Pretty Little Liars- Unschuldig
Augen. Sie berührte einen Leberfleck an seinem Ohrläppchen und spürte, wie er erschauerte.
»Ich … ich habe es einfach nicht geschafft, dich im Unterricht zu ignorieren«, flüsterte er. »Es war eine Folter. Als du dein Referat gehalten hast …«
»Du hast heute meine Hand berührt«, neckte Aria. »Als du in mein Notizbuch geguckt hast.«
»Du hast Noel geküsst«, erwiderte Ezra. »Mein Gott, war ich eifersüchtig.«
»Dann hat es seinen Zweck erfüllt«, flüsterte Aria.
Ezra seufzte und schloss sie in die Arme. Ihre Lippen trafen sich und sie küssten sich leidenschaftlich. Ihre Hände gruben sich in den Rücken des anderen. Sie trennten sich einen Augenblick und starrten sich atemlos in die Augen.
»Kein Wort mehr über den Unterricht«, sagte Ezra.
»Abgemacht.«
Er führte sie in ein winziges, nach hinten gelegenes Schlafzimmer, in dem überall Kleider verstreut lagen. Auf dem Nachttisch gähnte eine offene Chipspackung. Sie setzten sich auf das Bett. Die Matratze war nicht sehr breit, die Tagesdecke bestand aus rauem Baumwollgewebe und wahrscheinlich lagen überall Chipskrümel, aber Aria hatte sich noch nie in ihrem Leben irgendwo so wohlgefühlt.
Aria lag auf dem Bett und starrte auf einen Riss in der Zimmerdecke. Die Straßenlaterne vor dem offenen Fenster tauchte das Zimmer in lange Schatten und ließ Arias nackte Haut seltsam rosa erscheinen. Eine eiskalte Brise von draußen blies die Sandelholzkerze auf dem Nachttisch
aus. Sie hörte, wie Ezra im Bad das Wasser aufdrehte.
Wow. Wow, wow, wow !
Sie fühlte sich so lebendig. Beinahe hätte sie mit Ezra geschlafen, aber dann, genau im gleichen Augenblick, waren sie beide zu dem Schluss gekommen, lieber noch zu warten. Also hatten sie sich nackt aneinandergekuschelt und geredet. Ezra erzählte ihr von dem Eichhörnchen aus Ton, das er als Sechsjähriger geformt hatte, und von seiner Enttäuschung, als sein Bruder den Ton zerquetscht hatte. Davon dass er nach der Scheidung seiner Eltern viel zu viel gekifft hatte. Davon dass er den Familienhund hatte einschläfern lassen müssen. Aria erzählte ihm, dass sie als kleines Mädchen eine Dose Erbsensuppe besessen hatte, die sie Erbsi getauft und als ihr Haustier betrachtet hatte. Und wie sehr sie geheult hatte, als ihre Mutter Erbsi eines Tages gekocht hatte. Sie erzählte ihm von ihrem Strickwahn und versprach, ihm einen Pulli zu machen.
Es war leicht, mit Ezra zu reden. So leicht, dass sie sich vorstellen konnte, es bis in alle Ewigkeit zu tun. Sie könnten zusammen ferne Länder bereisen. Brasilien zum Beispiel. Sie könnten in einem Baumhaus schlafen, nur Palmsprösslinge essen und den Rest ihres Lebens Theaterstücke schreiben …
Ihr Treo piepste. Nerv . Wahrscheinlich fragte sich Noel, wo sie abgeblieben war. Sie kuschelte sich an Ezras Kissen - hmm, es roch genau wie er - und wartete darauf, dass er aus dem Bad zurückkam und sie wieder küsste.
Dann piepste das Handy wieder. Und wieder. Und wieder.
»Jesus«, stöhnte Aria und beugte sich zu ihrer Tasche hinüber. Sieben neue SMS. Und es kamen laufend mehr dazu.
Aria öffnete ihren Posteingang und runzelte die Stirn. Die Nachrichten trugen alle den gleichen Titel: PRIVATE SPRECHSTUNDE! Als sie die erste SMS las, drehte sich ihr der Magen um.
Aria, das gibt sicher super Noten!
Küsschen
- A.
PS: Was würde deine Mom wohl denken, wenn sie das mit Dads kleiner Studentin herausfände … und dass du davon wusstest?
Aria las die folgenden SMS. Alle hatten denselben Inhalt. Sie ließ das Treo auf den Boden fallen. Mein Gott. Sie musste sich aufsetzen.
Nein! Sie musste hier raus!
»Ezra?« Hektisch spähte sie aus Ezras Fenstern. Wurde sie beobachtet, genau jetzt? Was wollte A.? War es wirklich sie ? »Ezra, ich muss gehen. Es ist ein Notfall!«
»Was?«, rief Ezra aus dem Bad. »Du gehst?«
Aria konnte es selbst kaum glauben. Sie zog sich ihr T-Shirt an. »Ich rufe dich an, okay? Ich muss was Wich tiges erledigen.«
»Warte. Was denn?«, fragte er und öffnete die Badezimmertür.
Aria schnappte sich ihre Tasche, riss die Tür auf und stürmte zu ihrem Auto. Sie musste hier weg. Jetzt sofort.
IN SPENCERS SCHRANK LIEGEN NICHT NUR SCHUHE UND JEANS
»Wenn x unbekannt ist, dann …«, murmelte Spencer vor sich hin. Dann stützte sie sich auf einen Ellbogen auf und starrte ihr brandneues, frisch in braunes Papier eingeschlagenes Mathebuch an. Ihr unterer Rücken brannte immer noch von der ABC-Salbe.
Sie schaute auf ihre
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