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Price, Richard

Price, Richard

Titel: Price, Richard Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clockers
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Hand
schnell über Strikes Taille gleiten und legte sie über die Wölbung seines
Schoßes. »Auf geht's.«
    Andre nahm seinen eigenen Wagen, einen hellroten
Cherokee Jeep, die Art von Wagen, die ein Aufreißer fahren würde. Sie fuhren
den JFK entlang, Strike auf dem Beifahrersitz.
    »Kuck dir das mal an.« Andre nickte zu einer Reihe von
geschlossenen Ladenfronten, deren Sturmgitter von angeschlagenem Holz und Putz
eingerahmt wurden. Andre fuhr langsamer und deutete auf eine jägergrüne
Ladenfassade, die von der Mount Pisgah Church und dem >Slo Cooked
Gizzards<-Restaurant flankiert wurde. »Das da in der Mitte, das hab ich
gerade gemietet. Ich werde ein Fitnessstudio für Polizisten eröffnen, werd da
saubermachen, Spiegel einbauen und Lampen. Ich werd zehn Dollar
Mitgliedsbeitrag im Monat erheben und so eine Art Polizeitreff aufziehen. Was
hältst du davon?«
    »Woher hast du das Geld, ein Studio zu eröffnen?«
    »Fle, ich hab Häuser. Ich hab sechs Häuser, ich hab
zwei Jobs.«
    Andre zog eine Augenbraue hoch. »Du glaubst doch nicht,
dass du der Einzige hier draußen bist, der hinter Geld her ist. Hast du mich
jemals nicht arbeiten sehen?« Strike zuckte mit den Schultern.
    »Schau mal da.« Andre deutete auf das verblasste
handgeschriebene Schild über seinem zukünftigen Fitnessstudio. »Mister and
Misses Little, Lebensmittelhandlung. Was hältst du davon?«
    »Was soll damit sein?«
    »Das war mal Rodneys erster Lebensmittelladen. Ich werd
einen Cop-Club in dem alten Laden von deinem Boss eröffnen. Glaubst du, dass
ihm das gefällt?«
    Strike antwortete nicht, obwohl er dachte, dass Rodney
damit überhaupt keine Probleme haben würde, denn die meiste Zeit über verstand
er sich mit der Polizei ziemlich gut. Einen Block weiter auf dem Boulevard
parkte Andre vor einem Buch- und T-Shirt-Laden namens »Operation Takeback<.
    »Hast du dein Geld bei dir?« Andre lehnte sich gegen
das Seitenfenster auf der Fahrerseite.
    Strike runzelte die Stirn. »Gehn wir da rein?«
    »Lass mich mal sehen, was du hast.« Andre wies mit dem
Kinn auf Strikes vordere Hosentasche.
    Strike lehnte sich zurück und ließ ein fünf Zentimeter
dickes, von einem Gummiband zusammengehaltenes Bündel Zwanziger sehen, zog es
halb heraus und stopfte es wieder hinein. Andre nickte und bedeutete Strike
dann auszusteigen.
    Der Laden befand sich schon seit Jahren dort, aber
Strike hatte ihn noch nie betreten, einfach kein Intereresse gehabt. Die
Besitzer waren groß in der Jamaika-Afrika-Connection - jede Oberfläche war rot,
schwarz und grün gestrichen, und ständig plärrte Reggaemusik -, doch es gab
ebenso viele Poster von Malcolm X und Martin Luther King wie von Bob Marley und
Nelson Mandela.
    Andre packte Strike an der Schulter und zog ihn vor ein
Drehgesteil. Alle Bücher, die ausgestellt waren, waren Biographien von schwarzen
Amerikanern.
    »Such mir so zehn Stück aus.«
    »Du hast was von Matratzen gesagt, Mann.«
    »Ja, dazu kommen wir auch noch.« Andre zuckte mit den
Schultern. »Tu's einfach, okay? Zehn.«
    Die Bücher gehörten zu einer Serie, jeder Band kostete
acht Dollar fünfundneunzig, und Strike dachte: >Mal zehn macht eine Menge
Geld für Bücher.<
    Er schaute an den Titeln entlang und fing an,
verschiedene herauszuziehen: Malcolm X, Martin Luther King, Muhammad Ali.
Diese Namen kannte er, aber die meisten anderen waren ihm nur vage vertraut.
Er zog ein Buch über Sojourner Truth heraus, weil ihm der Name gefiel, dann
blinzelte er, fasziniert von dem Gesicht auf dem Umschlag, ein Buch über Jack
Johnson an. Der Boxer sah für Strike so ähnlich wie dieser andere Typ aus, mit
dem Rodney sich früher herumgetrieben hatte, Soupy Davis, ein derart
Verrückter, dass nicht mal Erroll Barnes ihm in die Augen sehen konnte.
    Strike betrachtete die Bücher in seinen Händen, mochte
ihren sauberen Geruch, die glatte Fläche der Buchrücken. Er sah durch den
Laden zur Kasse hinüber, wo Andre auf ihn wartete. Das selbstgefällige Grinsen
auf dessen Gesicht ließ Strike trotzig an das Gestell zurücktreten und einen
weiteren Band herausziehen - Chester Hirnes.
    Als Strike den Laden verließ, war sein erster Impuls,
Andre die aufgezwungenen Bücher in die Hand zu drücken und abzuhauen. Aber er
kam einfach nicht darüber hinweg, wie all die Bücher in ihren glänzend
schwarzen Schutzumschlägen zusammenpassten, und als sie in den Wagen stiegen,
legte er sie sich auf den Schoß.
    Als sie den Boulevard entlangfuhren, konnte

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