich nicht beweisen. Als Alis Leiche gefunden wurde, war der Verwesungsprozess bereits so weit fortgeschritten gewesen, dass sich eine Überdosis nicht mehr nachweisen ließ.
Weichst du mir aus?, hatte Ali Aria in den letzten Wochen ihres Lebens gesimst. Ich will mit dir reden. Aber Aria hatte ihre Nachrichten ignoriert – sie ertrug einfach keinen Spott mehr über Byrons Affäre. Aber vielleicht wollte Ali ja über etwas anderes mit ihr reden? Wie hatte Aria etwas so Enormes übersehen können?
Obwohl sie sich erst vor einer Stunde von Noel verabschiedet hatte, zog sie ihr Handy heraus und rief ihn an. Er ging sofort dran. »Ich bin auf dem Friedhof«, sagte sie. Dann schwieg sie. Noel würde sicher wissen, warum.
»Es wird alles gut«, sagte Noel. »Danach fühlst du dich besser, das verspreche ich.«
Aria packte den in knisterndes Papier gewickelten Blumenstrauß
fester, den sie vor ein paar Minuten im Supermarkt gekauft hatte. Sie hatte keine Ahnung, was sie zu Ali sagen wollte – oder welche Antworten sie sich erhoffte. Aber inzwischen war sie bereit, alles zu versuchen, damit sie sich besser fühlte. Schwer schluckend drückte sie sich das Telefon ans Ohr. »Ali wollte vor ihrem Tod wahrscheinlich mit mir reden, aber ich habe sie ignoriert. Das ist alles meine
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