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Priester des Blutes

Priester des Blutes

Titel: Priester des Blutes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Douglas Clegg
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Rest, auch wenn sein Gesicht etwas Ogerhaftes besaß und seine Nase wie eine gezackte Klinge aussah. Doch in seinen Augen lag ein lebhaftes Interesse, während ich sprach. Ich hatte seine Aufmerksamkeit noch nicht verloren. In diesem Augenblick begriff ich, warum meine völlig mittellose Mutter alles tun würde, Männer zu verführen, damit sie ihr das gaben, was sie benötigte, um sich selbst und ihre Kinder zu ernähren.
    Ich musste ihn unbedingt dazu bringen zu wollen, dass ich für den Baron arbeitete. Das war mein einziger Ausweg aus meinem Kinderleben, das ich hasste.
    Ich holte tief Luft und betete zu Gott um Führung. Und dann zum Teufel, er möge mit einem magischen Trick helfen.
    »Wenn Ihr mir nur eine einzige Nacht im Wald gewährt, werde ich dem Baron den großartigsten Jagdvogel bringen, den er jemals
finden wird.« Ich bin mir sicher, dass ich als Elfjähriger meine Worte nicht ganz so gut wählte. Aber ich sagte etwas, das so formell und schwierig klang, wie es mir nur möglich war, um meine Sache überzeugend zu vermitteln.
    »Was für eine Art von Vogel?«, fragte er.
    Die Lüge kam mir leicht in den Sinn, und ich überzeugte mich selbst von ihrer Richtigkeit, während ich sprach. »Den großartigsten Vogel überhaupt, einen Greif, mit Krallen so groß wie Ziegenhörner und einer Flügelspannweite so breit wie die Schlossmauern«, antwortete ich sehr ernst und glaubte beinahe selbst jedes Wort.
    Seine Männer lachten, doch der Jäger nickte. »Eine Wette vom Dreckspatz.« Er zwinkerte, tätschelte meinen Kopf, nannte mich »Gelber Vogel« und sagte mir zu, wenn ich ihm am nächsten Tag den besten Jagdvogel auf Gottes Erde brächte, diesen Greif von ungeheuerlicher Herrlichkeit, dass ich in der Jagdgesellschaft des Barons der Vogeljunge sein würde.
    »Aber«, meinte er, »wenn du das nicht tust, wenn du mir hinsichtlich dieser Angelegenheit eine Lüge erzählt hast, werde ich dir die Zunge abschneiden. Siehst du dies hier?« Er zog ein kleines, gebogenes Messer aus seinem Gürtel und hielt es mir vor die Augen, bis ich das Sonnenlicht auf seiner Schneide glitzern sah. »Ich habe einem Mann mit dieser Klinge die Hände abgeschnitten. Ich habe damit ein Kind aus dem Bauch seiner Mutter herausgeschnitten. Ich habe sogar einen Hirsch damit ausgeweidet und hielt sein schlagendes Herz in meiner Hand. Öffne den Mund, Junge. Öffne ihn.«
    Ich tat zwar wie befohlen, hatte in meinem Leben aber noch nie eine solche Angst gespürt.
    Er griff nach vorne und packte mit seiner linken Hand meinen Nacken. Mit der rechten brachte er die Klinge an den Rand meiner Lippen. »Dein Vater ist ein bedeutender Fischer, der im südlichen
Meer nach Perlen taucht, sagst du. Weißt du, wie er seine Klinge benutzt, um die Austernschale zu knacken, und wie er sie in das sich windende Fleisch hineinbohrt? Wie er die scharfe Schneide gegen die Rückseite der dicken, schleimigen Kreatur presst und langsam, vorsichtig, hin und her zu sägen beginnt, um sie aus der Schale zu entfernen?« Während er diese Worte aussprach, machte er geringfügige Bewegungen mit dem Messer, seine gebogene Spitze in meinem offenen Mund. Zwar berührte er nichts, aber doch beinahe. Und dann spürte ich den rasiermesserscharfen Schnitt - nur ganz leicht, aber schmerzhaft.
    Ich schmeckte Blut. Metallisch wie das Messer.
    Dann steckte er das Messer zu rück in seinen Gürtel und ließ meinen Nacken los. »Schließ den Mund, Dreckspatz. Sieh mich an.«
    Zuerst starrte ich auf seinen Stiefel, dann auf seine Körpermitte und schließlich wieder hinauf in sein Gesicht. Seine Augen waren zusammengekniffen und klein und wirkten wie glänzende Steine.
    »Erzähl mir noch ein mal von diesem Greif, denn ich habe von diesen Wesen gehört, auch wenn ich noch nie eines zu Gesicht bekommen habe. Es würde mir gefallen, eines in der Menagerie des Barons zu halten, sowohl als Jagdvogel als auch als Haustier.«
    Also hatte ich keinen Grund anzuzweifeln, dass er tatsächlich ernsthaftes Interesse hegte. Die Legenden über Greife waren damals weit verbreitet. Von einem Greif hatte ich gehört, wenn ich ihn auch nie gesehen hatte. Ich war vor einem uralten, heiligen Brunnen gewarnt worden, der weitab vom Weg tief im Großen Wald lag und der maßen mit einem Gewirr von Kletterpflanzen bedeckt und von den Wurzeln der Bäume überdeckt war, dass der Brunnen - von einigen »Quelle der heiligen Vivienne« genannt - durch all das Grün um ihn herum kaum sichtbar war. Als meine

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