Pretty Little Liars - Unvergleichlich
natürlich«, sagte Spencer mit trockenem Mund und belegter Stimme. »Ich fand Ökonomie … und Geld … und all das schon immer faszinierend.«
»Und wen würden Sie als Ihren philosophischen Mentor bezeichnen?«, fragte Amanda.
Spencers Gehirn war völlig leer. Philosophischer Mentor ? Was zum Teufel meinten sie denn damit? Ihr fiel nur ein Name ein. »Donald Trump?«
Die Interviewer starrten sie einen Augenblick lang geschockt an. Dann begann Quentin zu lachen und Jeffrey und Amanda fielen ein. Auch Spencer wagte ein Lächeln. Bis Jeffrey sagte: »Das war ein Witz, oder?«
Spencer blinzelte. »Natürlich.« Die drei lachten wieder. Spencer spürte den unwiderstehlichen Drang, die Croissants in der Tischmitte zu einer ordentlichen Pyramide aufzuschichten. Sie schloss die Augen und versuchte, sich zu konzentrieren, aber vor ihrem inneren Auge sah sie nur ein Flugzeug mit brennender Schnauze und brennendem Heck vom Himmel fallen. »Aber was nun Ihre Frage angeht, wer mich inspiriert … Nun, das ist so viel. Da fällt es mir schwer, nur einen Namen zu nennen«, eierte Spencer herum.
Ihre Gegenüber wirkten nicht besonders beeindruckt.
»Was wäre Ihr Traum-Einstiegsjob nach der Uni?«, fragte Jeffrey.
»Journalistin bei der New York Times «, sagte Spencer, ohne nachzudenken.« Die Interviewer sahen sie verwirrt an. »Für den Wirtschaftsteil, nicht wahr?«, hakte Amanda nach.
Spencer blinzelte. »Ich weiß es nicht. Vielleicht?«
Sie hatte sich noch nie in ihrem ganzen Leben so unsicher und befangen gefühlt. Ihre ordentlich gestapelten Notizkärtchen ruhten säuberlich geordnet und unbenutzt in ihren Händen. Ihr Verstand schien sich in den Urlaub verabschiedet zu haben. Von Tisch zehn drang Gelächter zu ihnen herüber. Spencer schaute in die Richtung und sah das brünette Mädchen aus dem W Hotel fröhlich lächeln. Ihre Gesprächspartner lächelten freundlich zurück. Hinter ihr war die Fensterfront, und auf der Straße draußen entdeckte Spencer ein Mädchen, das zu ihnen hineinblickte. Es war … Melissa. Sie stand einfach nur da und starrte sie mit leerem Blick an.
Und sie wird es auch dir antun, ohne mit der Wimper zu zucken.
»Miss Hastings«, sagte Amanda und goss mehr Milch in ihren Kaffee. »Welches Erlebnis hat sie während ihrer Highschoolzeit am nachhaltigsten geprägt?«
»Nun …« Spencers Blick wanderte wieder zum Fenster, aber Melissa war fort. Sie holte nervös Luft und versuchte, sich zusammenzureißen. Quentins Rolex glitzerte im Licht des Kronleuchters. Irgendjemand hatte zu viel schweres Parfum aufgelegt. Eine französisch aussehende Kellnerin goss Tisch drei noch einmal Kaffee nach. Spencer wusste
genau, was die richtigen Antworten waren. Die Teilnahme am Mathematikwettbewerb in der neunten Klasse. Das Praktikum bei der JP-Morgans-Niederlassung in Philadelphia. Nur waren das nicht ihre Leistungen. Erbracht hatte sie Melissa, der dieser Preis von Rechts wegen zustand. Diese Worte lagen ihr bereits auf der Zungenspitze, aber als sie den Mund öffnete, drang zu ihrer Überraschung etwas ganz anderes heraus.
»In der siebten Klasse ist meine beste Freundin verschwunden«, sagte Spencer. »Sie haben vielleicht davon gehört, ihr Name war Alison DiLaurentis. Ich musste jahrelang mit der Ungewissheit leben, wo sie war und was mit ihr geschehen war. Diesen September hat man ihre Leiche gefunden, sie wurde ermordet. Ich glaube, meine größte Leistung ist, dass ich nicht den Verstand verloren habe. Ich weiß nicht, wie wir alle es geschafft haben, täglich zur Schule zu gehen, unsere Aufgaben zu erledigen und einfach weiterzumachen. Sie und ich hatten manchmal Meinungsverschiedenheiten, aber sie hat die Welt für mich bedeutet.«
Spencer schloss die Augen und kehrte zu der Nacht zurück, in der Ali verschwunden war. Sie hatte Ali geschubst und die war nach hinten getaumelt. Ein schreckliches Knacken hallte durch die Luft. Und plötzlich erinnerte sie sich an noch etwas … etwas Neues. Nachdem sie Ali gestoßen hatte, hörte sie ein leises, mädchenhaftes Keuchen. Es war ganz nah, als hätte die Person hinter ihr gestanden.
Sie hat es getan.
Spencer riss die Augen auf. Die Jurymitglieder schienen zu Salzsäulen erstarrt zu sein. Quentin hielt ein Croissant
direkt vor seinen Mund, Amandas Kopf war in einem merkwürdigen Winkel zur Seite gebeugt. Jeffrey presste sich die Serviette auf die Lippen. Spencer fragte sich plötzlich, ob sie ihre neu gefundene Erinnerung womöglich laut
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