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Priester des Blutes

Priester des Blutes

Titel: Priester des Blutes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Douglas Clegg
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Lederpolstern versehenen Armen. Er lehrte mich vieles über das Schießen mit Pfeil und Bogen und darüber, das Schwert so zu heben, dass man die Kraft von Schultern und Armen steigerte. Er nahm mich mit zu dem Gerät, mit dem die Ritter zu üben pflegten, und wir verbrachten eine müßige Stunde einfach nur damit, uns gegenseitig anzugreifen, damit er mir die richtige Technik zeigen konnte. Unsere gemeinsamen Jagden schienen mir unvergesslich - er besaß das überragende Können eines Bogenschützen in Hochform, während ich die Wege durch den Wald kannte, wo die Wildschweine nach Nahrung wühlten. Wir jagten Eber, Kaninchen und Hirsche, und ich zeigte ihm zahlreiche Seitenwege und Pfade durch die trügerischen Marschen, die außer von Wilderern kaum jemals betreten wurden. Er fragte mich, ob ich je diese heiligen Nymphen der Alten Bräuche gesehen hätte, die als Briary Maids bekannt waren. Ich lachte, als er dies aussprach, da ich wusste, dass es sich dabei um frei erfundene Geschichten handelte, die den kleinen Kindern erzählt wurden.

    »Es sind Mädchen aus dem Wald, die Jünglinge verführen und vernichten«, antwortete ich. »Sie tun das, indem sie sie zum Rand der Klippen führen und in tiefe Sümpfe hinein, die mit Dornbüschen bedeckt sind.« Ich sagte zu ihm, dass es sie auf keinen Fall geben könnte, denn wenn sie es wirklich täten, würden viel mehr junge Männer verschwinden. Doch natürlich lag ein Körnchen Wahrheit in der Legende, denn immer wenn ein junger Mann gefunden wurde, allein, ertrunken oder von einem Felsenvorsprung in den Tod gestürzt, hieß es eher, er wäre von den Briary Maids gerufen worden, als dass gesagt wurde, er hätte sich selbst getötet. Die Briary-Legende war mindestens so alt wie der Wald selbst, und manchmal fragte ich mich, ob Mere Morwenna und ihre Weisen Frauen nicht in Wirklichkeit selbst von den Briary Maids stammten. Im Dorf und am Hofe des Barons wurde Morwenna genau aus diesem Grunde häufig Morwenna Bramblebog, Dornenmoor, genannt. Denn man dachte, sie wäre keine Frau mehr, sondern eine verdammte Seele, die den Wald und das Marschland durchstreifte, diejenigen rufend, deren Glauben schwach war, damit sie sich zwischen den Eichen und Birken zu ihr und ihren Schwestern in ihrer wilden Ausgelassenheit gesellten.
    Man fragt sich vielleicht, wie die Alten und die Neuen Bräuche nebeneinander existieren konnten, doch wenn man sich in der Welt umsieht, so ist es doch so, dass es selbst im in tolerantesten Land ein gewisses Maß an Toleranz gibt, insbesondere wenn diejenigen, die toleriert werden, kein Land und kein Geld besitzen, was gestohlen werden könnte. Damals kam es selten vor, dass jemand der Hexerei beschuldigt wurde, und wenn es doch geschah, lag der Beschuldigung Diebstahl, Vergiftung oder Ehebruch zu Grunde, wobei Hexerei viel leicht die Tat der Angeklagten gewesen sein mochte, aber nicht das Verbrechen darstellte, um dessentwillen die Frau zum Tode ver urteilt wurde. Doch die Dinge begannen sich zu ändern, und während die Abtei und die Mönche reicher
wurden und der Baron einen größeren Teil seiner Ritter für einen Söldnerlohn an die Kreuzzüge verkaufte, bemerkte ich, dass das Gewisper über Zauberei und Hexerei in der Christenheit lauter wurde … als gewinne ein Feind an Macht und Einfluss.
    Kenan sprach mit mir über seine Angst vor den Hexen im Wald und darüber, wie er selbst bei der Jagd auf einen Hirsch einmal etwas gesehen hatte, das ihm eine ungeheure Angst eingejagt und ihn dazu gebracht hatte, zur Kirche zu eilen, für einen Segensspruch und eine Messe durch unseren Pater. »Wir jagten den Hirsch bereits seit drei Tagen, immer tiefer in den Wald hinein. Das ist schon so viele Jahre her, dass du noch nicht einmal geboren warst und ich ein Knabe war, der sich selbst noch in der Ausbildung bei seinem eigenen Lehrmeister befand. Wir begriffen nicht, wie ein einziger Hirsch eine solche Ausdauer haben konnte, dass er immer weiterlief, ohne eine Pause einzulegen, um zu äsen oder zu trinken. Erschöpft kam ich mit meinem Lehrmeister zu einer Lichtung, und dort sahen wir unseren Hirsch - er war schneeweiß und besaß ein großes Geweih, mit so vielen Sprossen ausgestattet, dass es geradezu unmöglich schien. Und dort lief das Tier in ein Moor hinein, das so schwarz war wie die Nacht.
    Mein Lehrmeister und ich bahnten uns unseren Weg durch die Dornbüsche und wateten in das Moor. Ich ver fügte über einen Speer, und er hatte seinen Bogen, aber

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