Pretty Little Liars - Teuflisch: Band 5
zischte Candace und schüttelte den Kopf. »Nicht zu fassen, dass dieser Junge schon in diesem Haus war.« Sie nahm eine Dose Febreeze und sprühte in Richtung Fernseher, als hätte Ians bloßes Abbild den ganzen Raum verunreinigt.
Die Nachrichtensendung endete, und ANTM ging weiter. Spencer stand auf. Ihr war schwindelig. Sie brauchte frische Luft … und musste aufhören, ständig an Ian zu denken. Sie stolperte durch die Hintertür auf die Veranda. Ein eiskalter Windstoß traf sie mitten ins Gesicht. Das reiherförmige Thermometer, das von einem Pfosten neben dem Grill hing, gab eine Temperatur von nur knapp zwei Grad über Null an, aber Spencer hatte keine Lust, sich eine Jacke zu holen. Ihr Handy, dass sie sicherheitshalber mitgenommen hatte, legte sie auf den Verandatisch, dann schob sie die Hände unter die
Achseln, atmete tief durch und trat ein paar Schritte nach vorn.
Auf der Veranda war es dunkel und still. Der Wald hinter der Scheune – der letzte Ort, an dem Spencer Ali lebend gesehen hatte – wirkte noch dunkler als sonst. Spencer drehte sich um und schaute zu ihrer Auffahrt. Nur ihr Auto stand dort, ansonsten war es gespenstisch leer. Ein Licht im Haus der Cavanaughs wurde eingeschaltet. Eine große, dunkelhaarige Gestalt schwebte hinter dem Panoramafenster des Wohnzimmers vorbei. Jenna. Sie lief herum und sprach in ihr Handy, ihre Lippen bewegten sich schnell. Spencer erschauerte. Es war so seltsam, jemanden im Haus eine Sonnenbrille tragen zu sehen. Noch dazu nachts.
»Spencer«, flüsterte eine Stimme dicht neben ihr.
Spencer wirbelte herum, der Schreck fuhr ihr in alle Glieder. Ihre Knie gaben nach. Ian stand auf der anderen Seite der Veranda. Er trug eine schwarze North-Face-Daunenjacke, die bis über das Kinn geschlossen war, und eine schwarze Skimütze, die er sich bis zu den Augenbrauen ins Gesicht gezogen hatte. Spencer konnte nur seine Augen sehen.
Sie öffnete den Mund, um zu schreien, aber Ian hob die Hände.
»Pssst. Hör mir nur eine Sekunde lang zu. Bitte.«
Spencer hatte solche Angst, dass sie fürchtete, ihr Herz werde gleich zerspringen. »W-wie bist du aus deinem Haus geflohen? «
Ians Augen glitzerten. »Ich habe da meine Mittel und Wege.«
Spencer schaute durchs Küchenfenster, aber Candace war nicht mehr zu sehen. Spencers Sidekick lag nur ein paar Schritte entfernt im pfefferminzgrünen Lederetui von Kate Spade
auf dem nassen Verandatisch. Sie streckte die Hand danach aus.
»Bitte nicht«, flehte Ian und seine Stimme wurde weicher. Er öffnete den Reißverschluss seiner Jacke ein Stück und zog die Mütze vom Kopf. Sein Gesicht wirkte mager, und sein blondes Haar stand in alle Richtungen ab. »Ich will nur mit dir reden«, sagte er. »Wir waren doch mal gute Freunde. Warum hast du mir das angetan?«
Spencers Mund klappte auf. »Weil du meine beste Freundin umgebracht hast, natürlich!«
Ian wühlte in seiner Jackentasche und ließ sie dabei nicht aus den Augen. Langsam zog er eine Schachtel Zigaretten heraus und zündete sich mit einem Zippo-Feuerzeug eine an. Mit diesem Anblick hätte Spencer nie gerechnet. Ian war früher zusammen mit ein paar anderen Schönlingen aus Rosewood in lokalen Anti-Rauch-Werbespots aufgetreten.
Hastig sog er an der Zigarette. Dann atmete er aus. Ein bläulicher Rauchfaden stieg aus seinem Mund auf.
»Du weiß doch genau, dass ich Alison nicht umgebracht habe. Ich könnte ihr kein Haar krümmen.«
Spencer packte das glatt polierte Holzgeländer der Veranda, um nicht umzufallen. »Du hast sie aber getötet«, wiederholte sie mit zitternder Stimme. »Und falls du glaubst, die Nachrichten, die du uns schickst, machen uns so viel Angst, dass wir nicht gegen dich aussagen, dann täuschst du dich. Wir haben keine Angst.«
Ian legte verwirrt den Kopf zur Seite. »Welche Nachrichten?«
»Spiel nicht den Ahnungslosen«, quiekte Spencer.
Ian schniefte. Er tat immer noch verwirrt. Spencer schaute auf das Loch im Hintergarten der DiLaurentis. Es war ganz in
der Nähe . Ihr Blick wanderte zu der Scheune, dem Ort ihrer allerletzten Pyjamaparty. Sie hatten sich alle so gefreut, weil die siebte Klasse vorbei war. Natürlich war die Atmosphäre ziemlich angespannt gewesen und Ali hatte ein paar Sachen gemacht, die Spencer zur Weißglut getrieben hatten, aber Spencer hatte wirklich geglaubt, sie bräuchten in den Sommerferien nur ein wenig Zeit zu fünft, ohne die anderen Schüler der Rosewood Day, um wieder so gute Freundinnen zu werden wie
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