Pretty Little Liars - Mörderisch: Band 6
neue SMS stand dort. Und Absender unbekannt .
Aria war schlagartig wieder nüchtern. Sie sah sich in der vollen Kneipe um. Ein Typ im Collegealter mit Dreadlocks flüsterte dem Barkeeper etwas zu und schaute immer wieder in Arias Richtung.
Es wurde kurz zugig im Raum, die Kerzenflammen beugten
sich nach rechts, als sei eine unsichtbare Hintertür geöffnet und wieder geschlossen worden.
Eine neue SMS . Aria fuhr sich durchs Haar. Langsam drückte sie auf Lesen.
Waren die Gimlets lecker? Sorry,
Schätzchen, aber der Traum ist
vorbei. Big Brother verbirgt ein
Geheimnis. Und vertrau mir …
du willst gar nicht wissen, worum
es geht.
– A.
Kapitel 15
EN GARDE, KATE
Eine Stunde später am selben Abend stand Hanna mit laufendem Motor vor dem abgefahren modernistischen Haus der Montgomerys und wartete darauf, dass Mike heraus kam. Heute Nachmittag hatte sie ihren Dad bei der Arbeit angerufen und ihn gefragt, ob sie heute Abend in die Bibliothek gehen und für eine Französischklausur lernen durfte … und zwar ohne Kate. Sie müsse alleine sein, sonst könne sie sich die unregelmäßigen Verben nicht merken, erklärte sie.
»Von mir aus«, sagte ihr Vater missmutig. Gott sei Dank lockerte er allmählich seine strikte Hanna-und-Kate-machenalles-zusammen-Regel. Gestern hatte er Hanna alleine das Geschenk für Merediths Babyparty kaufen lassen. Und offenbar hatte er auch Kate gestattet, einkaufen zu gehen – und zwar in derselben Boutique. Nachdem Hanna sich ihren Freigang gesichert hatte, schrieb sie Mike eine SMS und sagte ihm, er solle sie heute ausführen, und zwar allein. Was ihr Vater nicht wusste, würde ihn nicht aufregen.
Sie starrte aus dem Fenster auf die kleinen viereckigen Lampen auf der Veranda der Montgomerys. Sie war seit einer Ewigkeit nicht mehr bei Arias Haus gewesen und hatte schon wieder vergessen, wie merkwürdig es war. Vorne hatte das Haus nur ein Fenster, das asymmetrisch über der Treppe positioniert war. Die Rückseite des Hauses bestand hingegen ausschließlich aus
Fenstern, vom ersten bis in den dritten Stock. Als Hanna und die anderen einmal in Arias Fernsehzimmer gesessen und eine Rehfamilie beobachtet hatten, die durch den Garten trippelte, schaute Ali auf die riesigen Fenster und schnalzte mit der Zunge. »Habt ihr eigentlich keine Angst davor, dass man euch problemlos ausspionieren kann?« Sie stupste Aria an. »Wahrscheinlich haben deine Eltern eben keine Geheimnisse, die niemand erfahren soll, stimmt’s?« Aria war rot geworden und hatte das Zimmer verlassen. Hanna hatte nicht verstanden, warum Aria sich so aufgeregt hatte, aber inzwischen wusste sie es – Ali hatte entdeckt, dass Arias Dad eine Affäre hatte, und quälte Aria nun mit ihrem Wissen, genau wie sie Hanna gequält hatte, weil die sich manchmal überfraß und dann den Finger in den Hals steckte.
Was für ein Miststück.
Mike erschien auf der Veranda. Er trug dunkle Jeans und einen langen Wollmantel mit hochgeschlagenem Kragen. In der Hand hielt er einen riesigen Rosenstrauß. Hanna spürte ein Kribbeln im Bauch. Das lag sicher nicht daran, dass sie sich auf dieses Date freute, aber es war einfach schön, an einem so grauen Wintertag Blumen geschenkt zu bekommen.
»Die sind wunderschön«, sagte sie, als Mike die Tür öffnete. »Das wäre aber nicht nötig gewesen.«
»Okay.« Mike zog die Blumen wieder zurück. Das Zellophan knisterte. »Dann schenke ich sie eben meiner anderen Freundin. « Hanna packte ihn am Arm. »Wag es ja nicht.« Das war definitiv nicht witzig. Nicht nach dem Knaller, den er sich gestern mit Kate und Hanna bei der Babyparty geleistet hatte. Sie trommelte mit den Fingern auf das Lenkrad ihres Prius.
»Okay. Wo fahren wir hin?«
»In die King James Mall«, sagte Mike.
Hanna sah ihn misstrauisch an. »Nicht ins Rive Gauche.« Bei ihrem Glück wurden sie von Lucas bedient. Das wäre très unangenehm.
»Ich weiß«, sagte Mike. »Wir gehen einkaufen.«
Hanna rümpfte die Nase. »Ha.«
»Das meine ich ernst.« Mike hob die Hände. »Ich will, dass du den ganzen Abend einkaufst. Ich weiß, dass Mädchen das gerne tun, und dein Glück ist mein oberstes Gebot.«
Sein Gesicht blieb todernst. Hanna legte den Gang ein. »Dann lass uns fahren, bevor du deine Meinung änderst.«
Sie fuhren über kleine Nebenstraßen in die Mall. Hanna verlangsamte jedes Mal, wenn sie ein »Wildwechsel«-Schild sah. Um diese Jahreszeit waren die Rehe lebensmüde. Mike legte eine CD in die Anlage des Prius.
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