Pretty Little Liars - Mörderisch: Band 6
Weile nicht mehr knurren und bellen hören. Ein entsetzlicher Gedanke nahm in ihrem Kopf Form an.
»Du hast mir doch vorhin eine E-Mail geschickt?«, sagte sie unsicher. »Und mich gebeten, mich hier mit dir zu treffen?«
Jason kniff die Augen zusammen. »Ich hätte mich niemals hier mit dir getroffen.«
Die Dielen knarrten, als Aria einen Schritt zurückwich. Wie hatte sie nur so dumm sein können? Natürlich war die Mail nicht von Jason gewesen. Sie war so erleichtert gewesen, von ihm zu hören, dass ihr erst jetzt einfiel, dass er ihre E-Mail-Adresse
ja gar nicht hatte. Die Nachricht hatte … jemand anders geschickt. Jemand, der gewusst hatte, wann Jason nicht zu Hause war. Jemand, der vielleicht sogar einen fremden Hund auf sie gehetzt hatte, um sie in seine Wohnung zu jagen. Aria schaute Jason mit pochendem Herzen an.
»Warst du nur hier oder bist du auch ins Haupthaus eingebrochen? «, fragte Jason herrisch.
»N-nur hier.«
Jason baute sich mit zusammengebissenen Zähnen vor ihr auf. »Sagst du die Wahrheit?«
Aria biss sich auf die Lippe. Warum war das so wichtig? »Natürlich.«
»Raus hier«, kläffte Jason. Er trat einen Schritt beiseite und deutete auf die Tür.
Aria bewegte sich nicht. »Jason, es tut mir leid, dass ich einfach reingegangen bin. Es war ein Missverständnis. Ich dachte, du hast mich herbestellt. Können wir bitte darüber reden?«
»Raus. Hier.« Jason riss seinen Arm zur Seite und warf dabei ein paar Bücher vom Regal. Eine gläserne Plakette fiel ebenfalls zu Boden und zerbrach in scharfe, spitze Splitter. »Raus hier!«, brüllte Jason aus vollem Hals. Aria duckte sich und schluchzte verängstigt auf. Jasons Gesicht hatte sich völlig verändert. Seine Augen waren weit aufgerissen, sein Mund verzerrt und sogar seine Stimme klang anders. Tiefer. Gemeiner. Aria erkannte ihn nicht wieder.
Sie rannte zur Tür hinaus und die Stufen hinab, wobei sie mehrmals auf den nassen Brettern ausrutschte. Tränen liefen ihr über die Wangen. Schluchzer brannten in ihren Lungen. Sie suchte ihre Autoschlüssel und warf sich auf den Fahrersitz, als sei der Teufel persönlich hinter ihr her.
Als sie in den Rückspiegel blickte, stockte ihr der Atem. In weiter Ferne sah sie zwei verschwommene Gestalten, einen Menschen und einen Hund – einen Rottweiler? –, unbehelligt in den Wäldern verschwinden.
Kapitel 24
SPENCER HASTINGS, ZUKÜNFTIGE NEW YORKERIN
Spencer lehnte sich gemütlich in ihrem Sitz im Schnellzug nach New York zurück und schaute dem Schaffner bei der Fahrkartenkontrolle zu. Obwohl es erst Samstag war und obwohl Michael Hutchins, der Makler, gesagt hatte, der Vermieter werde am Wochenende ihr brandneues Apartment in der Perry Street noch putzen, konnte Spencer nicht bis Montagnachmittag warten, um es sich anzusehen. Sicherlich konnte sie heute noch nicht in die Wohnung, aber das war egal – ihr würde es genügen, sich auf den Treppenabsatz zu setzen, die Läden in ihrem Block zu erkunden und einen Cappuccino in ihrem zukünftigen Stamm-Starbucks zu trinken. Sie wollte die Möbelläden in Chelsea und auf der Fifth Avenue durchstöbern und sich ein paar schöne Stücke zurücklegen lassen. Und sie wollte sich unbedingt in ein Café setzen und dort den New Yorker lesen. Schon bald würde auch sie eine New Yorkerin sein.
Vielleicht hatte sich Ian so gefühlt, als er Rosewood damals den Rücken gekehrt und seine Probleme hinter sich gelassen hatte. Bereit für einen Neuanfang. Wo Ian jetzt wohl war? Rosewood? Oder war er zur Vernunft gekommen und hatte die Stadt verlassen? Sie dachte wieder an die Gestalt, die sie gestern Abend im Wald bei der Scheune gesehen hatte. Sie hatte definitiv
ausgesehen wie Melissa – aber die sollte doch eigentlich in Philadelphia sein.
Vielleicht hatte Ian bei seiner Leichen-Scharade etwas zurückgelassen und Melissa gebeten, es zu holen. Aber das würde ja bedeuten, dass Melissa wusste, wo er war und was er machte. Vielleicht wusste sie auch, wer A. war. Wenn sie nur mal zurückrufen würde – Spencer wollte ihre Schwester fragen, ob ihr die Fotos, die Emily bekommen hatte, etwas sagten. Was hatte ein Foto von Ali, Naomi und Jenna mit dem Foto von Wilden in der Kirche zu tun? Und warum erhielten Aria und Hanna keine Nachrichten von A., sondern nur Spencer und Emily? Wollte A. es speziell ihnen heimzahlen? Befanden sie sich in größerer Gefahr als die anderen? Und würde Spencer nach ihrem Umzug nach New York diesen ganzen A.-Albtraum endlich
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