Pretty Little Liars - Vollkommen
sagte, du seist Vegetarierin.«
»Ja, das bin ich«, sagte Aria leise. »Aber Sie hätten sich keine Umstände machen müssen.«
»Das sind doch keine Umstände«, wehrte Mrs Ackard freundlich ab. Außer den Ravioli gab es noch gedünstete Kartoffeln, Tomatensalat und einen Laib des herzhaften Siebenkornbrots von Fresh Fields, über das Ella gerne spöttelte, weil sie jeden, der elf Dollar für ein bisschen Mehl und Wasser bezahlte, für nicht ganz richtig im Kopf hielt.
Mrs Ackard zog den Holzlöffel aus dem Topf und legte ihn auf den Tresen. »Du warst gut mit Alison DiLaurentis befreundet, nicht wahr? Ich habe das Video von euch Mädchen im Fernsehen gesehen.«
Aria senkte den Kopf. »Das stimmt.« Sie hatte einen Kloß im Hals. Alison so lebendig vor sich zu sehen, hatte die alte Trauer von Neuem in ihr aufsteigen lassen.
Zu Arias Überraschung legte Mrs Ackard ihr den Arm um die Schulter und drückte sie fest. »Es tut mir so leid«, sagte sie. »Ich kann mir gar nicht vorstellen, wie furchtbar das sein muss.«
Tränen brannten in Arias Augen. Es fühlte sich unglaublich gut an, von einer Mom in die Arme genommen zu werden, selbst wenn es nicht ihre eigene Mutter war.
Sean saß beim Essen neben Aria und der Gegensatz der Ackard’schen Essensgepflogenheiten zu denen der Montgomerys hätte nicht größer sein können. Die Ackards legten sich Servietten auf den Schoß und während des Essens lief keine Nachrichtensendung dröhnend im Hintergrund. Mr Ackard, der rundlich und glatzköpfig, aber charismatisch war, las am Tisch nicht in der Zeitung. Die jüngeren Ackards, die Zwillinge Colin und Aidan, stützten die Ellbogen nicht auf dem Tisch ab und piksten sich nicht gegenseitig mit ihren Gabeln. Aria mochte sich gar nicht vorstellen, zu welchen Abscheulichkeiten Mike fähig gewesen wäre, wenn er einen Zwilling gehabt hätte.
»Danke«, sagte Aria, als Mrs Ackard ihr Milch nachgoss, obwohl Byron und Ella ihr eingetrichtert hatten, Milch enthalte künstliche Hormone und verursache Krebs. Aria hatte Ezra von dem radikalen Milchboykott ihrer Eltern erzählt, als sie vor einigen Wochen den Abend in seinem Apartment verbracht hatte. Ezra hatte gelacht und gesagt, seine Familie habe auch ihre Freakshow-Müsli-Momente.
Aria legte die Gabel neben den Teller. Wie hatte es Ezra geschafft, sich in ihre friedlichen Abendessen-Gedanken zu schleichen? Sie schaute Sean an, der einen Mundvoll Kartoffeln kaute. Impulsiv beugte sie sich zu ihm und berührte sein Handgelenk. Er lächelte.
»Sean hat uns erzählt, du bist in einigen Begabtenkursen, Aria«, sagte Mr Ackard und spießte ein Stück Karotte auf.
»Ach, nur in Englisch und Kunst«, wehrte Aria ab.
»Englisch war mein Hauptfach im College«, sagte Mrs Ackard enthusiastisch. »Was lest ihr gerade?«
» Der scharlachrote Buchstabe .«
»Oh, das Buch liebe ich!«, rief Mrs Ackard und nahm einen kleinen Schluck Rotwein. »Es zeigt so deutlich, wie restriktiv die puritanische Gesellschaft war. Die arme Hester Prynne.«
Aria kaute auf der Innenseite ihrer Backe herum. Tja, hätte sie sich nur mit Mrs Ackard unterhalten, bevor sie Meredith gebrandmarkt hatte.
» Der scharlachrote Buchstabe. « Mr Ackard legte nachdenklich einen Finger an die Lippen. »Das wurde auch verfilmt, habe ich recht?«
»Stimmt«, sagte Sean. »Mit Demi Moore.«
»Es geht um einen Mann, der sich in ein ganz junges Mädchen verliebt, oder?«, fügte Mr Ackard hinzu. »Was für ein Skandal.«
Aria sog scharf die Luft ein. Es kam ihr vor, als starrten alle sie an, aber in Wirklichkeit tat das nur Sean. Er hatte die Augen weit aufgerissen und sah aus, als wäre er am liebsten im Erdboden versunken. Es tut mir irre leid , schien seine Miene zu sagen. »Nein, Edwin«, entgegnete Mrs Ackard ruhig, in einem Tonfall, der verriet, dass sie über Arias Situation informiert war. »Du meinst Lolita .«
»Oh, stimmt.« Mr Ackard zuckte die Achseln. Ihm war offenbar nicht bewusst, dass er einen Fauxpas begangen hatte. »Die verwechsele ich immer.«
Nach dem Essen gingen Sean und die Zwillinge nach oben, um Hausaufgaben zu machen. Aria folgte ihnen. Ihr Gästezimmer war still und einladend. Mrs Ackard hatte eine Schachtel Kleenex und ein Lavendelsträußchen auf ihren Nachttisch gestellt. Der altmodische Duft der Blumen erfüllte den Raum. Aria ließ sich auf das Bett fallen, schaltete die Lokalnachrichten ein und öffnete ihren Laptop. Sie hatte eine neue Mail. Der Name des Absenders war eine
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