Pretty Little Liars - Teuflisch: Band 5
sein muss , würde er gleich zu Ali sagen. Aber als er Luft holte, um zu sprechen, drang aus seinem Mund stattdessen das schrille, laute Gekreisch eines Martinshorns.
Beide Alis hielten sich die Ohren zu. Die jüngere Ali wich einen Schritt zurück.
Die ältere Ali stemmte die Hände in die Hüften und gab der jüngeren Ali einen Tritt. »Was ist los mit dir? Los, flirte mit ihm. Er sieht fantastisch aus.«
»Nein«, sagte die jüngere Ali.
»Doch«, beharrte die ältere Ali. Sie stritten sich so starrköpfig wie Spencer und Melissa.
Die ältere Ali verdrehte die Augen und schaute Spencer an. »Du hättest es nicht wegwerfen dürfen, Spencer. Alles, was ihr braucht, war dabei. Alle Antworten.«
»Was … hätte ich nicht wegwerfen dürfen?«, fragte Spencer verwirrt.
Die jüngere und die ältere Ali sahen sich an. Ein ängstlicher Ausdruck huschte über das Gesicht der jüngeren Ali, als verstünde sie plötzlich, wovon die ältere Ali redete.
» Es «, sagte die jüngere Ali. »Das war ein Riesenfehler, Spencer. Und es ist beinahe zu spät.«
»Was meint ihr damit?«, schrie Spencer. »Was ist es ? Und warum ist es beinahe zu spät.«
»Du musst das in Ordnung bringen«, sagten die jüngere und die ältere Ali einstimmig. Jetzt hatten sie dieselbe Stimme. Sie fassten sich an den Händen und verschmolzen zu einer einzigen Ali. »Du hast es in der Hand, Spencer. Du hättest es nicht wegwerfen dürfen.«
Ians Sirene wurde immer lauter. Ein Windstoß blies Ali den Flyer aus der Hand. Er hing einen Moment lang in der Luft, schoss dann auf Spencer zu und knallte ihr ins Gesicht. Es fühlte sich an, als habe sie ein Stein getroffen, nicht ein Blatt Papier. Macht euch bereit! Stand direkt vor Spencers Augen.
Spencer schoss vom Bett hoch, sie war schweißgebadet. Der Duft von Alis Vanille-Handseife kitzelte sie in der Nase, aber sie befand sich nicht mehr vor der Rosewood Day, sondern in ihrem ordentlichen, stillen Schlafzimmer. Draußen wurde es langsam hell. Ihre Hunde rannten im Vorgarten umher, von oben bis unten mit Schneematsch verdreckt. Es war Freitag, der erste Tag von Ians Prozess.
»Spencer?« Melissas Gesicht erschien vor ihr. Sie beugte sich über Spencers Bett, ihr stumpf geschnittenes blondes Haar hing ihr ins Gesicht. Die Kordeln ihres blauweiß gestreiften Kapuzenpullis berührten beinahe Spencers Nase. »Alles okay?«
Spencer schloss die Augen und rief sich den gestrigen Abend ins Gedächtnis. Ian war auf der Veranda aufgetaucht, hatte eine Zigarette geraucht und all diese verrückten, beängstigenden Sachen gesagt. Und dann diese Botschaft. Wenn die kleine Miss-Nicht-Mehr-So-Perfekt plötzlich verschwände, würde das überhaupt jemanden interessieren? Spencer hatte niemandem davon erzählt, auch wenn sie es gerne getan hätte. Sie hatte zu viel Angst gehabt. Wenn sie Wilden angerufen und ihm gesagt hätte, dass Ian gegen seinen Hausarrest verstoßen hatte, wäre Ian wahrscheinlich sofort wieder im Knast gelandet, aber Spencer hatte Angst, danach könnte ihr etwas Schreckliches zustoßen. Oder jemand anderem. Nach Monas tragischem Ende hätte sie es nicht ertragen, wenn noch mehr Blut an ihren Händen klebte.
Spencer schluckte schwer und schaute ihre Schwester an. »Ich werde gegen Ian aussagen. Ich weiß, dass du nicht willst, dass er im Gefängnis landet, aber ich muss im Zeugenstand ehrlich sagen, was ich gesehen habe.«
Melissas Miene blieb freundlich. Ihre Diamantenohrringe blitzten auf. »Ich weiß«, sagte sie abwesend, als sei sie ganz woanders. »Ich will nicht, dass du lügst.«
Mit diesen Worten klopfte Melissa Spencer auf die Schulter und ging aus dem Zimmer. Spencer stand langsam auf und machte ein paar Yoga-Atemübungen. Beide Ali-Stimmen dröhnten in ihren Ohren. Sie schaute sich noch einmal in ihrem Zimmer um, als erwarte sie, eine der beiden dort zu sehen, aber natürlich war sie allein.
Eine Stunde später parkte Spencer ihren Mercedes vor der Rosewood Day. Der Schnee war größtenteils geschmolzen, aber ein paar besonders hartnäckige Kids spielten immer noch
draußen, machten erbärmlich kleine Schneeengel oder suchten nach gelben Flecken im Schnee. Ihre Freundinnen warteten an der Schaukel bei der Grundschule auf sie, ihrem geheimen Treffpunkt. Ians Prozess begann um eins, und sie wollten vorher noch miteinander reden.
Aria winkte, als Spencer auf sie zurannte. Aria zitterte in ihrer mit Pelz besetzten Kapuzenjacke. Hanna hatte dunkle Ringe unter den Augen und
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