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Prickel

Prickel

Titel: Prickel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jörg Juretzka
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Lodda, besser gesagt. Der Gedanke trieb mich ins Bad.
    Die Hose hatte noch am wenigsten abbekommen. Ich warf sie über eine Stuhllehne. Blouson und T-Shirt waren im Grunde genommen reif für die Tonne, trotzdem weichte ich sie im Waschbecken ein, ging frühstücken, knetete die Sachen danach mit einer Mischung aus Duschgel und Zahnpasta durch und hängte sie über die Heizung. Wenn ich auf etwas Wert lege, dann auf eine gepflegte Abendgarderobe.
    Menden hatte seine Leute vor dem Haus abgezogen. Aus welchen Gründen auch immer. Zwecklosigkeit kam mir als erstes in den Sinn und machte mich feixen. Heiko kam mir als zweites in den Sinn, und das Feixen ging von ganz allein wieder. Zwei Bullen vor der Türe zu haben hat, wenn man sich einen Moment Zeit zum Nachdenken nimmt, nicht nur Nachteile. Doch schade eigentlich, weg waren sie. Und heute hätte ich sie richtig gerne dabeigehabt. Ihre Anwesenheit hätte meinem unangemeldeten Auftauchen und drängendem Befragen von Eigentümern von Werkstätten und Schrottplätzen so einen, na, halboffiziellen Touch verliehen. Doch sei's drum. Wenn ich ehrlich mit mir war, machte ich das ja sowieso nur noch um des Gefühls willen, etwas getan zu haben. Von unterwegs telefonierte ich noch mal mit Kurt Hoffman und Dohle, aus dem gleichen Grund und mit dem gleichen Ergebnis. Negativ. Ich hing ein und stierte vor mich hin. So, jetzt hatte ich etwas getan.
    Daheim wartete Mr. Lodda ungeduldig darauf, zum Leben erweckt zu werden. Ich hatte Pläne mit ihm. Doch vorher mußte ich noch zwei Telefongespräche hinter mich bringen, die ich unmöglich von zuhause aus führen konnte.
    Bei Charly ging die Quatsche dran. Ich wartete den Pieps ab und sagte: »Nimm dich in acht vor Heiko.«
    Dann wählte ich noch kurz entschlossen Scuzzis Nummer. Mal fragen, wie es unserm Bernd so geht.
    »Du, was soll ich sagen«, meinte Scuzzi. »Er schläft. Soll ich ihn wecken? Willst du mit ihm sprechen?« Wollte er mich verarschen? Eine Dreiviertelstunde mit dem Hörer am Ohr für ein zögerndes >Nein<, während gleichzeitig die Gebühren wegtickten wie bei einer Stöhn-und-Grunz-Line?
    »Nein, danke«, sagte ich, »aber es ist gut möglich, daß ich heute im Laufe des Abends, oder der Nacht, mal 'reinschaue. Möglicherweise in Begleitung. Und es wäre möglicherweise auch ganz gut, wenn du dir irgendeine Form von, na, Waffe in den Schreibtisch packst. Nur für den Fall.«
    »Laß mich wiederholen, Schatz«, meinte Scuzzi mit aufgesetzter Fröhlichkeit. »Du kommst heute, irgendwann, oder auch nicht, und wenn, dann in Begleitung, oder auch nicht, von jemandem, der gefährlichen Stunk machen könnte. Oder auch nicht. Richtig?«
    »Genau«, sagte ich.
    »Gott, ich freu mich drauf«, seufzte es in mein Ohr.
    »Es wird bestimmt nett. Wie immer, wenn du uns heimsuchst.« Damit hängten wir ein. Langsam, hatte ich das Gefühl, wurde es ernst.
    Ich kniete mich vor mein Bett, klappte den Teppich zurück, hob das lose Dielenbrett an und kramte mein Arsenal hervor. Viel war es nicht: Zwei Paar Handschellen, eine Reitpeitsche, ein schwarzer Dildo, eine aufblasbare Gummiente, ein Glas Vaseline, ein Hundehalsband mit Kette, eine geblümte Kittelschürze, eine Pfauenfeder, die schon bessere Tage gesehen hatte. Ah ja, und ein Axtgriff aus Eschenholz und ein Totschläger aus Edelstahl, Titan und Blei. Den nahm ich raus. Lange nicht gesehen, dachte ich, wog ihn in der Hand und ließ ihn prüfend einmal auf das Kopfkissen niederzischen. Fünf Minuten später, als sich die Daunen weit genug gelegt hatten, daß man die Umrisse des Zimmers wieder erkennen konnte, steckte ich ihn in die rechte Hosentasche, ein Paar Handschellen in die linke, klopfte mich gründlich ab und verließ das Haus. Das ist ein cleveres kleines Instrument, mein Totschläger. Nicht länger als meine Hand, fährt er beim Zuschlagen blitzartig auf die Länge eines Armes aus, trifft präzise und, dank seiner bleigefüllten Spitze, mit Wucht und schnalzt dann geschmeidig zurück auf seine ursprüngliche Größe. Die Vorteile gegenüber einer simplen Länge Stahlrohr liegen in seinem wesentlich unauffälligeren Packmaß und dem erheblich geringeren Risiko, ihn während einer Rangelei entwunden und selber zu schmecken zu kriegen.
    So gewappnet, nahm ich den Bus in die Stadt und von da aus die S-Bahn nach Essen.
    Mit einer - ich muß es einfach zugeben - gewissen Lust ließ ich mich unterwegs in meine Idiotenrolle sacken. Ein Teil von mir war aufgezogen wie ein alter

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