Pretty Little Liars - Unvergleichlich
Tafel bat Sabrina die Studenten, sich eine Tüte Mehl, Zeitungen und einen leeren Eimer abzuholen. Jenna versuchte, ihre Sachen selbst zu holen, aber letzten Endes trug Sabrina die Materialien an ihren Tisch. Aria fiel auf, dass alle anderen Studenten Jenna aus dem Augen winkel beobachteten, als hätten sie Angst, sich einen Tadel einzufangen, wenn sie zu offensichtlich auf sie starrten.
Als alle wieder an ihren Plätzen saßen, räusperte Sabrina sich. »Okay. Letztes Mal haben wir über das Sehen durch Berührung gesprochen. Heute machen wir etwas Ähnliches, indem wir von dem Gesicht unseres Kurspartners eine Maske anfertigen. Schließlich tragen wir alle tagtäglich Masken, nicht wahr? Wir alle spielen unserer Umwelt etwas vor. Wenn ihr einen Abdruck eures Gesichts vor euch habt, werdet ihr womöglich finden, dass ihr ganz anders ausseht, als ihr dachtet.«
»Das hab ich schon mal gemacht«, flüsterte Jenna Aria ins Ohr. »Das macht Spaß. Sollen wir zusammenarbeiten? Ich zeig dir, wie es geht.«
Aria wäre am liebsten aus dem Fenster gesprungen. Aber sie stellte fest, dass sie nickte, und als ihr einfiel, dass Jenna das ja nicht sehen konnte, sagte sie: »Klar.«
»Ich mach deine zuerst.« Als Jenna sich umdrehte, piepte etwas in ihrer Jeanstasche. Sie zog ein schmales LG-Handy mit ausklappbarem Keyboard heraus und hielt es Aria vor die Nase. »Das Telefon hat eine Tastatur mit Stimmerkennung, also kann ich endlich wieder SMS verschicken.«
»Hast du keine Angst, es voller Mehl zu schmieren?«, fragte Aria.
»Ach, dann wasche ich es ab. Ich liebe dieses Handy so sehr, dass ich es überallhin mitnehme.«
Aria schnitt die Zeitungsschnipsel für Jenna zurecht, weil sie ihr definitiv keine Schere in die Hand geben wollte. »Auf welche Schule gehst du?«, fragte Jenna.
»Äh, auf die Rosewood High«, sagte Aria. Das war die staatliche Schule am Ort.
»Cool«, sagte Jenna. »Ist dies dein erster Kunstkurs?«
Aria erstarrte. Sie hatte schon Kunstunterricht genommen, bevor sie lesen konnte, aber sie musste ihren Stolz herunterschlucken. Sie war nicht Aria – sie war Jessica . Wer immer das auch sein mochte.
»Äh, ja«, sagte sie und legte sich rasch eine Story zurecht. »Das ist ein großer Schritt für mich, weil ich normalerweise mehr auf Sport stehe. Ich spiele Hockey.«
Jenna goss Wasser in ihren Eimer. »Auf welcher Position spielst du?«
»Och, auf allen möglichen«, murmelte Aria. Ali hatte einmal versucht, ihr Feldhockey beizubringen, aber sie hatte den Versuch nach fünf Minuten aufgegeben und gesagt, Aria renne wie ein schwangerer Gorilla. Aria fragte sich, warum sie sich Jenna ausgerechnet als typisches Rosewood-Girl präsentiert hatte – wo sie doch tagtäglich ihr Bestes gab, sich genau von diesem Mädchentyp abzugrenzen.
»Schön, dass du mal was Neues ausprobierst«, murmelte Jenna und vermischte Wasser und Mehl. »Das einzig Neue, was die Hockeymädchen an meiner alten Schule ausprobiert haben, waren die neuen Kollektionen irgendwelcher aufstrebenden Designer aus der Vogue .« Sie schnaubte verächtlich.
»An deiner Schule in Philly wurde Hockey gespielt?«, fragte Aria, ohne nachzudenken. Das war doch eine Blindenschule, oder?
Jenna richtete sich auf. »Äh … nein. Woher weißt du, dass ich in Philadelphia auf der Schule bin?«
Aria zwickte sich in die Handfläche. Womit würde sie als
Nächstes unüberlegt herausplatzen? Damit, dass sie Jenna in der sechsten Klasse den Toilettenapfel überreicht hatte? Oder dass sie am Tod ihres Stiefbruders vor ein paar Wochen nicht ganz unschuldig gewesen war? Oder vielleicht, dass sie den Unfall verursacht hatte, der ihr das Augenlicht geraubt und ihr Leben zerstört hatte? »Ach, das habe ich nur geraten.«
»Nein, ich hab von der Schule gesprochen, an der ich davor war. Rosewood Day. Sie ist ganz in der Nähe. Kennst du sie?«
»Hab davon gehört«, murmelte Aria.
»Nächstes Jahr gehe ich wieder dahin.« Jenna tauchte einen Streifen Papier in den Mehlbrei. »Aber ich weiß noch nicht, ob ich das toll finden soll. An dieser Schule sind alle viel zu perfekt. Wenn man nicht in deren Spur fährt, ist man dort ein Nichts.« Sie schüttelte den Kopf. »Entschuldige. Du weißt sicher überhaupt nicht, was ich meine.«
»Nein! Du hast völlig recht!«, protestierte Aria. Sie hätte es selbst nicht besser ausdrücken können. Ein unbehag liches Gefühl überkam sie. Jenna war wundervoll – groß, anmutig, cool und künstlerisch begabt. Sogar
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