Pretty Little Liars - Mörderisch: Band 6
hier zu Abend?«, fragte Emily und brachte ein Lächeln zustande. »Ich liebe die Burger hier.«
Mrs Colbert wirbelte herum und starrte sie an. »Schmier mir keinen Honig ums Maul. Das ist beleidigend.«
Emily zog entsetzt den Bauch ein. Ein weiteres Prost erklang aus der Bar. »W-wie bitte?«
Mrs Colbert drehte den Wasserhahn zu und riss gewaltsam ein paar Papierhandtücher ab, die sie in den Händen zusammenknüllte. »Ich wollte das nicht vor meinem Sohn sagen, deshalb habe ich dich beim Abendessen gestern geduldet. Aber du hast mich und mein Zuhause respektlos behandelt. Für mich persönlich bist du Dreck. Wage es nicht noch einmal, einen Fuß in mein Haus zu setzen.«
Emily erbleichte. Alle anderen Geräusche um sie herum verstummten. Benommen stieß sie mit dem Hintern die Tür auf, verließ rücklings den Raum und rannte zurück an ihren Tisch. Sie schnappte sich ihren Mantel vom Stuhl und schoss in Richtung Ausgang. »Emily?«, rief Carolyn und stand halb auf. Aber Emily antwortete nicht. Sie musste hier raus. Sie musste weg von Isaacs Mutter, bevor sie noch irgendetwas anderes sagen konnte.
Bitterkalter Wind fuhr ihr um die Wangen, als sie zum Parkplatz lief. Carolyn war direkt hinter ihr und zerrte sie am
Ärmel. »Was ist denn los mit dir?«, fragte ihre Schwester. »Was ist passiert?«
Emily antwortete nicht. Sie war sich nicht sicher, ob sie antworten konnte .
Du hast mich und mein Zuhause respektlos behandelt. Damit hatte Mrs Colbert alles gesagt.
Sie starrte auf das große Applebees-Schild und verfluchte ihr schreckliches Pech. Warum musste Mrs Colbert ausgerechnet heute Abend hier essen? Und es war schon neun Uhr, nicht gerade die übliche Zeit zum Abendessen. Außerdem war es bitterkalt draußen, eigentlich eine gute Nacht, um daheim zu bleiben.
Aus den Untiefen ihrer Tasche, erklang Emilys Handy. Plötzlich traf es sie wie ein Blitzschlag. Womöglich war es ja gar kein Pech oder Zufall, dass Mrs Colbert heute Abend im Applebees war. Vielleicht hatte ihr jemand gesagt, sie solle kommen.
»Gib mir nur eine Sekunde«, sagte sie zu ihrer Schwester. Sie ging rüber zum Bordstein neben der Tür für den Liefereingang und ließ sich dort nieder. Das grünliche Fenster ihres Handys glühte in der Dunkelheit. Eine neue MMS , war auf dem Display zu lesen. Ein Bild erschien auf dem Nokia-Display. Es hatte aber nichts mit Emily, Isaac oder Isaacs Mutter zu tun. Stattdessen war ein großer Raum mit bunten Glasfenstern, glänzenden Holzbänken und einem dicken roten Teppich zu sehen. Emily fröstelte. Es war Holy Trinity, die Kirche ihrer Familie. Sie erkannte den Beichtstuhl von Pater Tyson, den kleinen hölzernen Alkoven beim Vorraum. Irgendjemand trat aus dem Beichtstuhl, sein Kopf war gesenkt. Emily hielt das Handy ganz nah an ihr Gesicht. Der Kerl auf dem Foto war groß, mit kurzem, dunklem Haar. Eine Marke vom Rosewood Polizeirevier leuchtete
auf seiner Jacke und ein Paar Handschellen baumelte von seinem Gürtel.
Wilden?
Dann fiel ihr der Text unterhalb des Fotos auf. Obwohl sie nicht sicher war, was die Worte bedeuteten, wanderte ein kalter Schauer von ihrem Kopf hinunter in ihre Fußsohlen.
Scheint so, als gäbe es in unser
aller Leben Dinge, wegen denen
wir uns schuldig fühlen,
stimmt’s?
– A.
Kapitel 18
ES IST WAS FAUL IM STÄDTCHEN ROSEWOOD
Am Freitagmorgen, als der Himmel von einem tiefen Blau zu einem hellen Violett verblasste, machte Hanna den Reißverschluss ihrer grünen Pumajacke zu und dehnte ihre Waden am großen Ahornbaum im Vorhof. Dann joggte sie die Auffahrt hinunter, während sie der Musik auf ihrem iPhone lauschte. Sie war eine Idiotin, weil sie sich nicht schon früher ein iPhone besorgt hatte – seit sie mit einer geheimen Telefonnummer ausgestattet war, hatte sie nicht eine einzige Nachricht von der neuen A. bekommen.
A. schrieb jedoch offenbar ständig Emily – Hanna hatte früher am Morgen eine MMS von Emily weitergeleitet bekommen, ein Foto, auf dem Darren Wilden in einer Kirche herumschlich. Was denkst du, was das bedeuten könnte?, schrieb Emily, als hätte Hanna tatsächlich eine Antwort darauf. Viele Leute gingen in die Kirche.
Sie kaufte A. nicht ab, dass sie Emily Nachrichten schickte, die entscheidende Hinweise enthielten. Viel wahrscheinlicher war es, dass sie nur mit dem ohnehin schon verwirrten Verstand von Emily Schindluder trieb.
Aber Hanna hatte einige SMS von Mike Montgomery bekommen. Wie die, die jetzt gerade hereinkam: Na, wach?
Ja , schrieb
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