Priester des Blutes
ungeheurer Zorn auf, aber eine aufwallende Kraft in mir warf mich zurück auf den Boden des Tempels. Ich blickte zu dem Priester auf, der über mir stand. »Ich habe all das, dessen Zeuge du wurdest, ebenfalls gesehen«, erklärte er. »Die Sterbliche, die du liebtest, hat den Weg zum Ende aller Tage eingeschlagen.«
»Um mich zu retten!«, brüllte ich. Ich bemerkte nicht, wie Kiya und Ewen mich beobachteten. »Sie wandte sich an Gott, um mich zu retten. Sie begab sich in den düstersten Abgrund der Hölle, um mich zu retten!«
»Viel leicht«, entgegnete er mit einem leichten Nicken. »Aber sie ist sterblich. Du bist es nicht.«
Er beugte sich zu mir nach unten und bot mir seine Hand, um mir beim Aufstehen zu helfen. Ich wies sie zurück und erhob mich stattdessen ohne Hilfe. Mein Körper bebte noch immer vor Erregung, und ich war aus der Vision, in der ich über die Flügel des Priesters ver fügte, zu rückgekehrt. Mit meiner Hand umklammerte ich noch immer den Stab der Nahhashim.
»Sie ermordete mein Kind«, sagte ich. »Um mich zu retten.«
»Vielleicht«, erwiderte er.
Ich erinnerte mich daran, wie Mere Morwenna mir vom zweiten Gesicht erzählt hatte. Von seiner Unzuverlässigkeit. »Vielleicht ist es noch nicht geschehen.«
»Sie wird die Schwelle überschreiten, wenn sie stirbt. Gräme dich nicht. Keine sterbliche Frau kann dich lieben. Deine Liebe würde ihr den Tod bringen. Ihre Liebe wendet sich der Dunkelheit zu. Du darfst nicht zu ihr, du musst sie vergessen. Sie und jedes Kind, das existieren mag. Ich spüre die Schatten um sie herum, die nach derjenigen suchen, die das Herz des Maz-Sherah gefangen hält.«
»Ich kann sie nicht vergessen. Nicht, nachdem ich dies gesehen habe. Und meinen Sohn«, fügte ich hinzu, als hätte ich einen heiligen Eid vergessen, den ich in meinem früheren Leben geschworen hatte. Und gemeinsam mit ihm die magnetische Anziehung meiner Heimat, selbst hier, in der Unterwelt. »Ich muss sie vor diesem Schicksal bewahren.«
»Du musst eher an die anderen denken«, erwiderte er in einem beinahe barschen Tonfall.
»Welche anderen?«
»Sowohl die Sterblichen als auch die Unsterblichen. Ich war kein Priester der Vampyre, Falkner, sondern einer der Menschheit. Ich führte die Riten durch, die notwendig waren, um Medhya in der Dunkelheit gefangen zu halten. Das Trinken vom Blut der Menschheit ist etwas Heiliges und darf nicht missbraucht werden, als wären wir Wölfe. Denk an dein Leben als Sterblicher. Du nahmst an der Jagd teil, und du spürtest Wildschwein und Hirsch auf. Verschontest du sie nicht im Frühling und im Sommer, damit sie sich paaren und fortpflanzen konnten? Ebenso muss es der Menschheit gestattet sein, sich zu versorgen und zu entwickeln. Die Myrrydanai, bei denen es sich um die Priester handelt …«
»Noch mehr Priester?«
»Aus Myrryd kamen drei Priesterkasten. Ich stamme von den Kamr, die vom Blut kommen und deren Erscheinungsform der Medhya die der Lemesharra ist. Lemesharra war hier als Lemesharra Medh-Kamr bekannt, was »Lemesharra, Mutter des zweiten
Gesichtes« bedeutet. Der Stab ist alles, was wir von den Nahhashimpriestern kennen. Sie kommen von der Schlange und von Datbathani Medh-Nahhash, der Mutter der Schlangen. Nun nimmst du hier vor mir deinen Platz unter den Nahhashim und Kamr ein. Doch bei den Priestern, die Myrrydanai genannt werden, handelt es sich um diejenigen, denen das Fleisch von Medhya vom Leibe gerissen wurde - es wurde ihnen vom Leibe gerissen und verschlungen, weil ihr dies Vergnügen bereitete. Wie Medhya selbst sind sie Schattengeier, die der Finsternis Medhyas folgen.
»Insgesamt gibt es fünf Myrrydanai, aber sie können zu vielen anwachsen, da ein Schatten im Sonnenlicht zunimmt und sie sich bei Tag genauso wie in der Nacht fortbewegen können. Sie trinken kein Blut, sondern Seelen. Es handelt sich bei ihnen um die Verfluchtesten, die nur auf Medhyas Befehl, auf ihr Geheiß hin freigelassen werden. Sie wurden von ihr von dem Schleier befreit, weil du herkamst, und sie jagen durch die Nacht, um diejenigen zu finden, die dich vernichten werden. Aber du wirst es nicht zulassen, denn die Menschheit bedeutet Leben für uns, und schließlich wurden wir durch menschliches Leben geboren. Zahlreiche Vampyre betrachten Sterbliche als Trinkgefäße, wir aber müssen sie als heilig betrachten. Verstehst du?«
»Ich habe diese Heiligkeit schon empfunden«, antwortete ich. »Aber ist für unser Volk jede Art von Leben
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