Pretty Little Liars - Teuflisch: Band 5
früher.
Aber dann hatten sie und Ali sich wegen der dummen Jalousien gestritten, als Ali sie hypnotisieren wollte. Bevor Spencer sich’s versah, war der Streit eskaliert und sie befahl Ali, abzuhauen. Und Ali ging.
Lange Zeit hatte Spencer sich deshalb entsetzlich schuldig gefühlt. Wenn sie Ali nicht weggeschickt hätte, wäre Ali vielleicht noch am Leben. Aber jetzt wusste sie, dass das nicht stimmte. Ali hatte die ganze Zeit vorgehabt, sie sitzen zu lassen. Sie wollte wahrscheinlich ohnehin so schnell wie möglich zu Ian, um herauszufinden, wofür er sich entschieden hatte: Mit Melissa Schluss zu machen oder zuzulassen, dass Ali allen erzählte, dass sie eine geheime Affäre hatten. Ali hatte es schon immer genossen, Leute zu manipulieren und ihre Grenzen auszutesten. Aber das gab Ian noch lange nicht das Recht, sie umzubringen .
Spencers Augen standen voller Tränen. Sie dachte an das alte Foto, das sie betrachtet hatten, als die Nachricht von Ians Freilassung auf Kaution im Fernsehen gesendet worden war. Der Schnappschuss von dem Tag, an dem die Jagd nach der Zeitkapsel-Flagge begonnen hatte. Ian hatte damals die Dreistigkeit besessen, zu Ali zu gehen und ihr ins Gesicht zu sagen,
dass er vorhatte, sie umzubringen. Wer weiß, vielleicht hatte er damals schon alles geplant. Vielleicht hatte er Ali schon damals den Tod gewünscht. Und vielleicht hatte er die Chance gewittert, das perfekte Verbrechen zu begehen. Niemand wird mich je verdächtigen , hatte er wahrscheinlich gedacht. Schließlich bin ich Ian Thomas.
Sie starrte Ian wütend und am ganzen Körper zitternd an. »Hast du wirklich geglaubt, du kommst damit durch? Was hast du dir dabei gedacht, mit Ali rumzumachen? Wusstest du nicht, dass das falsch war? Dass du sie nur ausgenutzt hast?«
Eine Krähe krächzte in der Ferne, laut und misstönend. »Ich habe sie nicht ausgenutzt«, sagte Ian.
Spencer schnüffelte. »Sie war in der siebten Klasse – und du in der Zwölften. Kam dir das nicht komisch vor?«
Ian blinzelte.
»Sie hat dich mit ihrem dummen Ultimatum genervt«, fuhr Spencer mit geblähten Nüstern fort. »Aber du hättest sie nicht ernst nehmen dürfen. Warum hast du ihr nicht einfach gesagt, dass du dich nicht mehr mit ihr treffen willst?«
»Du glaubst, das war so?« Ian klang ehrlich erstaunt. »Du denkst, Ali mochte mich mehr als ich sie?« Er lachte. »Ali und ich haben miteinander geflirtet, aber das war alles. Sie war nie daran interessiert, wirklich den nächsten Schritt zu machen.«
»Na klar«, sagte Spencer durch die Zähne.
»Aber dann änderte sie … plötzlich … ihre Meinung«, fuhr Ian zögernd fort. »Zuerst dachte ich, sie will nur jemand anderen mit mir eifersüchtig machen.«
Ein paar endlose Sekunden vergingen. Ein Vogel landete auf dem Futterhäuschen und pickte Samenkörner auf. Spencer stemmte die Hände in die Hüften. »Und das soll wohl ich gewesen
sein, stimmt’s? Ali beschloss, sich in dich zu verknallen, um mich wütend zu machen?«
»Häh?« Ein Windstoß ließ die Enden von Ians Schal flattern.
Spencer schnaubte. Musste sie ihm das wirklich noch erklären? »Ich. War. Verknallt. In. Dich. In der siebten Klasse. Ich weiß, dass Ali dir das erzählt hat. Sie hat dich dazu überredet, mich zu küssen.«
Ian atmete aus, die Stirn immer noch gerunzelt. »Das weiß ich nicht mehr. Das ist alles so lange her.«
»Hör auf zu lügen«, zischte Spencer mit brennenden Wangen. »Du hast Ali umgebracht«, wiederholte sie. »Hör auf, so zu tun, als seiest du unschuldig.«
Ian öffnete den Mund, brachte aber keinen Ton heraus. »Was ist, wenn ich dir sage, dass es etwas gibt, das du nicht weißt?«, presste er schließlich heraus.
Ein Flugzeug flog mit leisem Dröhnen über sie hinweg. Ein paar Häuser weiter schaltete Mr Hurst seinen Schneeräumer ein. »Wovon sprichst du?«, flüsterte Spencer.
Ian nahm noch einen Zug von seiner Zigarette. »Es ist etwas Großes. Ich glaube, die Polizisten wissen Bescheid, aber sie ignorieren es. Sie versuchen, mich zum Sündenbock zu machen, aber bis morgen habe ich Beweise, dass ich unschuldig bin.« Er lehnte sich näher zu Spencer und blies ihr Rauch ins Gesicht. »Glaub mir, das wird dein Leben auf den Kopf stellen.«
Spencers gesamter Körper wurde taub. »Dann sag mir, was es ist.«
Ian schaute weg. »Das kann ich noch nicht. Ich will erst ganz sicher sein.«
Spencer lachte freudlos auf. »Erwartest du ernsthaft von mir, dass ich dir einfach glaube? Ich
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