Pretty Little Liars - Mörderisch: Band 6
Digitaluhr auf Isaacs Nachttisch auf 6.00 sprang, setzte sich Emily auf und hüllte sich in die Flanelldecke. Die Straßenlaternen in Isaacs Häuserzeile waren inzwischen angegangen, und eine Frau rief auf der gegenüberliegenden Straßenseite ihre Kinder zum Abendessen ins Haus.
»Ich sollte wahrscheinlich bald gehen«, sagte Emily und gab Isaac noch einen Kuss. Beide kicherten. Isaac zog sie noch einmal an sich und küsste sie. Schließlich standen beide auf und zogen sich an, wobei sie häufig auf den anderen schielten. Es war viel passiert … aber Emily war mit sich im Reinen. Isaac hatte sich sehr viel Zeit gelassen, jeden Zentimeter ihres Körpers geküsst und zugegeben, dass es auch für ihn das erste Mal war. Schöner hätte es gar nicht sein können.
Beide gingen die Treppe hinab und zupften ihre Kleider zurecht. Auf halbem Weg hörte Emily jemand laut husten.
Beide erstarrten. Emily riss die Augen auf. Isaacs Eltern sollten eigentlich erst um sieben nach Hause kommen. In der Küche knarrten Schritte. Autoschlüssel fielen klimpernd in eine Keramikschale.
Emilys Magen hob sich. Sie starrte auf die stummen, glasäugigen Puppen auf den Stufen. Sie schienen gehässig zu grinsen.
Emily und Isaac hasteten die Treppe hinunter und warfen sich auf die Couch. Ihre Hintern hatten kaum die Kissen berührt, da betrat Mrs Colbert den Raum. Sie trug einen langen roten Wollrock und einen weißen Strickpulli. Weil sich das Licht in ihren Brillengläsern brach, erkannte Emily nicht, wo sie hinschaute. Ihre Miene war streng und missbilligend. Eine Sekunde lang fürchtete Emily panisch, dass Mrs Colbert genau mitbekommen hatte, was gerade passiert war.
Dann drehte sich Isaacs Mom um und drückte die Hand an die Brust.
»Huch! Ihr habt mich aber erschreckt!«
Isaac sprang auf und warf dabei einen Stapel Fotoalben vom Couchtisch. »Mom, du erinnerst dich noch an Emily, stimmt’s?«
Emily stand ebenfalls auf und hoffte, dass ihr Haar nicht zu
unordentlich war und auf ihrem Hals kein Knutschfleck prangte. »H-hallo«, stammelte sie. »Schön, Sie wiederzusehen.«
»Hallo Emily.« Mrs Colbert lächelte freundlich, aber Emilys Herz raste trotzdem weiter. War sie wirklich überrascht, sie zu sehen oder wollte sie Isaac erst anbrüllen, wenn Emily nicht mehr da war?
Sie schaute auf Isaac, der sehr verlegen wirkte. Er fuhr sich mit der Hand durch das verwuschelte Haar und glättete es unbeholfen. »Äh, Emily, willst du zum Abendessen bleiben?«, platzte Isaac heraus. »Das ist okay, stimmt’s, Mom?«
Mrs Colbert zögerte und presste die Lippen zusammen, bis sie praktisch verschwunden waren. »I-ich sollte gehen«, stotterte Emily, bevor Mrs Colbert antworten konnte. »Meine Mom erwartet mich zu Hause.«
Mrs Colbert atmete aus. Emily hätte schwören können, dass sie erleichtert aussah. »Nun. Vielleicht ein anderes Mal«, sagte sie.
»Wie wäre es mit morgen?«, drängte Isaac.
Emily schaute Isaac unsicher an. Vielleicht sollte er das mit dem Abendessen lieber nicht erzwingen. Aber Mrs Colbert rieb sich die Hände und sagte: »Morgen geht klar. Mittwochs gibt es immer Braten.«
»Äh, okay«, antwortete Emily. »Das könnte gehen. Danke!«
»Gut.« Mrs Colbert lächelte sie verkniffen an. »Bring Appetit mit!«
Sie glitt zurück in die Küche. Emily sank wieder auf die Couch und vergrub das Gesicht in den Händen. »Erschieß mich jetzt«, flüsterte sie.
Isaac berührte ihren Arm. »Wir sind in Sicherheit. Sie weiß nicht, dass wir oben waren.«
Aber als Emily durch den Türbogen zur Küche schaute, sah sie Isaacs Mom am Waschbecken stehen. Sie spülte das Frühstücksgeschirr ab. Obwohl ihre Hände weiter heftig die Teller schrubbten, war Mrs Colberts Blick starr auf sie gerichtet. Ihre Lippen waren geschürzt, ihre Wangen gerötet und die Adern an ihrem Hals geschwollen. War sie wütend?
Emily zuckte entsetzt zusammen. Mrs Colbert bemerkte Emilys Blick, aber ihr Gesichtsausdruck veränderte sich nicht. Sie starrte Emily an, ohne zu blinzeln, als wisse sie genau, was sie und Isaac getan hatten. Und so, als gebe sie Emily – und nur Emily – die Schuld daran.
Kapitel 9
ÜBERRASCHUNG! ES GIBT IHN NOCH …
Als die Sonne hinter dem Horizont verschwand und Rosewood ins Dunkel sank, beobachtete Spencer von ihrem Schlafzimmerfenster aus, wie die restlichen Streifenwagen und Ü-Wagen ihre Straße verließen. Die Polizei hatte die Suche nach Ians Leiche abgebrochen, da sie im Wald nichts gefunden hatte. Und
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