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Priester des Blutes

Priester des Blutes

Titel: Priester des Blutes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Douglas Clegg
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als ich mich in das Wasser begab, fühlte es sich an, als würde ich verbrennen - es war so heiß, dass Blasen von unterhalb der Wasseroberfläche aufstiegen. Dennoch trat mein Lehrmeister in das Wasser, ich jedoch blieb in der Nähe des schlammigen Bodens und rief ihm zu, er sollte den Hirsch lieber seinem Schicksal überlassen, denn die Bestie wartete in der Mitte des schrecklichen Moores, als beobachte sie uns beide und verspotte uns, damit wir ihr hineinfolgten. Dann tat mein Lehrmeister einen weiteren Schritt, als er seinen Pfeil auf den Hals des Tieres ausrichtete, und mit diesem Schritt war sein Schicksal
besiegelt. Er rutschte aus und ging unter. Der Hirsch begab sich zur anderen Seite des Moores und schlüpfte zurück in den Wald. Und ich watete in das Moor und rief nach meinem Lehrmeister, mich fragend, wohin er nur verschwunden war. Schließlich tauchte er wieder auf und hätte mich beinahe verprügelt, da er dachte, ich wäre ein Dämon.
    »Er erzählte mir, er habe, als er untertauchte, Dinge gesehen, die er niemals für möglich gehalten hätte. Er sah einen Krieg von Dämonen und Zauberei auf der Erde, und eine Frau, deren Mantel die Nacht war, als sie auf die Welt der Menschen hinunterfegte und sie erzittern ließ. Er verbot mir, dies irgendjemandem zu erzählen. Dann kehrten wir zur Jagdgesellschaft zurück, um zu berichten, dass der Hirsch zu tief im Wald verschwunden wäre, als dass wir ihn hätten aufspüren können.
    Das Schlimmste daran war, dass ich ebenfalls etwas im Wasser gesehen hatte. Das habe ich meinem Lehrmeister jedoch niemals er zählt. bevor der Hirsch das Moor ver ließ, sagte er et was in einer Sprache, die ich nicht verstehen konnte, aber ich wusste, dass es sich dabei um eine korrumpierte Form der Alten Sprache handelte. Er sprach mich sogar an, wenngleich ich ihn nicht verstehen konnte; dennoch begriff ich seine Nachricht: Wir durften niemals mehr zu diesem Ort kommen, und wenn ich es doch täte, würde ich sterben. Ich erinnere mich daran, wie unnatürlich diese Bestie war, Falkner, mit ihrem weißen Fell und ihrem Geweih, das selbst wie Dorngesträuch wirkte. Der Priester sagte zu mir, dass die Dämonen von jeher dort auf der Lauer lägen, wo die Kirche die Wandlung noch nicht voll zogen hätte. Der tiefe Wald ist ein tödlicher Ort, und die Diener des Satans sind dort überall und warten.«
    Trotz des Schauders, der mir bei dieser Geschichte über den Rücken lief, gebe ich zu, dass sie mich fesselte, denn ich hatte keine Angst vor Sümpfen oder Hirschen und wünschte mir große Abenteuer.
Vielleicht war ich in den Jahren, in denen ich vom Essen des Barons gespeist hatte, stolz geworden, aber meine Kindheit in der strohgedeckten Lehmhütte erschien mir wie ein anderes Leben, ein Traum, den ich, ein Jägeranwärter, der Falkner, einst geträumt hatte - vielleicht war es auch ein Albtraum gewesen. In meiner Fantasie hatte ich mir sogar eine Familie erschaffen, die vom Hofe des Barons stammte, mit Kenan Sensterre als meinem Vater. Und die Baronin war meine Mutter, die Dame des Schlosses, die man kaum zu Gesicht bekam.
    In vieler Hinsicht schien mein Lehrmeister die Art von Vater zu sein, von der Kinder nur träumen, auch wenn er keine Faulheit oder Dummheit oder Unehrlichkeit ertrug, ohne eine Peitsche hervorzuholen und einen der Arbeitsjungen an den Pfosten zu binden. Ich hatte sogar selbst schon diese Bestrafung erlitten, aber sie war mir in einer solchen Anzahl zugemessen worden, dass ich nicht gekränkt sein konnte, denn ich stahl oftmals einen Apfel vom Küchenmädchen oder schlief am Rande des Teiches ein, wenn ich eigentlich die Schwäne zum Schlachtblock treiben sollte. Ich freundete mich mit meinem Wohltäter an. Als ich älter wurde, zeigte ich ihm die Geheimnisse, die es zu beachten gab, wenn man Vögeln - hauptsächlich Rabenvögeln - das Sprechen beibringen wollte. Er erzählte mir, er habe auf seinen Reisen Vögel mit langen Schwanz federn gesehen, die Lieder in der richtigen Tonlage sangen, und versprach mir, dass er einen von ihnen fangen und mir mit bringen wollte, sollte er je wieder zu jenem Gebirge im Süden reisen. Später kam er zu der Überzeugung, dass er dies nicht fördern konnte, denn auf Grund der Furcht vor Zauberei, die es unter den Leuten reichlich gab, glaubten viele von ihnen, sprechende Vögel wären die Abgesandten des Teufels.
    Ich enthüllte das Geheimnis des Abrichtens meiner Falken und, wo es möglich war, selbst der Schwäne: Man musste in

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