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Priester des Blutes

Priester des Blutes

Titel: Priester des Blutes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Douglas Clegg
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auch nicht enträtseln. Kiya sagte zu Yarilo, er sollte seine Hand zurückziehen, da er diese an die Wange der Alkemarerin gelegt hatte.
    »Sie wird mich nicht beißen«, sagte er. »Wir sind miteinander verwandt, nicht wahr? Du und ich.« Er beugte sich zu ihr, presste seine Lippen auf ihre Augenlider und gab ihr einen Kuss auf jedes davon.
    Da erhoben sich die Schwestern aus dem Wasser, so dass sich ihre Köpfe über der Oberfläche befanden. Als das weiße Wasser an ihnen herablief, sah ich, dass jede von ihnen eine grüngraue Farbe besaß, wie Krokodile, die in schlammigen Flüssen leben. Auch bei ihren Schwänzen war dies der Fall, sie schlugen mit Einer leichten Bewegung an der Wasserober fläche einen weißen Schaum und besaßen reptilienhafte Schuppen und Dornen aus graugrünem Fleisch. Es handelte sich also überhaupt nicht um Meerjungfrauen - sie waren ebenso Schlangen wie die Tiere in den äußeren Höhlen.
    Als sie miteinander plapperten und kreischten, bemerkte ich, dass sie unser Boot völlig umringt hatten. Insgesamt gab es neun
von ihnen, und allmählich verstand ich einen Teil der uralten Sprache, die sie sprachen, so dass Worte wie Alkemarizshtan plötzlich eine Bedeutung für mich gewannen.
    »Sie sind barbarisch«, meinte ich. »Kannst du es nicht fühlen? Sie sind nicht wie wir.«
    »Sie sind genau wie wir«, widersprach mir Yarilo. »Weder tot noch lebendig. Weder menschlich noch ganz Monster. Stimmt das etwa nicht, meine Süße?«
    Ich erkannte seine Absicht. Er hatte das Blut gesehen und seine Lebens kraft gerochen. Diese Kreaturen ver fügten über ein Blut, das wir trinken konnten, und der Durst war zu rückgekehrt. Kiya musste es ebenfalls gefühlt haben, denn ich sah, wie sich ihre Nüstern blähten. Doch ich traute dem Reiz der Schwestern nicht: diese Kreaturen waren nicht menschlich und viel leicht ebenso untot wie wir. Der Tod konnte sich nicht vom Tod nähren, ohne Tod zu bringen.
    Und dennoch spürte ich ihre Lebenskraft. Meine Nervenenden prickelten vor Verlangen, von ihnen zu trinken.
    Eine von ihnen kroch auf einen glatten, flachen Felsen, der aus dem Wasser ragte. Sie presste ihre Hände gegen den Stein, indem sie ihren Schwanz träge ins Wasser baumeln ließ. Dann rief sie etwas, und ich schnappte einige Worte auf, die mein Verstand zu erfassen imstande war. Es war etwas über »Damitra«. Beim Klang dieses Namens blickte eine andere Schwester zu ihr hinüber, und dann warf sie derjenigen, die Yarilo am nächsten war, einen Blick zu. Mir gefiel diese Verständigung nicht, ebenso wenig wie die Tatsache, dass Yarilo die Ruderstange losgelassen und Ewen das Ruder gegen einige Felsen gestützt hatte, um das Boot ruhig zu halten. Diese Ruhe war schlecht. Wir befanden uns in ihrem Territorium, und dies war eine gefährliche Welt, die vor Jahrhunderten begraben worden war und nicht gefunden werden sollte.
    Und dann wusste ich, wer das Boot gebaut und zurückgelassen
hatte, für beliebige Personen, die möglicherweise an diesen Ort kämen. Die Alkemarerinnen selbst waren es gewesen. Es handelte sich bei ihnen nicht einfach um irgendwelche stummen Wesen aus einem uralten Fluch. Sie verfügten über einen Geist, wie ihn vielleicht eine Spinne besaß, welche ihr Netz sponn, oder ein Krokodil, das tief im Schlamm lag, um seine Beute zu täuschen.
    »Ihr Name lautet Damitra«, sagte Yarilo, indem er sich grinsend zu mir umdrehte. »Das hat sie mir mitgeteilt. Sie hat die Führung über den Strom hier inne.«
    Ich hatte den Strom überhaupt nicht an ihnen gespürt. Hatte er ihn denn gespürt? Verständigte sich diese monströse Kreatur wirklich mit Yarilo, durch irgendeine Form des Stromes, die uns unbekannt war? Oder war es einfach Verzauberung?
    Ich sah Yarilo mit wildem Blick an. »Lass sie los«, flüsterte ich mit scharfer Stimme. »Sie ist unrein.«
    Er grinste noch breiter und sah sie unverwandt an. »Sie ist überaus rein.« Er lachte. »Sieh dir an, wie reizend sie ist.«
    Ich versuchte, nach Yarilo zu greifen und ihn zu rückzureißen, doch es war zu spät. Die fließenden Schlängelbewegungen im Wasser bildeten Strudel und bewegten sich spiralförmig in Wellen, wie bei dem Beginn eines Blutrausches unter Haien, wenn sie einen Seelöwen packen. Die anderen Alkemarerinnen umringten ihre Schwester Damitra, diejenige, die Yarilo in ihren Bann gezogen hatte. Er beugte sich zu ihrem Hals und schnüffelte nach ihrem Blut.
    Und dann sprangen die Alkemarerinnen aus dem Wasser, packten Yarilo

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